Redner(in): Joachim Gauck
Datum: 3. Mai 2013

Untertitel: Bundespräsident Joachim Gauck hat am 3. Mai 2013 zur Jubiläumsfeier "60 Jahre Deutscher Kinderschutzbund" eine Rede gehalten: "Dankeschön! Mit diesem Wort möchte ich beginnen, in diesem Wort liegt zweierlei, Danke und Schön. Schön, dass ich hier bin, und Dank wird das Motiv dieser Rede sein. Solche Termine, die liegen mir am Herzen. Menschen wie ich fühlen sich überall dort zu Hause, wo engagierte Menschen für andere wirken. Die Zahl der Menschen, denen der Deutsche Kinderschutzbund in sechs Jahrzehnten hilfreich zur Seite stand und steht, ist sehr groß! Ich will auch all jene unterstützen, die einen erfolgreichen Rückblick mit einem fordernden Ausblick verbinden und deshalb sagen: Unser Land braucht auch in Zukunft einen starken Kinderschutzbund!"
Quelle: http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2013/05/130503-Kinderschutzbund.html


Dankeschön!

Mit diesem Wort möchte ich beginnen, in diesem Wort liegt zweierlei, Danke und Schön. Schön, dass ich hier bin, und Dank wird das Motiv dieser Rede sein. Solche Termine, die liegen mir am Herzen. Menschen wie ich fühlen sich überall dort zu Hause, wo engagierte Menschen für andere wirken. Wenn ich so spreche, begegne ich Ihnen praktisch doppelt. Einmal als Bürger, der seinen ganz persönlichen Dank dafür ausspricht, dass es Menschen wie Sie mit Ihrem Engagement gibt. Aber natürlich bin ich Bundespräsident hier heute Abend und spreche den ganz offiziellen Dank der Bundesrepublik Deutschland an alle aus, die Herr Hillgers eben erwähnt hat, und natürlich Ihnen namtentlich, Herr Hillgers, zuvörderst: Herzlichen Dank!

Die Zahl der Menschen, denen der Deutsche Kinderschutzbund in sechs Jahrzehnten hilfreich zur Seite stand und steht, ist sehr groß! Ich will auch all jene unterstützen, die einen erfolgreichen Rückblick mit einem fordernden Ausblick verbinden und deshalb sagen: Unser Land braucht auch in Zukunft einen starken Kinderschutzbund!

Als eben der Film lief, musste ich daran denken, wie es mir selbst im Gründungsjahr 1953 erging. Ich war damals gerade 13, mein Vater war grundlos im sowjetischen Gulag. Wir waren arm und brauchten die Solidarität anderer Menschen und trotzdem hatte ich großes Glück: Anders als viele der Flüchtlingskinder, die ihre Eltern verloren hatten, hatte ich eine Familie. Ich hatte ein Zuhause, ich hatte Geschwister, eine Mutter, die für uns sorgte, Großeltern, die für uns da waren. Und es war dann doch in diesen harten Zeiten eine schöne Kindheit. Das mag für manchen ganz merkwürdig klingen, aber ich hatte Menschen um mich, die für mich sorgten und die mich als Kind stark gemacht haben, ich erlebte Zuneigung, Verständnis und Bestärkung. Wenn ich mich und meine Enkel ich habe 12 Enkel und drei Urenkel vergleiche, dann sind die äußeren Bedingungen der Kindheit nun wahrlich höchst unterschiedlich. Aber ich glaube: Das, was ein Kind zum Heranwachsen braucht, ist in allen Zeiten das gleiche. Neben Armutsverwahrlosung gibt es auch Wohlstandsverwahrlosung. Kinder brauchen klar zu definierende Dinge, die sie stark machen.

