Redner(in): Maria Böhmer
Datum: 02.03.2015
Untertitel: Grußwort von Staatsministerin Böhmer anlässlich der Außenministerkonferenz Deutschland Karibische Gemeinschaft (CARICOM) am 2. März 2015
Anrede: Sehr geehrte Frau Außenministerin Rodrigues-Birkett,sehr geehrte Damen und Herren Minister,sehr geehrter Herr Generalsekretär LaRoque,sehr geehrter Herr Dr. Festge,sehr geehrte Damen und Herren!
Quelle: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Infoservice/Presse/Reden/2015/150302_StMB_Caricom.html
Ich begrüße Sie sehr herzlich im Haus der deutschen Wirtschaft!
Als wichtige Partner Deutschlands in einer globalisierten Welt sind Sie in dieser Woche zu Gast in Deutschland, um die Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern zu vertiefen.
Die Welt verändert sich rasant. Deutschland und die Europäische Union stehen gegenwärtig vor großen Herausforderungen.
Die Ereignisse in der Ukraine und die Haltung Russlands stellen unsere europäische Nachkriegsordnung und unser Verständnis vom Selbstbestimmungsrecht der Völker und der territorialen Integrität der Ukraine in Frage.
Umso wichtiger ist es, dass die Europäische Union im Interesse und zum Wohle der Menschen in der Ukraine geschlossen handelt.
Auch die derzeitige finanzielle Situation in Griechenland bietet Anlass zur Sorge und wirft viele offene Fragen auf. Doch ich bin zuversichtlich, dass wir hier in der Europäischen Union gemeinschaftlich zu einer Lösung kommen.
Um der sich verändernden Weltordnung Rechnung zu tragen, ist die deutsche Außenpolitik mehr denn je gefordert, sich zu engagieren: vor allem in der Krisenprävention, Krisenbewältigung und -nachsorge.
Dazu brauchen wir starke und verlässliche Partner in der Welt.
In der globalisierten Welt arbeiten wir besonders eng und gut mit den Partnern zusammen, die sich zur Einhaltung der Menschenrechte und zur Rechtsstaatlichkeit verpflichten. Denn Rechtsstaatlichkeit ist auch die Voraussetzung für Investionssicherheit.
Darüber hinaus spielt die Wirtschaft für die Wettbefähigkeits- , Innovations- und Zukunftsfähigkeit unserer Länder eine bedeutende Rolle!
Deutschland und die karibischen Staaten arbeiten seit langem vertrauensvoll und erfolgreich zusammen.
Aus vielen unterschiedlichen Gründen hat sich das duale Ausbildungssystem in Deutschland besonders bewährt und zu einem wichtigen Faktor unserer Wettbewerbsfähigkeit entwickelt.
Andere Länder in der Welt zeigen zunehmend Interesse am deutschen dualen Ausbildungssystem, vor allem seit der Wirtschaftskrise in Europa.
Auch hier hat sich unser Berufsbildungssystem bewährt:
als wichtiger Faktor für wirtschaftliche Stabilität!
Das deutsche Modell beruht auf der Verbindung von Schule und Betrieb.
Es kombiniert Berufsschule und Ausbildungsplatz in einem Unternehmen, schafft also nicht nur praktische Erfahrung, sondern auch theoretische Grundlagen.
Dazu gehören die Bindung an einen Betrieb und häufig die Aussicht auf einen Arbeitsplatz.
Denn ein Problem, vor dem wir in Europa stehen, ist die hohe Jugendarbeitslosigkeit.
Deutschland hat im EU-Vergleich die niedrigste Quote.
Sie liegt derzeit bei etwa 7 Prozent und damit weit unter dem europäischen Durchschnitt. Auch daran hat das duale System Anteil.
Viele von Ihnen haben im Vorfeld dieser Konferenz deutlich gemacht, dass Sie daran interessiert sind, mehr über das System der dualen Ausbildung in Deutschland zu erfahren.
Diesem Wunsch möchten wir gerne nachkommen, und dazu soll auch die Paneldiskussion mit Experten am heutigen Abend dienen!
Mir liegt es am Herzen, junge Menschen auf ihrem Bildungsweg zu unterstützen. Das betrifft vor allem Mädchen und Frauen, die wir in den Unternehmen, aber auch im Rahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit noch mehr stärken müssen.
Deshalb finden Sie in den Botschaften, den Außenhandelskammern und der Wirtschaft vor Ort Partner, die gerne mit Ihnen das duale System nach lokalen Gegebenheiten vor Ort entwickeln.
Vor einigen Wochen habe ich mit den Botschafterinnen und Botschaftern aus Lateinamerika und der Karibik die Ausbildungsstätte von Siemens besucht. Dort werden junge Menschen aus aller Welt im Unternehmen ausgebildet. Die Resonanz auf das duale System unter den Botschaftern war überaus positiv.
Ich unterstreiche nochmals: Natürlich lässt sich unser Ausbildungssystem nicht Eins-zu-eins auf andere Länder übertragen. Aber bereits mit gezielten Maßnahmen kann das Grundprinzip -
die praxisorientierte Ausbildung - aufgegriffen und somit die Qualifikation der Arbeitskräfte nachhaltig verbessert werden.
Dazu gehören beispielsweise die Einbeziehung von Praktika in die Ausbildung, die Zusammenarbeit von staatlichen Ausbildungszentren mit Unternehmen oder eine praxisorientierte Fortbildung von Berufsschullehrern.
Auch müssen wir ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Ausbildung für die Ausübung eines Berufes von großem Vorteil ist.
Zugleich gilt es, das Vorurteil zu widerlegen, man könne nur mit einem akademischen Titel Status und Einkommen erreichen. Wir sind davon überzeugt, dass dieses System auch in Staaten außerhalb Europas sinnvoll und hilfreich sein kann.
Daran hat auch die Wirtschaft angesichts des Fachkräftemangels ein großes Interesse! Hier im Haus der deutschen Wirtschaft finden Sie die Partner, die zur Zusammenarbeit bereit sind und Sie gerne unterstützen!
Ich wünsche Ihnen, dass Sie heute Abend viele interessante Impulse im Bereich Berufliche Bildung für Ihre Länder mitnehmen können!
Vielen Dank.