Redner(in): Thomas de Maizière
Datum: 22.03.2007
Untertitel: im Bundeskanzleramt am 22. März 2007
Anrede: Sehr geehrte Damen und Herren,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Archiv16/Rede/2007/03/2007-03-22-rede-de-maiziere-startsocial,layoutVariant=Druckansicht.html
Sperrfrist: Redebeginn
sehr geehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Wettbewerb startsocial 2006,
es ist ein kleines Jubiläum, zu dem ich Sie heute sehr herzlich im Bundeskanzleramt begrüße: zum fünften Mal werden die Sieger des Wettbewerbs startsocial ausgezeichnet.
Das zeigt: startsocial ist eine Erfolgsgeschichte. startsocial ist etabliert und trotz der hohen Anforderungen bewerben sich jedes Jahr Hunderte von Initiatoren und Trägern sozialer Initiativen und Projekte, um zu lernen und ihre Arbeit für die Menschen und für die Gesellschaft noch besser machen zu können.
Mein erster Dank gilt all denen, die diesen Wettbewerb unterstützen und unterstützt haben. Die vier Hauptsponsoren sitzen unter uns und werden nachher Preise vergeben.
Dr. DieterDüsedau von McKinsey kann man wohl den Vater des Wettbewerbs nennen. Von Anfang an ist er unterstützt worden von der ProSiebenSat. 1 Media AG. Etwas später dazu gekommen sind Siemens Business Services und O2 [O-two] .
Sie stellen Arbeitskraft, Sendezeit, Infrastruktur oder finanzielle Mittel zur Verfügung und bilden damit das Rückgrat von startsocial.
Sie werden unterstützt von Frauen und Männern aus der Wirtschaft und aus sozialen Organisationen, die als Juroren die Wettbewerbsbeiträge begutachten oder den Projekten und Initiativen in der Beratungsphase zur Seite stehen. Das sind zusammen mehr als 2.000 Personen, die startsocial für seine Arbeit aktiviert hat. Das ist ein hervorragendes Netzwerk, das mehr als 50.000 Stunden Beratung geleistet hat. Für diese großartige Leistung sage ich ein ganz herzliches Dankeschön.
Der Rückblick auf fünf Jahre startsocial beeindruckt: Mehr als 3.800 Bewerber hat es gegeben. Ihre Projekte wurden von Juroren bewertet. Die Besten bekamen ein Beratungsstipendium. Fünf mal 25 Projekte kamen in die Bundesauswahl, fast 40 Projekte bekamen einen Geldpreis. Das ist eine sehr gute Bilanz, vor allem auch deshalb, weil die Projekte weiter leben und einige dank startsocial eine rasante Entwicklung genommen haben.
Liebe Wettbewerbsteilnehmerinnen und teilnehmer,
die eigentliche Stütze von startsocial aber sind Sie. Ohne Ihre Ideen, ohne Ihr Engagement und ohne ihre Bereitschaft, sich einem aufwendigem Wettbewerb zu stellen, wäre das beste Wettbewerbskonzept nichts wert.
Sie alle und auch diejenigen, die es nicht bis in die Bundesauswahl geschafft haben, wollen etwas verändern. Sie sind wach und sehen, dass es in Ihrer Umgebung Probleme gibt, die Sie nicht einfach hinnehmen wollen: da sind Kinder, die in der Schule nicht so gut mitkommen, da sind Migrantinnen und Migranten, die keinen Zugang zu unserer Gesellschaft finden, da sind Menschen, die an einer schweren Krankheit leiden und Unterstützung brauchen und da gibt es Länder, die für ihre Entwicklung Hilfe zur Selbsthilfe nötig haben.
Sie hat das nicht kalt gelassen. Sie haben sich überlegt, wie sie mit den Ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln helfen können. Sie haben Mitstreiter gesucht. Und damit sie in Zukunft noch besser werden, haben Sie sich dem Wettbewerb startsocial gestellt.
Sie tun damit nicht nur etwas für sich und Ihr Projekt. Sie tun etwas für unser Land. Ihr Engagement zeigt, dass wir nicht eine Gesellschaft voller Egoisten und Individualisten sind. Ihr Beispiel steht für Solidarität Freiheit und Verantwortung.
Meine Damen und Herren,
Politik wird immer schnell gescholten, wenn sie ehrenamtliches Engagement lobt. Das geht so nach dem Motto: wenn dem Staat das Geld ausgeht, dann müssen die Bürger ran.
Das ist eine völlig falsche Sichtweise.
Ich bin überzeugt, dass es für die Menschen nicht gut ist, wenn der Staat alles regelt und ihnen alle Verantwortung abnimmt. Das macht abhängig und unfrei. Und genauso wichtig ist für mich: staatliches Handeln kann niemals menschliche Wärme ersetzen.
Bürgersinn und Ehrenamt sind keine Lückenbüßer. Bürgersinn und Ehrenamt sind die Garanten einer funktionierenden Zivilgesellschaft, sie halten unsere Gesellschaft zusammen.
Sicher ist es richtig, dass wir finanziell an die Grenzen des Sozialstaates gekommen sind. Hinzu kommt die demographische Entwicklung, die uns vor ganz neue Herausforderungen stellt. Wir werden neue Formen des Zusammenlebens und der gegenseitigen Hilfe entwickeln müssen.
Die startsocial-Gemeinde kann man als Vorreiter für eine neue Kultur des Helfens und der Verantwortung bezeichnen.
Die Bundeskanzlerin, die leider nur Zeit für das gemeinsame Foto hatte, sieht das genauso. Sie ist gerne Schirmherrin von startsocial und will das auch bleiben. Sie will damit die Organisatoren unterstützen und soziale Initiativen und Projekte ermutigen, an dem Wettbewerb teilzunehmen, bei dem alle gewinnen, nicht nur diejenigen, die hier sind oder diejenigen, die gleich einen Geldpreis bekommen werden.
Jetzt will ich Sie aber nicht länger auf die Folter spannen, sondern das Pult freigeben für die Ehrung der diesjährigen Bundessieger.
Vielen Dank!