Erziehungswissenschaftler haben zu dieser Frage umfassende Studien veröffentlicht. Großeltern und ganz praktische Menschen zitieren häufig einen Satz, der Goethe zugeschrieben wird, einen der schönsten Aphorismen, die ich kenne. Er lautet: "Zwei Dinge sollten Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel." Viele von Ihnen kennen diesen Satz. Er ist widersprüchlich und gleichzeitig so wahr! Wenn wir uns als Erwachsene vor Augen führen, was uns in Krisenzeiten durchhalten lässt, dann ist es genau das: unser Bewusstsein für die eigenen Wurzeln und unsere Fähigkeit, in schwierigen Augenblicken auf uns selbst und unsere Träume zu vertrauen. Mut und mentale Kraft müssen in jedem Menschen wachsen. Die Rolle der Eltern ist dabei von elementarer Bedeutung.

Wurzeln und Flügel: Was heißt das im Jahr 2013, in dem es auf deutschen Pausenhöfen fast so viele Smartphones wie Schüler gibt? Die meisten Gäste hier im Saal könnten lange Geschichten darüber erzählen, wie entschlossen man auch in einer modernen Wohlstandsgesellschaft um Wurzeln und Flügel kämpfen muss.

Tatsache ist: Noch immer gibt es Kinder in Deutschland, die zuhause Gewalt erleben. Noch immer gibt es Kinder, die vernachlässigt werden. Noch immer gibt es Kinder, denen es an ausreichender materieller Versorgung und vielmehr, denen es an Orientierung, an Liebe, an Herzensbildung fehlt.

Wer nun über die Arbeit des Kinderschutzbundes und seine engagierten Projekte liest, wird darin eine Vielzahl von Problemlagen und Ursachen finden, eines wird er allerdings nicht finden: eine pauschale Verurteilung von Eltern, die mit ihrer Familie in eine Notsituation geraten sind. Dieser Ansatz macht die Arbeit des Verbandes so wertvoll und so wirkungsvoll. Der Kinderschutzbund vermeidet Stigmatisierung und bietet stattdessen so oft wie möglich Hilfe an, die Menschen verbindet: Jung und Alt in den Familien, Lehrer und Schüler, Nachbarn und Zufallsbekanntschaften.

Die Entwicklung zum heutigen Leitbild des Verbandes war kein Selbstläufer, sie ist hart erarbeitet. Jahrzehntelang gab es in Deutschland starre Vorstellungen darüber, wie Miteinander gelingen sollte, welche Lebensmodelle akzeptabel waren, wer als Leistungsträger oder als Hilfeempfänger in Frage kam. Viele dieser Schwarz-weiß-Ansichten haben den Blick auf die tatsächlichen Probleme verstellt, vor allem auf die unterschiedlichen Lösungsmöglichkeiten. Der Deutsche Kinderschutzbund gehörte zu den ersten Einrichtungen, die einseitige Denkmuster hinterfragt und neue Sichtweisen eröffnet haben. Dafür ist jemand wie ich, der häufig in seinem Leben mit sozialen Verwerfungen konfrontiert war und es auch jetzt ist, ganz besonders dankbar. Es ist nach wie vor ein Verlust, wenn Ehen scheitern und Eltern sich trennen. Das wissen wir. Aber es ist ein großer Gewinn, dass Scheidungen heute nicht mehr als lebenslanger Makel gelten müssen und dass Patchwork-Familien zum Alltag gehören. Es ist ein Gewinn, dass wir über Inklusion in der Bildung sprechen, auch wenn wir noch nicht überall fertige Lösungen für diese komplexe Aufgabe parat haben. Vor allem aber ist es ein Gewinn, dass Anlaufstellen wie der Kinderschutzbund die gegenseitige Wertschätzung und die Bereitschaft zur Veränderung in den Mittelpunkt gerückt haben und weiterhin rücken.

Mich hat sehr überzeugt, was ich über den Alltag in den Ortsverbänden gelesen und gehört habe, zum Beispiel von den Kinderschutzhäusern mit dem "Blauen Elefanten" oder von der "Nummer gegen Kummer", dem Expertentelefon, an das sich Eltern und Kinder wenden können. Ich freue mich darauf, dass wir nachher die "Teens on Phone" kennenlernen, junge Leute, die sich für die Sorgen anderer Zeit nehmen, neuen Mut schenken der Gedanke gefällt mir.

