Redner(in): k.A.
Datum: 02.07.2007

Untertitel: Grußwort des Bundesaußenministers anlässlich des 50-jährigen Bestehens der deutsch-tunesischen Beziehungen
Anrede: Lieber Kollege Abdelwahab Abdallah,sehr geehrte Abgeordnete,meine sehr verehrten Damen und Herren,
Quelle: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Infoservice/Presse/Reden/2007/070702-TunGaladiner.html


Exzellenzen,

wir feiern heute den fünfzigsten Jahrestag der Aufnahme unserer diplomatischen Beziehungen. Deutschland und Tunesien blicken auf eine lange und erfolgreiche Zusammenarbeit zurück.

Vor 50 Jahren war Deutschland noch tief gezeichnet von dem 2. Weltkrieg und ein geteiltes Land. Tunesien hatte gerade erst seine Unabhängigkeit von der französischen Protektoratsmacht erlangt.

Heute, 50 Jahre später, ist Deutschland ein wiedervereinigtes Land in der Mitte eines geeinten Europas. Die Mauer, die es teilte, wurde in freier und friedlicher Selbstbestimmung der Deutschen niedergerissen.

Tunesien gehört heute zu den am weitesten entwickelten Staaten der arabischen Welt und des afrikanischen Kontinents. Es spielt eine Rolle, die deutlich über das hinausgeht, was seine bescheidene geographische Größe vermuten lassen würde. Die gemäßigte und auf Ausgleich bedachte Außenpolitik Tunesiens macht Ihr Land zu einem gesuchten Gesprächspartner in der arabischen Welt und darüber hinaus.

In diesem fünfzigsten Jahr unserer Beziehungen haben wir viele gemeinsame Veranstaltungen organisiert und das ohnehin dichte Netz durch viele gegenseitige Besuche weiter verdichtet. Sie, Lieber Kollege Abdallah, waren vor genau einem Jahr hier in Berlin. Ich denke gern an meinem Besuch in Tunis im November letzten Jahres zurück, besonders an das lebhafte Gespräch mit Studenten an der Universität.

Trag- und Zukunftsfähige Beziehungen brauchen aber ein Fundament, das tiefer reicht als gute Kontakte der Regierenden. Sie müssen in den Köpfen und Herzen der Menschen in unseren beiden Gesellschaften verankert werden. Es geht um gegenseitige Kenntnis, Sympathie und um Vertrauen.

Sie sehen heute in diesem Raum viele herausragende Gäste, die in diesem Sinne Großes für die deutsch-tunesischen Beziehungen geleistet haben.

Unzählbar viele andere Fäden ergeben das bilaterale Beziehungsnetz:

Viele meiner Landsleute haben wunderbare Urlaubstage in Tunesien verbracht. Manchen sind Orte wie Monastir oder Hammamet vertrauter als die heimischen Orte Ahrenshoop und Timmendorf.

Wir hatten die Freude, Ihre Mannschaft und viele tunesische Fans zu Fußballweltmeisterschaft unserem Sommermärchen im letzten Jahr - bei uns begrüßen zu dürfen. Die 40.000 Tunesier, die in Deutschland leben, die Deutschen, die sich in Ihrem schönen Land niedergelassen haben, sind lebende Brücke zwischen unseren beiden Ländern.

Länder wie unsere, denen die Natur wenig Bodenschätze geschenkt hat, müssen ihre Schätze selbst an- und ausbauen. Der größte Reichtum unserer Länder liegt in den Köpfen und Herzen von gut ausgebildeten, motivierten jungen Menschen, die mit Zuversicht ihre eigene Zukunft und die ihrer Länder gestalten wollen.

Heute gilt mehr als zuvor: nur eine Wissensgesellschaft, die ihren Bürgerinnen und Bürgern breiten Zugang zu Grundbildung ebenso wie zum internationalen Stand der Wissenschaft ermöglicht, wird in der Lage sein, nicht nur an den Risiken, sondern auch an den Chancen der Globalisierung erfolgreich zu partizipieren. Das hat Tunesien als erster Staat in seiner Region erkannt.

Bildungs- und Jugendaustausch gehören aus meiner Sicht zu den wichtigsten Standbeinen der deutsch-tunesischen Kooperation. Die Erfolge können sich sehen lassen: 10 % der im Ausland studierenden Tunesier sind an einer deutschen Hochschule immatrikuliert. Das sind 1.200 Studierende zwölfhundert junge Leute, die unsere Sprache sprechen, unser Land kennen lernen und hier Freundschaften schließen. Sie sind die Zukunft für unsere bilateralen Beziehungen. Die Stipendien, die wir über den DAAD verleihen, sind die besten Investitionen in die Zukunft unserer bilateralen Beziehungen.

In diesem Sinne erhebe ich nun mein Glas und bitte Sie mit mir auf die nächsten 50 Jahre der deutsch-tunesischen Beziehungen anzustoßen.

Tunesien