Redner(in): Horst Köhler
Datum: 6. Juli 2007
Quelle: http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Horst-Koehler/Reden/2007/07/20070706_Rede.html
Liebe Gäste, herzlich willkommen im Park von Schloss Bellevue! Beim Blick in die Runde sehe ich viele bekannte Gesichter - und noch mehr unbekannte! Das verspricht ein unterhaltsames, ja spannendes Fest, denn ich weiß: Praktisch alle, die heute hier zu Gast sind, sind eingeladen, weil sie mit ihren Ideen, Talenten und Leistungen zum guten Miteinander in Deutschland beitragen. Das bietet für unser heutiges Miteinander unerschöpflichen Gesprächsstoff. Meine Frau und ich, wir freuen uns darauf.
Das Sommerfest des Bundespräsidenten ist guter Brauch. Es ist ein Ort der Begegnung, wie es so bei uns keinen zweiten gibt: Hier begegnen sich Repräsentanten und Repräsentierte, Prominente und - tja, Normalbürger? , Ältere und Jüngere, Menschen mit Behinderung und Menschen ohne; Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen und mit unterschiedlichen religiösen Überzeugungen; Einheimische und Zugewanderte - kurz: Menschen in all ihrer Vielfalt.
Die Menschen sind verschieden - das klingt fast wie eine Binsenweisheit. Diese Verschiedenheit ist eine starke Kraft. Sie kann trennen, kann Misstrauen oder Angst erzeugen. Sie kann aber auch neugierig und kreativ machen, sie kann beflügeln und bereichern. Wie das geht? Das zeigen Sie, liebe Gäste: Sie alle engagieren sich auf verschiedene Weise - auf Ihre persönliche Weise nämlich! - für das gute Miteinander in unserem Land. Sie nehmen Verschiedenheit zum Anlass, zueinander zu kommen, damit Unterschiede nicht trennen, sondern verbinden und oft sogar zu einer gemeinsamen Stärke werden. Sie zeigen mit Ihrem Engagement, wie viel Gemeinsamkeit bei aller Verschiedenheit möglich ist. Man könnte auch sagen: Sie zeigen, wie Integration gelingt.
Es gibt viele ermutigende Vorbilder wie Sie; viele gute Beispiele für Gemeinsamkeit in Vielfalt. Einige davon habe ich auf meinen Reisen durchs Land kennen gelernt: Orte zum Beispiel, an denen alte und junge Menschen so miteinander leben, dass es allen zugute kommt. Kindergärten und Schulen, Vereine und Initiativen, in denen Kinder mit Behinderung ganz selbstverständlich mit anderen zusammen spielen und lernen. Unterricht und Freizeitangebote, die gezielt Kinder fördern, denen sich zuhause keine so guten Startchancen bieten. Muslime und Christen, die sich für das respektvolle und Gemeinschaft stiftende Zusammenleben aller engagieren. Ich habe Unternehmen kennen gelernt, die bei ihren Mitarbeitern bewusst auf die Kraft der Beteiligung und Freiheit setzen. Heute Abend sind viele Menschen hier versammelt, die gute Beispiele gesetzt und geprägt haben. Ich freue mich darüber.
Sie alle zeigen freilich auch: Integration ist kein Selbstläufer. Und: Integration ist mehr als ein freundliches Nebeneinander. Damit Integration gelingt, braucht es die Bereitschaft, den anderen in seiner Verschiedenheit anzunehmen und sie nicht als Mangel, sondern als Bereicherung zu begreifen. Es braucht die Anstrengung, Verschiedenheit - wo nötig - auszugleichen und Teilhabemöglichkeiten für alle zu schaffen. Es braucht den Mut, gemeinsam Regeln des Miteinanders zu benennen und auf ihre Einhaltung zu achten. Und es braucht die Bereitschaft jedes Einzelnen, die gebotenen Chancen dann auch wirklich zu ergreifen und die eigenen Kräfte zum Guten einzusetzen. Integration heißt für mich: Wir leben in einem Land; wir sind aufeinander angewiesen; wir lernen voneinander - und wir stehen vor Herausforderungen, die wir nur gemeinsam lösen können.
Sie, liebe Gäste, leisten dazu einen wichtigen Beitrag. Die Einladung zu diesem Sommerfest soll ein Dankeschön dafür sein.
Und noch zwei große Dankeschöns sind geboten. Erstens: Mehr als fünfzig Unternehmen unterstützen dieses Fest - mit Sachleistungen und mit Geld. Ohne sie wäre dieser einzigartige Abend nicht möglich. Und diese Unternehmen geben unserem Fest darüber hinaus eine besondere Note, weil sie mit guten Beispielen zeigen, wie Unternehmen das Miteinander in Deutschland stärken und ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden können. Ich bin für alle diese Beiträge dankbar.
Das zweite große Dankeschön: Deutsches Filmorchester Babelsberg, Mirijam Contzen, Florian Uhlig, Joana Zimmer, No Angels, Ketewa, Brenz Band, Bühnenkunstschule Academy, Muhabbet, Gayle Tufts, Yoshiko Waki, Jan M. Petersen, Michael Batz, Patrice und: Marietta Slomka! Mehr muss ich, glaube ich, nun nicht mehr sagen. Nochmals herzlich willkommen, gute Unterhaltung und viele gute Gespräche. Genießen wir diesen Abend, genießen wir unsere Vielfalt! Zur Bildergalerie )