Redner(in): Johannes Rau
Datum: 19. November 2000
Quelle: http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Johannes-Rau/Reden/2000/11/20001119_Rede.html
Wir denken heute
an die Opfer von Gewalt und Krieg,
an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.
Wir gedenken
der Soldaten, die in den Weltkriegen starben,
der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach
in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge
ihr Leben verloren.
Wir gedenken derer,
die verfolgt und getötet wurden,
weil sie einem anderen Volk angehörten,
einer anderen Rasse zugerechnet wurden
oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung
als lebensunwert bezeichnet wurde.
Wir gedenken derer,
die ums Leben kamen,
weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer,
die den Tod fanden,
weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben
festhielten.
Wir trauern
um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage,
um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung.
Wir gedenken heute auch derer,
die in diesem Jahr bei uns
durch Hass und Gewalt gegen
Fremde und Schwache Opfergeworden sind.
Wir trauern mit den Müttern und mit allen,
die Leid tragen um die Toten.
Aber unser Leben steht im Zeichen
der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern,
und unsere Verantwortung gilt dem Frieden
unter den Menschen zu Hause und in der Welt.
Wir denken heute