Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 17.12.2009
Untertitel: In seiner Rede zur Übergabe der Originalhandschriften an das Beethoven-Haus in Bonn erläutert Kulturstaatsminister Bernd Neumann, warum sich der Bund mit einem großen Betrag am Erwerb der Originale beteiligt hat.
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_1498/Content/DE/Rede/2009/12/2009-12-17-rede-neumann-diabelli,layoutVariant=Druckansicht.html
wir übergeben dem Bonner Beethoven-Haus heute eine der kulturhistorisch vielleicht wichtigsten Originalhandschriften, die sich überhaupt noch in Privatbesitz befanden. Deshalb hat sich die Bundesregierung gerne mit gut 1 Million Euro an dem Erwerb beteiligt und gehört mit der Kulturstiftung der Länder zu den größten Förderern.
Gerade im Zeitalter der Digitalisierung, das eine fast unbegrenzte Reproduzierbarkeit ermöglicht, gewinnt das Original eine besondere Aura. Walter Benjamin, der sich intensiv mit dem besonderen Stellenwert des Authentischen auseinandergesetzt hat, beschreibt aus meiner Sicht sehr schön, was das Original ausmacht, wenn er sagt: "Die Einzigartigkeit des Kunstwerks ist identisch mit seinem Eingebettetsein in den Zusammenhang der Tradition." Weder ein Faksimile noch ein Notendruck können uns ähnlich direkt mit der Tradition in Kontakt bringen wie die eigenhändige Handschrift eines großen Künstlers. An den vielen Korrekturen sehen wir, welchen Mühen sich Beethoven bis zur Fertigstellung unterzogen hat, und selbst das Papier und die Tinte sind kostbare Zeugnisse einer Vergangenheit, die unsere Gegenwart als Kulturnation bis heute prägt. Darum ist die Bewahrung national wertvollen Kulturgutes eine Aufgabe, die uns alle betrifft. Aus diesem Grund beteiligt sich der Bund häufig am Erwerb von bedeutenden Kulturschätzen. Das Beethovenhaus konnte beispielsweise 2006 die Stichvorlage für die Missa Solemnis mit Hilfe des Bundes ankaufen.
Der Erwerb der Diabelli-Variationen ist ein eindrucksvolles Beispiel für den kooperativen Föderalismus, dem die Kulturlandschaft in Deutschland ihren Reichtum verdankt. Es war im Wesentlichen das Zusammenspiel von Bund, Land Nordrhein-Westfalen und Kulturstiftung der Länder, das den Ankauf ermöglicht hat. Darüber hinaus ist es lobenswert und vorbildlich, dass so viele private Spender und Stiftungen etwa die Hälfte der Kaufsumme aufgebracht haben.
Diese Gemeinschaftsleistung von öffentlicher Hand und privaten Spendern ist ein außerordentlich ermutigendes Zeichen für den Stellenwert der Kultur in Deutschland, gerade auch in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise!
Der Erhalt des Autographs ist per se ein Glücksfall. Aus Sicht des Bundes wird das Glück noch vollkommener durch den Umstand, dass die Diabelli-Variationen mit dem Ankauf in den Zusammenhang der Beethoven-Stadt Bonn eingebettet werden. Der Bund fördert das Beethovenhaus gemeinsam mit dem Land und der Stadt nach Kräften. Der Neuerwerb unterstreicht die Rolle des Hauses als Ort der umfassenden Pflege und Vermittlung von Beethovens Werk. Die bundesweite und internationale Strahlkraft der Beethoven-Stadt Bonn kann durch das Festspielhaus Beethoven weiter erhöht werden.
Auch hier steht der Bund zu seiner Verantwortung, indem er 39 Millionen Euro für den Kapitalstock der Betriebsstiftung vorgesehen hat.
Ich hoffe sehr, dass wir auch hier im Zusammenspiel der öffentlichen und privaten Förderer in näherer Zukunft zu einem glücklichen Ergebnis kommen, so wie es mit den Diabelli-Variationen vorbildlich gelungen ist.