Redner(in): Cornelia Pieper
Datum: 04.10.2011
Untertitel: Bildung ist der Schlüssel für die Zukunft
Quelle: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Infoservice/Presse/Reden/2011/111004_StM_P_GUC.html
Festrede von Staatsministerin Cornelia Pieper anlässlich der Teilnahme an der Graduierungsfeier der GUC Kairo am 01. Oktober 2011
Liebe Absolventinnen und Absolventen,
meine Damen und Herren,
verehrte Gäste,
ich freue mich sehr, heute hier bei Ihnen in Kairo sein zu können, um an Ihrer Graduierungsfeier teilzunehmen. Ihnen, liebe Absolventinnen und Absolventen, gratuliere ich ganz herzlich zu Ihrem persönlichen Erfolg. Mit dem Zeugnis, das sie heute erhalten, und - viel wichtiger noch - mit dem breiten Wissensschatz, den Sie an Ihrer Universität in den vergangenen Jahren erworben haben, sind Sie bestens gerüstet, um die Zukunft als Chance zu begreifen und diese aktiv mitzugestalten. Von vielen Seiten habe ich die Rückmeldung erhalten, dass Sie hervorragend qualifiziert sind und damit sehr gute Chancen am Arbeitsmarkt haben werden.
Ihnen, verehrte Vertreter der GUC, danke ich herzlich für Ihre Einladung. Die GUC unterstreicht in eindrucksvoller Weise den Wert des internationalen Austauschs und der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Bildung und Forschung zwischen Deutschland und Ägypten. Dass sie zu einer Vorzeigeeinrichtung geworden ist, die Qualität bietet und hohe Anziehungskraft auf die klügsten Köpfe in der Region ausübt, lässt sich nicht zuletzt daran ablesen, dass sie mittlerweile 8000 motivierte und leistungsstarke Studierende vorweisen kann.
Die GUC bietet ihren Studierenden und Graduierten in Zusammenarbeit mit ihren deutschen Partneruniversitäten die Möglichkeit, das deutsche Hochschulsystem kennenzulernen und eröffnet ihnen Optionen für Praktika, Studien- oder Forschungsaufenthalte in Deutschland. Die deutschen Partnerhochschulen in Ulm, Stuttgart und Tübingen profitieren ebenfalls von diesem Austausch und dem Aufbau neuer Kooperationen in der Region. Somit ist die GUC ein Gewinn für beide Seiten. Ich begrüße daher, dass die GUC mit Unterstützung des DAAD im Februar diesen Jahres ergänzend zu dem Deutschland-Büro bei der Partnerhochschule in Ulm auch ein Büro in Berlin eröffnet hat, mit dem der Austausch mit deutschen Hochschulen noch intensiviert werden soll.
Im Rahmen des so genannten "Track to Germany" gibt es eine Fülle von Deutschlandaufenthalten, die mit Stipendien gefördert werden, die ebenfalls der DAAD finanziert. Pro Jahr kommen zwischen 600 und 700 Studierende und Mitarbeiter im Rahmen von Gruppenprogrammen nach Deutschland. Momentan sind etwa 400 Absolventen der GUC in postgradualen Studiengängen in Deutschland eingeschrieben.
Damit die GUC sich gut weiterentwickeln kann, sollen die Möglichkeiten für die Studierenden weiter ausgebaut werden, die einen Teil ihres Studiums in Deutschland verbringen, und dort weiter studieren oder forschen möchten. Gleichzeitig sollte die GUC ihr Profil in der Forschung stärken und ihre Kontakte zur deutschen Hochschul-und Forschungslandschaft ausbauen. Diesen Weg werden das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für Bildung und Forschung aktiv begleiten und fördern. Denn gerade in der jetzigen Situation des historischen Umbruchs sieht die Bundesregierung ihre Verantwortung, jungen Menschen in Ägypten dabei zu helfen, eine gute Zukunft für ihr Land mitzugestalten und sie bei Bildung und Ausbildung zu unterstützen.
Mit großer Sympathie hat Deutschland seit Beginn des Arabischen Frühlings verfolgt, wie junge Menschen in Ägypten und Tunesien, die sich um ihre Zukunftsperspektive betrogen sahen, zu einer weitgehend friedlichen Veränderung der herrschenden Verhältnisse beigetragen haben. Jugendliche und Studenten waren Protagonisten in den Tagen der Ägyptischen Revolution.
Deutschland möchte einen Beitrag dazu leisten, dass diese jungen Menschen, die die weitere Entwicklung ihres Landes in die Hand genommen haben, ihr Land in eine gute Zukunft führen und Perspektiven entwickeln können.
Deshalb hat die Bundesregierung mit Ägypten und Tunesien Transformationspartnerschaften geschlossen und wird hierzu in den kommenden zwei Jahren 100 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Damit wollen wir bei notwendigen politischen und wirtschaftlich-sozialen Reformen helfen. Denn Freiheit und Wohlstand südlich des Mittelmeers dauerhaft zu sichern ist von entscheidender Bedeutung für Deutschland und die Staaten der Europäischen Union. Ebenso wollen wir auch zivilgesellschaftliche Strukturen fördern, die zu einer Entwicklung der politischen Willensbildung beitragen und die gewonnene Freiheit demokratisch sichern und stärken.
Mittel- und langfristig ist insbesondere Bildung entscheidend für die Entwicklung von Ländern und Gesellschaften. Sie ist der Schlüssel für die Zukunft und entscheidet darüber, ob eine Gesellschaft Beschäftigung und Wohlstand langfristig sichern kann. Bildung trägt aber auch dazu bei, dass sich eine Gesellschaft kulturell verortet, sich ihrer Identität bewusst wird. Dies gilt für Deutschland ebenso wie für Ägypten.
Die Bildungszusammenarbeit und Hochschulkooperationen spielen deshalb eine zentrale Rolle im Rahmen der Transformationspartnerschaft. Wir möchten mit Ihnen Bildungspartnerschaften auf Augenhöhe eingehen, um Wissens- und Entwicklungspotentiale gemeinsam zu nutzen. Um die großen Herausforderungen von heute zu bestehen, müssen wir mit miteinander geteiltem Wissen zu gemeinsamen Lösungen kommen. Mein Wunsch ist es, dass die GUC zu einer wichtigen Stimme im Dialog zwischen der europäischen und der arabischen Welt wird.
Liebe Absolventinnen und Absolventen,
ich gratuliere Ihnen nochmals ganz herzlich zu Ihrem Studienabschluss. Sie können stolz sein, auf das, was Sie geleistet haben. Johann Wolfgang von Goethe hat gesagt: "Es ist nicht genug, zu wissen man muss es auch anwenden. Es ist nicht genug, zu wollen man muss es auch tun!"
Sie, die jungen Menschen in Ägypten, haben bereits gezeigt, dass Sie bereit sind, sich zu engagieren und etwas zu verändern. Ich möchte Sie ermuntern, dies auch weiterhin zu tun und sich aktiv in den Austausch und die Kooperation mit Deutschland einzubringen.