Redner(in): Horst Köhler
Datum: 26. November 2008
Quelle: http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Horst-Koehler/Reden/2008/11/20081126_Rede.html
Keine Frage: das Deutsche Museum braucht eine Generalsanierung. Niemand, lieber Herr Professor Heckl, weiß das besser als Sie und Ihre Mitarbeiter. Und deswegen haben Sie inzwischen ein Konzept für die "Initiative Zukunftssicherung Deutsches Museum" auf die Beine gestellt. Ich freue mich, dass sich der Gründerkreis der Zukunftsinitiative nun konstituiert hat, und ich danke den darin vertretenen Unternehmen für ihr Engagement. Erfreulich ist auch die Erklärung der Bundesministerin für Bildung und Forschung, sich über die Forschungsförderung hinaus substantiell an den Sanierungskosten zu beteiligen. Jetzt kommt es darauf an, diese Initiative zu einem wirklichen Gemeinschaftsprojekt von Bund, Land Bayern, Stadt München und der Wirtschaft zu machen. Wir wissen: es handelt sich um ein gewaltiges Projekt, das entsprechend große Summen verlangt. Aber es ist ein wichtiges Projekt und lohnt diese gemeinsame Kraftanstrengung.
Das Deutsche Museum ist das naturwissenschaftlich-technische Gedächtnis unserer Nation. Zugleich ist das Museum ein Schaufenster in das Land der Ideen, ein Aushängeschild Deutschlands als Heimat der Tüftler und Erfinder. Seit über 100 Jahren fasziniert und inspiriert das Deutsche Museum Menschen aus Deutschland und der ganzen Welt. Nicht umsonst berichten Nobelpreisträger davon, dass sie in jungen Jahren bei einem Besuch im Deutschen Museum entschieden haben, Naturwissenschaftler zu werden. Nicht umsonst strömen jährlich eine Million Menschen - darunter viele Kinder und Jugendliche - auf die Münchener Museumsinsel.
Die Zukunftssicherung des Deutschen Museums ist eine Aufgabe von nationaler Bedeutung, weil sie zugleich ein Beitrag zur Zukunftssicherung unseres Landes ist. Wer die Welt von heute und die Rolle des Menschen darin verstehen will, wer sich den Herausforderungen der Moderne - angefangen von der nachhaltigen Rohstoffnutzung über den Klimaschutz bis hin zur Sicherung von Ernährung und Gesundheit - stellen will, der braucht ein breites Wissen über Naturwissenschaft und Technik. Solches Wissen gehört zu guter, ganzheitlicher und zeitgerechter Bildung. Schon deswegen müssen wir dafür sorgen, dass sich junge Menschen für Naturwissenschaft und Technik begeistern - durch die Schule, aber eben auch durch spannende Orte wie das Deutsche Museum. Und wir müssen mehr dafür tun, dass junge Menschen nicht nur technisches und naturwissenschaftliches Wissen erwerben, sondern es später auch in Wissenschaft und Wirtschaft einsetzen und vermehren wollen. Wir brauchen die besten Köpfe für Wissenschaft und Technik - und wir brauchen möglichst viele davon. Tatsächlich aber steuern wir auf ein massives Nachwuchsproblem zu - schon heute ist die Repräsentanz der so genannten MINT-Fächer unter den jungen Erwerbstätigen unterdurchschnittlich: Kommen in Deutschland beispielsweise auf 100.000 junge Erwerbstätige 1.423 Hochqualifizierte mit MINT-Abschluss, so sind es in Korea mehr als doppelt so viele. Wenn sich hier nichts ändert, wird das Auswirkungen haben auf die Innovationsfähigkeit unseres Landes und damit auf unseren künftigen Wohlstand.
Wenn wir wollen, dass der Ehrensaal des Deutschen Museums mit den Büsten und Bildern der großen deutschen Erfinder und Entwickler nicht zum nostalgischen Abglanz einer erfolgreichen Vergangenheit wird, müssen wir jetzt in die Bildung, in den Wissensdurst und in die Technikbegeisterung der jungen Generation investieren. Wenn wir wollen, dass sich die moderne "hall of fame" im Deutschen Museum - die Dauerausstellung zum Deutschen Zukunftspreis - weiter mit Exponaten füllt, müssen wir heute für attraktive und motivierende naturwissenschaftlich-technische Bildungsorte sorgen. Und zu den ersten und wichtigsten dieser Orte gehört das Deutsche Museum in München. Das muss auch für die Zukunft sichergestellt werden. Ich wünsche der Initiative "Zukunftssicherung" allen Erfolg.
Lassen Sie uns darauf das Glas erheben!