Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 16.10.2009

Untertitel: Indas Neue Museum sind in den vergangenen Monaten dieSammlungen des Ägyptischen Museums und des Museums für Vor- und Frühgeschichte eingezogen. Die Wiedereröffnung des fertiggestellten Neuen Museumssei ein Gund zur Freude - für Berlin und ganz Deutschland,erklärte Kulturstaatsminister Neumann beim Festakt in Berlin.
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Rede/2009/10/2009-10-16-rede-neumann-neues-museum,layoutVariant=Druckansicht.html


als Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Preußischer Kulturbesitz begrüße ich Sie sehr herzlich hier auf der Museumsinsel. Die Schöne ist angekommen " Nofretete ist in das Neue Museum zurückgekehrt, das selbst aus Schutt und Zerstörung zu neuem Glanz wiederauferstanden ist. Dies ist ein Grund zur Freude für Berlin und für ganz Deutschland! Frau Bundeskanzlerin, liebe Frau Merkel, es ist für uns eine besondere Ehre, dass Sie an diesem großen Ereignis teilnehmen und damit seine Bedeutung für unsere Kulturnation unterstreichen. Herzlich willkommen!

Als ich unmittelbar nach dem Fall der Mauer also vor 20 Jahren meinen ersten Aufenthalt im damaligen Ostberlin dazu nutzte, die Museumsinsel zu besuchen, zeigten sich alle Gebäude in einem höchst lädierten Zustand. Das neue Museum habe ich als ausgebrannte Ruine in Erinnerung; ich hätte damals nie geglaubt, dass dieses Gebäude jemals wieder in neuem Glanz erstrahlen könnte. Und heute ist dieses der Fall ein wahrlich großer Tag für die Kultur in Deutschland.

Zu Beginn dieser Legislaturperiode konnten wir das Bode-Museum einweihen, heute das Neue Museum zwei herausragende Kulturereignisse also innerhalb kurzer Zeit. Zwanzig Jahre nach dem Mauerfall ist nun das wunderbare Ensemble der Museumsinsel wieder vollständig sowohl was die Bauten, als auch was die Sammlungen anbetrifft, die zum Teil eine jahrzehntelange Odyssee hinter sich haben, zerrissen und verstreut durch den Krieg und die politische Teilung unseres Landes. Das Neue Museum war schon zu seiner Erbauung als ein Spiegel der Geschichte gedacht. Das ist es geblieben. In seiner heutigen architektonischen Form ist das Schatzhaus der frühen Kulturen geradezu eine Parabel für die Kräfte von Zerstörung und Bewahrung, die der Geschichte innwohnen. Lieber Herr Chipperfield, Sie haben sich nicht beirren lassen in Ihrer Idee, uns das Neue Museum als Sinnbild unserer eigenen Vergangenheit zurückzugeben.

Sie zeigen uns, welche Würde gerade dem Gezeichneten und Versehrten eigen ist und wie kostbar auch die Spuren schmerzlicher Erfahrungen sind. Ich danke Ihnen von Herzen für Ihre Sensibilität und Ihren Weitblick, und gerne nehme ich die Gelegenheit wahr, Ihnen zum BDA Preis Berlin 2009 zu gratulieren eine angemessene Anerkennung für Ihre große Leistung!

Auch ich bin überzeugt davon, dass die Gestaltung der Gegenwart nur gelingen kann, wenn wir auf einem soliden historischen Fundament aufbauen. Wir müssen das Erinnern fördern und das historisch Gewachsene stärken und schützen. Darum habe ich den Erhalt unseres kulturellen Erbes zu einem der Schwerpunkte meiner Arbeit als Kulturstaatsminister gemacht.

Wir haben mit einem Sonderprogramm von 400 Millionen Euro das bisher größte Denkmalpflege-Programm in der Geschichte der Bundesrepublik aufgelegt, mit dessen Hilfe derzeit im ganzen Land wertvolle Kulturdenkmäler vor dem Verfall bewahrt werden. Trotz Finanz- und Wirtschaftskrise setzen wir ein Signal für die Kultur, denn sie ist geistiges Fundament unserer Gesellschaft, sie verbindet uns und gibt uns Identität. Sie zu schützen und zu pflegen, muss Aufgabe auch in schwierigen Zeiten bleiben!

