Redner(in): Horst Köhler
Datum: 29. April 2009
Quelle: http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Horst-Koehler/Reden/2009/04/20090429_Rede.html
Herzlich willkommen in Schloss Bellevue.
Wir haben einiges gemeinsam. Wir sind in Schwaben aufgewachsen und haben beide die Garnisonstadt Münsingen als Soldaten erlebt. Sagt uns das was? Aus Ihnen ist der höchste Soldat unseres Landes geworden. Ich freue mich, dass Sie heute hier sind und dass ich Sie ehren darf.
Generale aus Schwaben - eine Marktlücke: "Also, Dichter haben wir genügend aus dem Schwabenland", haben Sie einmal gesagt,"kluge Leute, Philosophen... und was wir alles produziert haben, aber Generale haben wir ganz wenig gehabt. Da hab ich gesagt, das ist die Lücke. In die gehst Du jetzt." Das nennt man Überblick, sicherlich eine Voraussetzung, um erfolgreich zu werden.
Fast auf den Tag genau vor 43 Jahren sind Sie in die Bundeswehr eingetreten. In die Panzertruppe Dornstadt, habe ich gelesen. Wie die Bundeswehr 1966 war, wie sie heute ist und was sich dazwischen getan hat, das können Sie viel kompetenter darstellen als ich. Fest steht: Die Veränderung der Bundeswehr bleibt ständiger Begleiter Ihrer Karriere, und seit vielen Jahren gestalten Sie die Bundeswehr jetzt selber kräftig mit.
Ihr Name steht für den Begriff der Transformation der Bundeswehr zur Armee im Einsatz. In einem Balanceakt zwischen militärischen Erfordernissen und politischer Durchsetzbarkeit haben Sie diesen Prozess vorangetrieben. Und dass heute der amtierende Bundesminister der Verteidigung, Franz Josef Jung und sein Amtsvorgänger Peter Struck sowie Abgeordnete des Deutschen Bundestages unter uns sind, worüber ich mich freue, nehme ich als Zeichen eines guten Zusammenwirkens von Politik und Streitkräften in unserer Demokratie. Sie selber werden dabei nicht müde, darauf hinzuweisen, wie wichtig gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Anerkennung für den schweren, gefährlichen Dienst ist. Auch das finde ich richtig und wichtig. Die Bundeswehr im Jahr 2009: eine drastisch verkleinerte Armee mit Aufgaben zwischen humanitärer Hilfe und Kampfeinsatz, von der Bekämpfung von Terroristen bis zum Wiederaufbau kriegszerstörter Gebiete. Ein hochverantwortungsvoller, komplexer Dienst für unser Land, der kritische Begleitung aushalten muss, aber auch Respekt und Anerkennung verdient und Solidarität. Sie wissen mich dabei an Ihrer Seite.
Der 60. Geburtstag der Bundesrepublik Deutschland in diesem Jahr ist ein guter Anlass, auch die positive Rolle der Bundeswehr in unserer Gesellschaft zu würdigen. Und in einer Welt, in der Deutschland mehr Verantwortung trägt.
Entscheidend sei es, immer über die Lage der Soldaten im Bilde zu sein, haben Sie einmal gesagt. Der Soldat als Mensch im Mittelpunkt: bei Ihnen keine Binse, sondern Auftrag, oder, anders und wie immer in klarer Sprache von Ihnen formuliert: "Zuerst bin ich Soldat". So ist es auch kein Zufall, dass zu Ihrer Konzeption "die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Dienst in den Streitkräften" gehört.
Sie strahlen Vertrauen aus und Kontinuität. In die Truppe hinein und nach draußen, national und international. Ihnen nimmt man ab, dass die Bundeswehr fest in der Demokratie verankert ist. Ihnen nimmt man das gute alte Wort "Dienen" ab. General Schneiderhan würde ich meinen Sohn anvertrauen ", hat einmal jemand über Sie gesagt. Kann man sich mehr des Lobes vorstellen?
Sie wären auch gerne Geschichtslehrer geworden. Ich denke, bei der Bundeswehr haben Sie tatkräftig mitgeholfen, Lehren aus der Geschichte zu ziehen, die uns allen gut bekommen. So bin ich froh, dass Sie sich für die Bundeswehr entschieden haben.
Sie haben in der langjährigen Zusammenarbeit mit politischen und militärischen Entscheidungsträgern vieler Nationen das Ansehen der Bundeswehr und Deutschlands gemehrt. Sie haben sich um unser Land verdient gemacht. Dafür danke ich Ihnen und freue mich, Sie jetzt für Ihre Verdienste mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland auszuzeichnen.