Redner(in): Angela Merkel
Datum: 18.05.2008
Untertitel: am 18. Mai 2008 in Bogotá
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Archiv16/Rede/2008/05/2008-05-18-rede-bkin-bogota-schenkung-anhoerungssaele,layoutVariant=Druckansicht.html
Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt,
sehr geehrte Gäste,
ich möchte mich ganz herzlich für die eindrückliche Schilderung Ihrer Arbeit bedanken, die Sie uns eben gegeben haben und die uns noch einmal darin bestärkt, dass wir Ihnen, wo wir können, dabei helfen wollen, denen ein Stück Gerechtigkeit zu geben, die furchtbares Leid erfahren haben.
Wir beobachten und verfolgen natürlich, wie Sie in diesem Land wieder Institutionen aufbauen, wie Sie im Grunde das Vertrauen der Menschen in ihr eigenes Land, in ihren eigenen Staat wiederherstellen und welch mühevoller Weg dies ist.
Nach dem, was passiert ist Sie haben es auch gesagt, kann man von Zufriedenheit sicherlich nur schwerlich sprechen. Aber eines ist auch klar: Der Blick in die Zukunft kann nur frei werden, wenn die Menschen, die schreckliches Leid erfahren haben, wenigstens darüber reden können und wenn alles getan wird, um ihnen wenigstens ein kleines Maß an Gerechtigkeit widerfahren zu lassen oder die Rückkehr ihrer Angehörigen bzw. dessen, was von ihren Angehörigen verblieben ist, zu ermöglichen.
Deshalb wollen wir diesen Prozess der Aufarbeitung begleiten. Deshalb haben wir versucht, Ihnen bei der Ausbildung zu helfen. Und deshalb werden wir das auch weiterhin tun, genauso wie wir Sie mit diesen mobilen Anhörungssälen unterstützen. Aber wir wissen auch genau, dass wir Ihren Mut, den Sie aufbringen müssen, nicht ersetzen können. Wir wissen, dass wir die Kraft der Zeugen nicht ersetzen können, die sich entscheiden, auszusagen, und sich damit natürlich selbst in Gefahr bringen.
Wir sind sehr froh darüber, dass wir uns mit Ihrer Arbeit und mit der Arbeit der kolumbianischen Regierung einig wissen, die auf den gleichen Werten basieren wie unsere Arbeit in Deutschland, nämlich auf der Würde jedes einzelnen Menschen, auf der Unteilbarkeit der Würde jedes einzelnen Menschen und dem Glauben daran, dass staatliche Institutionen dafür sorgen müssen, dass Menschen ihre Verschiedenheiten gewaltfrei austragen.
Deshalb möchte ich Ihnen allen viel Kraft für Ihre Arbeit wünschen und vor allem auch viel Erfolg. Ich darf Ihnen versprechen: Wir unsere gesamte Delegation von Abgeordneten des Deutschen Bundestages, von Vertretern der deutschen Wirtschaft und von Medienvertretern aus Deutschland werden nach diesem Besuch ein besseres Verständnis für Ihr Land haben und Ihren Weg auch mit einem Stück mehr Kenntnis verfolgen und ihn unterstützen. Herzlichen Dank, dass wir hier sein können!