Unsere Gastgeberstadt München hat mit solchen Angeboten, die ganz bewusst so niederschwellig konzipiert worden sind, besonders gute Erfahrungen gemacht. Seit vierzig Jahren gibt es auch hier den Kinderschutz wir haben schon vom zweiten runden Jubiläum gehört. Auch von mir herzlichen Glückwunsch dazu!

Ich möchte heute auch dem Landesverband Bayern ein Kompliment aussprechen. Ich finde es hervorhebenswert, dass Kurse wie "Starke Eltern, starke Kinder" in Bayern auch in türkischer Sprache oder in russischer Sprache durchgeführt werden ein Angebot, das sehr gut angenommen wird. Ich glaube, die Eltern, die in diesen Kursen Rat und oft Freundschaften finden, spüren sehr genau, was der Kinderschutzbund damit fördert: ein Willkommen nicht nur für jedes Kind in der Familie, sondern ein Willkommen für wirklich jeden Menschen in unserer Gesellschaft. Wo solche Signale gelingen, hat der Kinderschutzbund seine Aufgabe auf die beste Weise interpretiert und umgesetzt, die wir uns in Deutschland wünschen können. Vielen Dank für diese Projekte hier und wo auch immer sie in Deutschland Wirklichkeit geworden sind.

Lassen Sie mich einen Augenblick beim Dank verweilen 60 ereignisreiche Jahre und über 50.000 aktive Mitglieder bieten viele Gründe dafür. Der Deutsche Kinderschutzbund ist ein gelungenes Beispiel für deutsche Verbandsarbeit, die unser Land bereichert. Ich denke dabei an das mit den Erfolgen gewachsene Selbstbewusstsein gegenüber der Politik und auch an das gewachsene Miteinander von hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern in diesem Bereich, vom Management bis zur Musical-Aufführung.

Nie zuvor in meinem Leben habe ich so viel Ehrenamt erlebt wie in den letzten Monaten! Als Bundespräsident kommt man ja nicht nur mit den Menschen zusammen, die schlagzeilenträchtig in unseren Tageszeitungen und Fernsehmagazinen im Mittelpunkt stehen. Der Bundespräsident hat eine ganz besonders schöne Möglichkeit, überall im Land auf Menschen zu treffen, die ein wunderbares Netzwerk bilden auf die Ehrenamtlichen, die sich Zeit, Phantasie und Geld nehmen und es für andere Zwecke einsetzen. Diese Begegnungen gehören zu meinen schönsten Erlebnissen, die ich als Bundespräsident habe. Und je mehr von diesen engagierten Menschen ich kennenlerne, desto wichtiger ist es mir, diesen Dank immer wieder zu formulieren. Das tue ich eben heute, dauernd und immerfort, Sie spüren das ja. Und dass es von Herzen kommt, das spüren Sie auch.

Zurück zum Kinderschutz: Er lebt davon, dass sich Menschen für andere verantwortlich fühlen und dass sie handeln, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Ich wünsche mir, dass wir diese Haltung an die nächste Generation weitergeben können: Unsere Gesellschaft wird nicht von Geld zusammengehalten, auch nicht von digitalen Daten oder durch rein technische Erreichbarkeit. Wir müssen im Gemüt erreichbar bleiben. Dabei geht es um gegenseitiges Verständnis, Empathie und die Bereitschaft, sich dem anderen zuzuwenden.

Genau dies prägt Sie, die vielen Frauen und Männer, die Sie hier zusammengekommen sind, um das Jubiläum zu feiern. Sie haben ihre Liebe zu Kindern zur Aufgabe für das Gemeinwohl erklärt. Sie haben sich zugleich sehr entschieden als Kinderschützer bezeichnet und erwarten von einem Bundespräsidenten, dass er sich an einem Tag wie diesem auch problematischen Themen zuwendet. Das will ich tun und dabei drei aktuelle Anliegen aus Ihrem großen Arbeitsgebiet herausgreifen.

