Redner(in): Michael Roth
Datum: 26.08.2017

Untertitel: Begrüßungsansprache von Europa-Staatsminister Michael Roth anlässlich des Auftritts eines deutsch-georgischen Chores bei den Bad Hersfelder Festspielen
Anrede: Sehr geehrter Herr Minister Janelidze, lieber Mikheil,liebe Schülerinnen und Schüler,liebe Gäste,
Quelle: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Infoservice/Presse/Reden/2017/170826-StM_R_Bad_Hersfelde_Festspiele.html


lieber Uli Meiß,

willkommen zum Abschlusskonzert der Bad Hersfelder Festspiele hier in der Stiftsruine.

Wir schauen auf eine Welt voller Krisen, Kriege und Konflikte. Nicht nur ganz weit weg, sondern auch in unserer europäischen Nachbarschaft spielt sich Dramatisches ab. Die furchtbaren Bilder aus Aleppo, Mali, Kabul, aus dem Osten der Ukraine, Brüssel, Nizza und jüngst Barcelona gehen uns nicht aus dem Kopf. Wonach wir uns alle sehnen, ist Frieden. Frieden für alle Menschen auf diesem Globus. Das ist unser Traum!

Heute Abend bringt uns die Musik zusammen. Wie so oft. Und wir freuen uns darauf. Kann Musik die Welt ein bisschen besser machen? Bringt uns ein Lied den Frieden? Das mögen für den einen oder die andere ziemlich vermessene Frage sein! Natürlich nicht, werden viele sich denken. Und ich will ihnen widersprechen.

Wir werden gleich junge Menschen erleben, die nicht gegen einander sondern miteinander singen. Wir hören nicht nur die vertrauten Stimmen des von Uli Meiß so wunderbar geleiteten Chores. Wir hören auch junge Sängerinnen und Sänger aus Georgien. Und deshalb ist mein Kollege, der Außenminister von Georgien, Mikhleil Janelidze zu uns nach Bad Hersfeld gekommen. Ohne dieses Konzert würde es diesen Besuch nicht geben! Die Diplomatie folgt der Kultur - und nicht umgekehrt! Das ist doch großartig!

Und wenn wir uns daran erinnern, in wie vielen Ländern inzwischen der Chor von Uli Meiß Station gemacht hat, dann können wir sagen: ja, ihre Lieder bringen uns dem Frieden ein bisschen näher. Auf 45 Konzertreisen in 26 verschiedene Länder lernten sich Jugendliche kennen, wurden vielleicht sogar Freunde. Grenzen überwinden, Vorurteile abbauen, Neugier aufeinander wecken, zusammen lachen, zusammen feiern, zusammen singen. Genau darum geht es!

Und genau deshalb setzen wir bei uns im Auswärtigen Amt nicht nur auf die klassischen Mittel der Diplomatie und des Handels sondern auch der Kultur. Wer miteinander singt, der bekämpft sich nicht. Denn nur, wenn wir die Erzählungen unserer Freunde verstehen, wenn ihre Sicht auf sich selbst auch uns neue Einsichten ermöglicht, nur dann können wir hoffen, gemeinsame Antworten zu finden. Wer die Welt des anderen kennen und schätzen gelernt hat, fällt dem Hass politischer und religiöser Extremisten seltener zum Opfer.

2017 feiern wir mit vielen Veranstaltungen das Deutsch-Georgische Jahr. Sowohl bei uns als auch in Georgien. Ich bin stolz darauf, dass Bad Hersfeld heute Abend Gastgeberin ist und sich wieder einmal von seiner besten Seite zeigt. Noch einmal herzlich Willkommen, lieber Mikheil. Deine Anwesenheit ist uns allen eine große Ehre.

Heute Abend erleben wir in der Stiftsruine Europa, so wie es sein sollte: friedlich und bunt, grenzenlos und frei, ohne Hass und Gewalt. Ja, ein Lied vermag keinen Krieg zu beenden. Und ein solches Konzert wird vermutlich auch einen Terroranschlag nicht verhindern können. Aber unsere Sängerinnen und Sänger lassen sich davon nicht entmutigen. Im Gegenteil. Sie machen weiter als Botschafterinnen und Botschafter des Friedens, der Freude und der Musik. Und dafür danke ich von ganzem Herzen! Und allen wünsche ich einen wunderbaren Abend!