Redner(in): Joachim Gauck
Datum: 25. November 2014
Untertitel: Bundespräsident Joachim Gauck hat am 25. November anlässlich seines offiziellen Besuchs in der Republik Slowenien beim Galadinner, gegeben vom Präsidenten Borut Pahor, eine Ansprache gehalten: "Mit Ihrem Engagement haben Sie zu einer Annäherung zwischen den Staaten des westlichen Balkans beigetragen. Dabei sind Sie auch deshalb erfolgreich, weil Sie gerade als Mitglied der EU eigene Erfahrungen anzubieten haben."
Quelle: http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2014/11/141125-Slowenien-Galadinner.html
Ich freue mich darüber, an diesem Tag und an diesem Abend Ihr Gast zu sein und den Austausch mit Ihnen fortsetzen zu können. Bereits bei Ihrem Besuch im April des vergangenen Jahres sprachen wir in Berlin über die Herausforderungen für die Zukunft unserer Länder. In diesem Jahr, 25 Jahre nach dem Ende der Abschottung von Ost- und Westeuropa, können wir aber auch zurückschauen. Wir können zufrieden feststellen, wie viel sich verändert hat, wie viel erreicht worden ist im unabhängigen Slowenien wie im wiedervereinigten Deutschland.
Slowenien ist heute Mitglied der Europäischen Union und der NATO, des Schengenraums und der Eurozone. Slowenien setzt sich ein für die europäische Idee, für ein einiges und für ein starkes Europa. Es hat sich gemeinsam mit anderen entschieden für ein Europa des Friedens, und zwar nach einem Jahrhundert der Kriegsgräuel, die nicht zuletzt von Deutschen ausgingen und auch für Slowenen viel Leid bedeuteten.
Und Slowenien hat als Vermittler viel getan: Mit Ihrem Engagement haben Sie zu einer Annäherung zwischen den Staaten des westlichen Balkans beigetragen. Dabei sind Sie auch deshalb erfolgreich, weil Sie gerade als Mitglied der EU eigene Erfahrungen anzubieten haben.
Aber auch in anderen Bereichen hat Ihr Land viel erreicht. Sie haben sich die Erkenntnis zu Eigen gemacht, dass der Schlüssel zu Wohlstand gute Bildung ist. Bildung und wirtschaftlicher Erfolg lassen sich nicht voneinander trennen. Es ist eine wichtige Aufgabe für alle europäischen Regierungen, auch für unsere beiden Länder, gerade jungen Menschen vielfältige Berufs- und Lebenschancen zu eröffnen. Und daher freue ich mich besonders auf meinen morgigen Besuch in einem neuen Ausbildungszentrum und bei einem mittelständischen Unternehmen.
Wir wissen auch beide, dass ohne Innovation, ohne Wissenschaft und Forschung, keine Volkswirtschaft auf Dauer leistungsfähig sein kann. Dass heute ein neues Kooperationsabkommen zwischen der Hochschule Ljubljana und der Technischen Universität Berlin unterzeichnet werden konnte, das ist ein schöner Ausdruck zukunftszugewandter slowenisch-deutscher Zusammenarbeit.
Herr Präsident,
ich weiß, dass Ihnen die Frage des sozialen Ausgleichs innerhalb der Gesellschaft besonders am Herzen liegt. Das war ein Thema unserer gemeinsamen Diskussion mit Unternehmern und Gewerkschaftern am heutigen Nachmittag. Der Dialog zwischen den Sozialpartnern, auch wenn er bisweilen kontrovers geführt wird, ist in Deutschland ganz elementarer Bestandteil der Sozialen Marktwirtschaft. Wir haben auf diesem Gebiet gute Erfahrungen, wir haben gelernt, Kooperation führt weiter als Konfrontation.
Von gegenseitigem Austausch, wie er auch den heutigen Tag geprägt hat, profitieren wir alle. Ich wünsche mir, dass noch mehr Deutsche Slowenien kennenlernen und seine landschaftliche Schönheit erleben, die Julischen Alpen mit dem spektakulären Berg Triglav, die beeindruckenden Karsthöhlen oder die malerischen Weingärten.
Völkerwanderungen und damit verschiedene Kulturen haben im Lauf der Geschichte in Ihrem Land tiefe Spuren hinterlassen in diesem Sinne ist Slowenien besonders europäisch. Und diese Insignien der Historie kann erleben, wer heute nach Slowenien kommt wahre Schätze der Kunst, über die Städte, Kirchen und Klöster im ganzen Land verteilt.
Dieses kulturelle Erbe ist auch hier in Ljubljana auf wunderbare Weise sichtbar: Die drei Brücken, die über den Fluss Ljubljanica führen, sind ein schönes Sinnbild der Rolle Sloweniens in Europa und in Richtung Balkan als Bindeglied und als Vermittler.
Herr Präsident, meine Damen und Herren,
unsere bilateralen Beziehungen sind ausgezeichnet. Dass sich die Mitglieder der Regierungen unserer Länder immer wieder treffen und beraten, das ist inzwischen glückliche Normalität in unserem Europa. Der neu gewählten slowenischen Regierung wünsche ich Weitsicht bei ihren Entscheidungen. Und in diesem Sinne erhebe ich mein Glas auf die Zukunft Ihres Landes ebenso wie auf die Freundschaft zwischen Slowenien und Deutschland!