Lassen Sie mich mit einer Debatte beginnen, die sehr bedrückend ist und die nicht verstummen darf. Ich meine die Aufarbeitung von Gewalt in öffentlichen und privaten Einrichtungen und die Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch. Viele Briefe, die mich in Berlin erreichen, handeln von den schweren seelischen Verletzungen, die Betroffene oft ein Leben lang als Bürde mit sich tragen: die Erfahrung von Vernachlässigung und Ohnmacht, den Verlust der Unversehrtheit, das Schweigen und die soziale Ausgrenzung, wenn solche Schicksale bekannt werden. Diese Lebensgeschichten berühren mich sehr, ich glaube, sie erschüttern uns alle. Wir müssen in Deutschland eingestehen, in Ost wie in West, in Süd wie in Nord: Es gab solche Fälle tausendfach es gab tausendfach den unwiederbringlichen Verlust von Vertrauen.

Als vor einigen Jahren die Runden Tische "Kindesmissbrauch" und "Heimerziehung" eingerichtet wurden, waren die Hoffnungen groß, dass endlich Aufklärung und endlich Gerechtigkeit möglich sein würden. Viele Teilnehmer brachten sich in die Arbeit intensiv ein, waren dann aber von der Umsetzung der Empfehlungen teilweise jedenfalls enttäuscht. Enttäuschung darf nicht zur Entmutigung werden! Die gesellschaftliche Verständigung über dieses Thema muss weitergehen. Die Opfer haben ein Recht auf unsere Unterstützung! Mag auch die juristische Dimension dieses Rechts strittig sein, die moralische Dimension ist es nicht. Genauso wie wir heute alles daran setzen müssen, Missbrauch keinen Raum zu geben, genauso entschlossen müssen wir die Untaten der Vergangenheit zum Thema unserer Gegenwart machen. Um unserer gemeinsamen Zukunft willen!

Ein zweites Thema Ihrer Arbeit möchte ich aufgreifen: Kinderarmut, ein vielschichtiges Problem und einer der Schwerpunkte des Deutschen Kinderschutzbundes. Zu meinen Amtsaufgaben gehört es nicht, über große Summen für unser Land zu verhandeln oder gar darüber zu verfügen, aber ich möchte heute all jenen den Rücken stärken, die sich von der Komplexität des deutschen Steuer- und Sozialrechts nicht abschrecken lassen und für mehr Klarheit kämpfen. Jeder Euro, den Staat und Zivilgesellschaft in die Kinder- und Familienpolitik investieren, sollte sorgfältig geprüft werden, und dann sollte er maximal zur Wirkung kommen können. Das gilt für diejenigen, die sich bereits für Kinder und Familie entschieden haben, genauso wie für diejenigen, die wir noch zu einer Entscheidung für Kinder ermutigen möchten. Der Grat zwischen Förderung und Bevormundung ist gerade bei Geld- und Sachleistungen schmal, deshalb sollten wir die politische Auseinandersetzung nicht vorschnell kritisieren, sie gehört zu unserer Demokratie. Wir sollten sie als das begreifen, was sie ist: der notwendige demokratische Streit um die besten Lösungen für Kinder und Familien und damit für unser ganzes Land. So bitte ich die Lobby der Kinderschützer, allen voran den Deutschen Kinderschutzbund: Bringen Sie Ihre Erfahrungen und Ihre Fallbeispiele weiterhin unermüdlich ein!

