Redner(in): Angela Merkel
Datum: 15.01.2007

Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Archiv16/Rede/2007/01/2007-01-15-rede-bkin-euroeinfuehrung-slowenien,layoutVariant=Druckansicht.html


Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, lieber Janez Janša, sehr geehrter Herr Kommissionspräsident, lieber José Manuel Barroso, sehr geehrter Jean-Claude Juncker, liebe Ministerpräsidenten, Exzellenzen, meine sehr geehrten Damen und Herren, die Sie heute hier an dieser Festversammlung teilnehmen, ich habe in meinem Leben zweimal erlebt, dass die Währung verändert wurde einmal die Währungsunion im Zusammenhang mit der Deutschen Einheit und einmal in Deutschland im Jahre 2002 den Übergang zur Zahlungswährung des Euro. Ich weiß, dass dies ein bewegender Moment ist. Deshalb freue ich mich sehr, heute als Ratsvorsitzende der Europäischen Union mit Ihnen gemeinsam die Einführung des Euro in Slowenien zu feiern. Heute endet für die Bürgerinnen und Bürger in Slowenien die zweiwöchige Übergangsfrist, in der man noch mit dem Tolar bezahlen konnte. Der Euro ist nun das alleinige Zahlungsmittel geworden. Damit tritt Slowenien als erster der 2004 hinzu gekommenen neuen EU-Mitgliedstaaten der Eurozone bei. Ich möchte Ihnen zu diesem großen europäischen Schritt ganz herzlich gratulieren den politisch Verantwortlichen in Slowenien genauso wie den Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes. Nur ein halbes Jahr nach dem EU-Beitritt hat die slowenische Regierung gebraucht, um gemeinsam mit der slowenischen Zentralbank die Einführung des Euro zu beschließen und diesen Plan konsequent umzusetzen. Es war ein Kraftakt. Aber dieser Kraftakt hat sich gelohnt, für Slowenien und ich füge hinzu auch für die Europäische Union. Mit dem heutigen Tag ist der Euro nun die gemeinsame Währung für 317 Millionen Bürgerinnen und Bürger in 13 Ländern. Er steht für die Größe und Stärke unseres gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsraums. Damit ist der Euro auch ein sichtbares Zeichen der wachsenden internationalen Bedeutung Europas nicht nur auf den Finanzmärkten. Er steht gleichsam als "Symbol der Europäer" für die europäische Integration. Deshalb begrüße ich auch die Anstrengungen der Länder, die ebenfalls die Einführung des Euro anstreben. Als Ratspräsidentin möchte ich allen EU-Mitgliedstaaten Mut zum Euro machen. Machen Sie es wie Slowenien und Sie werden sehen: Die Anstrengungen zahlen sich doppelt und dreifach aus. Bereits seit fünf Jahren ist für viele EU-Bürger der Euro alltäglicher Begleiter. Ich bin überzeugt: Er bringt unübersehbare Vorteile durch den Wegfall von Umtauschgebühren und durch die bessere Vergleichbarkeit von Preisen. Für unsere Unternehmen bedeutet der Euro Kosteneinsparungen und damit mehr Wettbewerbsfähigkeit. Das fördert den Handel und nicht zuletzt die Schaffung von Arbeitsplätzen in Europa. Ich glaube, erst mit dem Euro lassen sich die Vorzüge des Europäischen Binnenmarkts voll ausschöpfen. Allen Menschen hier in Slowenien, die vielleicht dem gewohnten Tolar nachtrauern, möchte ich sagen: Der Euro ist eine gute und stabile Währung. Es mag zwar eine Weile dauern, bis man sich an das neue Geld gewöhnt hat und die Preise im Geiste nicht mehr in die alte Währung umrechnet, aber ich kann Ihnen versichern: Der Tausch zahlt sich aus. Denn der Euro ist nicht nur ein Geldstück. Mit dem Gebrauch des Euro verbinden sich Stück für Stück auch Emotionen. Es ist ein einzigartiges Gefühl, wenn man auch in anderen europäischen Ländern mit dem gleichen Geld wie zu Hause bezahlen kann. Plötzlich merkt man, wie lästig es eigentlich ist, wenn man in ein Land kommt, das den Euro noch nicht eingeführt hat. So macht der Euro für jeden Bürger erlebbar, wie eng die Europäische Union bereits zusammengewachsen ist. Die Stabilität des Euro liegt in unser aller Interesse. Garant hierfür ist die Europäische Zentralbank, deren Präsident heute auch hier ist. Ihrer Unabhängigkeit davon bin ich zutiefst überzeugt ist es zu verdanken, dass sie eine verlässliche und damit auch glaubwürdige Geldpolitik betreiben kann, die nach meiner festen Auffassung die Voraussetzung für die Glaubwürdigkeit des Euro ist. Stabilität aber kann nicht allein durch eine unabhängige EZB gewährleistet werden. Die Unabhängigkeit ist die Voraussetzung, die notwendige Voraussetzung. Aber Stabilität muss sich auch in der Politik der Mitgliedstaaten widerspiegeln. Slowenien hat die Maastricht-Kriterien eingehalten und damit seinen Beitrag geleistet. Wir werden die Maastricht-Kriterien nur dann einhalten können, wenn wir den Wachstumspakt auch dauerhaft erfüllen. Ich weiß, wovon ich spreche. Denn die Bundesregierung in Deutschland hat dieses Ziel nach einigen Jahren jetzt endlich wieder erreicht. Deshalb weiß ich, dass der Euro für die Menschen in Europa nur dann eine gute Währung bleiben kann, wenn wir uns gemeinsam anstrengen. Die deutsche Ratspräsidentschaft hat sich das Motto für uns alle, hoffe ich gegeben: "Europa gelingt gemeinsam." Deshalb muss Europa, sofern es geht, mit einer Stimme sprechen. Und deshalb freuen wir uns, dass wir unsere Präsidentschaft im nächsten halben Jahr ausüben können. Aber wir freuen uns auch, das in einer Dreierpräsidentschaft zu tun. Auf Deutschland wird Portugal folgen und auf Portugal wird Slowenien folgen. So werden wir unsere Vorhaben in den nächsten Monaten sehr eng miteinander abstimmen. Ich möchte Sie deshalb zum Abschluss meiner Grußworte noch einmal ganz, ganz herzlich in der Eurozone willkommen heißen. Auf dem Hinflug habe ich mir überlegt: Was kann man schenken? Man schenkt auch wieder etwas vom Euro. Der deutsche Euro, wenn man das so sagen darf, hat auf der Rückseite einiger seiner kleineren Münzen das Brandenburger Tor. Ich glaube, das Brandenburger Tor ist das Symbol für das, was uns in Europa gelungen ist. Da Slowenien das erste mittel- und osteuropäische Land ist, das den Euro eingeführt hat und ich aus Berlin komme, möchte ich Ihnen trotz Ratspräsidentschaft diese kleine deutsche Reminiszenz erweisen, die eigentlich ein Symbol dafür ist, dass wir wieder ein wirklich einiges Europa haben, in dem wir heute gemeinsam feiern können. Herzlichen Dank, dass ich hier sein darf.