In der Hauptstadt und für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz trägt die Bundesregierung besondere Verantwortung. Allein für die Museumsinsel werden wir nach heutigem Stand insgesamt über 1,3 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Mehr als 450 Millionen Euro sind bis heute in die Sanierung der Alten Nationalgalerie, des Bodemuseums und nun des Neuen Museums geflossen. Und die heutige Eröffnung ist nur eine Etappe auf dem Weg. Die kostbaren Exponate können nun in technisch perfekten Ausstellungsräumen gezeigt werden.

Doch auch die Depots und Werkstätten müssen auf den neuesten Stand gebracht werden um den konservatorischen Ansprüchen gerecht zu werden. Darum werden in Friedrichshagen neue, hochmoderne Depots und gegenüber der Museumsinsel das "Kompetenzzentrum auf den Museumshöfen" entstehen.

Um die Besucherströme zu lenken, die nun, nach der Eröffnung des Neuen Museums, noch ansteigen, wird als nächstes das zentrale Eingangsgebäude für die gesamte Museumsinsel gebaut. Damit wird nicht nur das bauliche Ensemble der Museumsinsel abgerundet, sondern vor allem eine bessere Infrastruktur für Ausstellungen, Öffentlichkeitsarbeit und Dienstleistungen geschaffen, die die Besucher aus aller Welt nun einmal erwarten.

Als "James-Simon-Galerie" erinnert das neue Eingangsgebäude an den großen Berliner Mäzen, mit dessen Bronzebüste sich die Nofretete hier im Neuen Museum sozusagen ein Zimmer teilt. Die Sanierung des Pergamonmuseums schließlich in dessen wunderbarem Altarraum wir aus gründen jetzt sitzen, denn das Neue Museum ist ja nun vollständig eingerichtet, wird der krönende Abschluss der Sanierung des Unesco-Weltkulturerbes Museumsinsel sein.

Meine Damen und Herren, erinnern wir uns: Das Neue Museum war Gegenstand großer Diskussionen, vor allem im Hinblick auf die Art und Weise seiner Rekonstruktion und baulichen Ergänzung.

Seitdem im März dieses Jahres der restaurierte Bau unter größter öffentlicher Anteilnahme übergeben wurde Hunderttausende haben bereits das leere Gebäude besichtigt ist die Kritik angesichts der Würde und Schönheit des Hauses verstummt.

Gerne danke ich heute den Verantwortlichen sowie den Kuratoren und Mitarbeitern der Staatlichen Museen, die die fantastischen Räume gestaltet haben. Stellvertretend für viele nenne ich: den ehemaligen Direktor des Ägyptischen Museums, Professor Wildung, und die neue Direktorin, Frau Professorin Seyfried, für das Museum für Vor- und Frühgeschichte ebenso Professor Menghin und Professor Wemhoff

herzlichen Dank Ihnen allen für dieses Gesamtkunstwerk!

Es gab Unkenrufe, dass die restaurierten Reste der alten Farbigkeit von den Exponaten ablenken könnten. Das Gegenteil ist der Fall: Ausstellungsstücke und Bau gehen eine wunderbare Symbiose ein, gerade weil beide die Spuren der Geschichte nicht verleugnen und übertünchen.

Malereien und Ornamente sind Kommentare einer vergangenen Epoche, gebrochen und gleichsam hinterfragt durch die Wunden der jüngeren Geschichte.

Ich will nicht unerwähnt lassen, dass die Baukosten für das Neue Museum deutlich unter den 234 Millionen Euro geblieben sind, die für den Wiederaufbau seit 2003 veranschlagt und genehmigt waren. Das ist eine gute Nachricht, denn die hier eingesparten Mittel helfen, die Finanzierung der anderen Vorhaben der Stiftung sicher zu stellen. Wir haben heute einen großen Schritt auf dem Weg zur Sanierung der Museumsinsel vollendet.

Ich wünsche dem Neuen Museum großen Erfolg, und ich bin sicher, dass viele Menschen diesen besonderen Ort in ihr Herz schließen werden!