Wichtig bei dieser öffentlichen Diskussion ist mir, dass wir Kinderarmut nicht nur materiell betrachten. Soziale Faktoren wie Achtsamkeit, Zuwendung und Ermutigung lassen sich nicht in Gesetzestexte oder gar in Leistungskataloge fassen, aber die meisten von Ihnen hier im Saal werden mir wahrscheinlich zustimmen: Gerade bei den immateriellen Werten und im Kernbereich der familiären Bildung gibt es viele, viele Arten von Unterversorgung hier im Land. Bleiben wir also auf der Suche nach Antworten auf die Fragen: Wie erreichen staatliche und private Träger mit ihren Angeboten genau diejenigen, die Unterstützung am meisten brauchen? Das sind zum Beispiel arbeitslose Alleinerziehende oder Familien mit einer Zuwanderungsgeschichte in sozialen Brennpunkten. Was tun wir, um Sprachbarrieren noch besser zu überwinden und andere Berührungsängste schnell abzubauen? Wären mehr Mentorenprogramme und Patenschaften, mehr Ganztagsschulen und Kitas ein erfolgversprechenderer Hebel? Wie verbessern wir in Deutschland tatsächlich Chancengerechtigkeit? Ich würde mir sehr wünschen, dass wir Kinderarmut noch öfter als bisher nicht nur als Armut an Geld definieren, sondern auch als Armut an Möglichkeiten. Kinderlobby und Politiker debattieren dann vielleicht nicht mehr öfter als nötig über Summen, sondern stattdessen über Teilhabegerechtigkeit, über die Möglichkeit, das Leben in die eigenen Hände zu nehmen, und über die Hindernisse, die auf diesem Weg noch auszuräumen sind.

Was Chancengleichheit für die ganze Gesellschaft beschreibt, das beschreibt auch Ermächtigung für den Einzelnen. Ermächtigung, das bedeutet, einen Menschen in die Lage zu versetzen, seine vorhandenen Möglichkeiten zu erkennen, zu ergreifen und fehlende Möglichkeiten einzufordern. Wir reden von Chancengerechtigkeit oft wie über etwas fast Selbstverständliches. Aber solange wir sie nicht für alle errungen haben, brauchen wir auch für dieses Problem den Deutschen Kinderschutzbund!

Damit bin ich nun ganz nah an einem Schlüsselbegriff, den der Deutsche Kinderschutzbund sehr prominent vertritt: Partizipation. Die Bandbreite dabei ist enorm. Das reicht von der sehr kontrovers diskutierten Initiative "Kinderrechte ins Grundgesetz" bis hin zur Frage, warum Grundschüler einen Schülersprecher brauchen. Wer die Kinderrechte ernst nimmt, der muss dieses ganze Panorama der Partizipationsmöglichkeiten in den Blick nehmen und auch im Gespräch halten. Bei Ihrer Grundforderung werden Sie mich immer an Ihrer Seite wissen: Beteiligung darf nicht erst mit der Volljährigkeit beginnen! Demokratie ist unser leitendes gesellschaftliches Gestaltungsprinzip. Demokratie verdient es und sie erfordert es auch, so früh wie möglich eingeübt zu werden: am Familientisch genauso wie im Fußballverein, im Kinderklub, im Kiez, in der Kirche einfach überall dort, wo junge Menschen heranwachsen und auf ihr Leben als mündige Bürgerinnen und Bürger vorbereitet werden. Wir dürfen die Wirkmächtigkeit früher Prägungen für das Gelingen von Partizipation niemals unterschätzen. Wer schon als Achtjähriger in der Schulprojektwoche das Gefühl hat, dass Wahlen und Gewählte keinen echten Einfluss auf Entscheidungen haben, der wird mit 16 bei den Kommunalwahlen oder mit 18 für den Bundestag wohl auch kein euphorischer Jungwähler werden können. Positiv gewendet: Nutzen wir doch die Zeit, unsere Jüngsten von einem Modell zu überzeugen, das ich nicht als unfehlbar oder perfekt bezeichnen würde, von dem ich aber jederzeit sage: Demokratie ist die beste Lebensform, um Frieden und Freiheit miteinander zu verbinden, um in einer solchen Gesellschaft alt zu werden und dann immer wieder neu um das Beste für Kinder und ihre Familien zu ringen.

Möge der Deutsche Kinderschutzbund noch viele Gelegenheiten haben, Chancen zu zeigen und Chancen zu geben. Möge er weiterhin durch sein praktisches Tun Vorbild sein. Für das siebte Jahrzehnt wünsche ich Ihnen, liebe Mitglieder und Mitstreiter des Deutschen Kinderschutzbundes, genau das, was allen Kindern unseres Landes zuteil werden sollte: Selbstvertrauen und Rückenwind!