Redner(in): Joachim Gauck
Datum: 18. September 2014
Untertitel: Bundespräsident Joachim Gauck hat am 18. September die deutschsprachigen Staatsoberhäupter in Bad Doberan und Rostock getroffen. In seiner Ansprache zum Mittagessen sagte er: "Verbunden sind wir durch Sprache, verbunden sind wir durch die zahlreichen Begegnungen zwischen den Menschen aus unseren Ländern und verbunden sind wir natürlich durch unser gemeinsames Haus Europa."
Quelle: http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2014/09/140918-Staatsoberhaeupter-Tischrede.html
Der heutige Tag ähnelt einem Familientreffen. Diese Familie versammelt sich zum nunmehr elften Mal. Und ein schönes Wesensmerkmal einer Familie ist, dass sie größer und damit vielfältiger werden kann. Genau dies geschieht heute: Erstmals nehmen in diesem Jahr der König der Belgier und der Großherzog von Luxemburg teil. Ich freue mich sehr, dass wir in diesem Jahr Sie, Majestät, und Sie, Königliche Hoheit, in unserem Kreis begrüßen dürfen.
Verbunden sind wir durch Sprache, verbunden sind wir durch die zahlreichen Begegnungen zwischen den Menschen aus unseren Ländern und verbunden sind wir natürlich durch unser gemeinsames Haus Europa. In der Familie beginne die wahre Politik, so der Dichter Gottfried Keller übrigens ein Schweizer. In dieser Familie, bei diesem Treffen, gilt es dagegen vielmehr, einen Austausch zu jenen Themen und langfristigen Entwicklungen anzustoßen, für welche die Tagespolitik meist nur wenig Raum lässt.
Die Themen, über die wir heute Vormittag gesprochen haben, sind hier in meiner Heimat Mecklenburg-Vorpommern höchst aktuell. Mecklenburg-Vorpommern ist, als das am dünnsten besiedelte Bundesland, mit jenen Herausforderungen des demografischen Wandels konfrontiert, die so vieles betreffen: die Infrastruktur, die medizinische Versorgung und natürlich die öffentlichen Haushalte. Daraus erwachsen viele Fragen für politisches Handeln. Die Antworten auf diese Fragen kann die Politik nicht alleine geben. Es braucht einen breiten Austausch, einen gesamtgesellschaftlichen Dialog darüber, wie wir dem demografischen Wandel und seinen Folgen begegnen können.
Seit der friedlichen Revolution im Herbst 1989, als sich so viele Menschen in der DDR auf den Weg zu Freiheit und Demokratie machten und damit die deutsche Einheit ermöglichten, hat der Osten Deutschlands tiefgreifende Veränderungen erlebt. Ich freue mich, dass meine Heimat Mecklenburg-Vorpommern ihren Weg findet ebenso wie Rostock, mit seiner stolzen Tradition als Hansestadt und mit der ältesten Universität in Nordeuropa. Und hier, im Land wie in der Stadt, in deren Hafen wir bald einfahren, weiß man zudem um die Vorzüge der Nähe zu unserem polnischen Nachbarn.
Austausch über Grenzen hinweg das prägt auch unser Treffen. In diesem größer gewordenen Kreis erhebe ich also mein Glas auf die gute Zusammenarbeit und die Partnerschaft unserer Länder in der Gegenwart wie in der Zukunft!