Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 09. September 2012

Untertitel: "Es ist eine der bedeutendsten gesamtgesellschaftlichen Aufgaben, Kulturdenkmäler für künftige Generationen zu erhalten", so Kulturstaatsminister Bernd Neumann in seiner Rede. Weiter wies er darauf hin, dass Denkmäler erst durch das Engagement der Bürger "Lebendig" werden.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2012/09/2012-09-09-neumann-denkmaltag.html


Es ist eine der bedeutendsten gesamtgesellschaftlichen Aufgaben, Kulturdenkmäler für künftige Generationen zu erhalten ", so Kulturstaatsminister Bernd Neumann in seiner Rede. Weiter wies er darauf hin, dass Denkmäler erst durch das Engagement der Bürger" Lebendig " werden.

Anrede,

ich freue mich, heute gemeinsam mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und meiner Heimatstadt, der Freien Hansestadt Bremen, den bundesweiten Startschuss für die Veranstaltungen am "Tag des offenen Denkmals" zu geben!

Jedes Jahr ist eine andere Stadt Gastgeberin für die zentrale, offizielle Auftaktveranstaltung; in diesem Jahr ist die Wahl auf Bremen gefallen eine große Ehre für unsere geschichtsträchtige Hansestadt!

Meine Damen und Herren,

Bauwerke machen unsere Städte unverwechselbar, sie stiften Identität und vermitteln uns ein Gefühl von Heimat. Sie erinnern uns sowohl an Glanzzeiten als auch an Krieg, Zerstörung und hastigen Wiederaufbau; für all das lassen sich auch hier in Bremen Beispiele finden. Denkmäler sind Zeugen unserer Geschichte, der jahrhundertelangen Entwicklung von Architektur und Kunst, von Handel und Herrschaft und sie zeigen nicht zuletzt, was uns in Europa verbindet.

Schauen wir nur das Bremer Rathaus an, das seit 2004 UNESCO-Weltkulturerbe ist: Seine Formensprache der Gotik und der Renaissance finden wir von Spanien bis ins Baltikum Globalisierung ist keine Erfindung unserer Gegenwart! Es ist auch ein gutes Beispiel für die Verwendung des Werk- und Baustoffes "Holz", in diesem Jahr das Leitmotiv des "Tages des offenen Denkmals". Im Bremer Rathaus wurde viel Holz verbaut: Sie kennen alle die sichtbaren Holzbalken in der Unteren Rathaushalle und ihre achteckigen Eichenholzstützen, sowie die ornamental bemalte Holzdecke der Oberen Rathaushalle.

Holz hat viele gute Eigenschaften. Es ist leicht zu bearbeiten, elastisch, belastbar und biegsam. Holz war und ist in unseren Breitengraden fast immer und überall verfügbar und wächst nach. Es ist aufgrund dieser Eigenschaften ein sehr "demokratischer" und vor allem nachhaltiger Baustoff. Mit Holz lassen sich seit Jahrhunderten sehr tragfähige Baukörper konstruieren: Es kam und kommt bei Fachwerkbauten, vor allem bei Dachstühlen, ebenso aber besonders augenfällig hier in Bremen beim Schiffbau, bei der Konstruktion von Brücken, Schleusen oder Schienen zum Einsatz. Und bis vor einigen Jahren waren auch die Tore im Weserstadion aus Holz.

Die Holzwirtschaft ist dabei seit Jahrhunderten mittelständisch, handwerklich geprägt. Schließlich ist das Verhältnis von Mensch und Baum respektive Holz enger als man denkt: Wir stammen zwar nicht von Bäumen ab, aber haben einen Stammbaum. Wir bekommen Sprößlinge, haben zuweilen Bretter vorm Kopf, sind manchmal auf dem Holzweg oder auch aus gutem Holz geschnitzt!

Meine Damen und Herren,

über eine Million Denkmäler gibt es in Deutschland, davon gilt rund ein Drittel als gefährdet oder dringend sanierungsbedürftig. Es ist eine der bedeutendsten gesamtgesellschaftlichen Aufgaben, Kulturdenkmäler für künftige Generationen zu erhalten. Obwohl die Kulturfinanzierung in Deutschland nach wie vor im Unterschied etwa zu den USA zu 90 % durch die öffentliche Hand getragen wird, darf dies nicht darüber hinweg täuschen, dass es eine Vielzahl von Projekten gibt dazu gehört gerade auch Denkmalpflege, die ohne den Zufluss privater Mittel nicht zu verwirklichen wären.

Ich denke da zum einen an die vielen privaten Denkmaleigentümer, die sich aufopferungsvoll für den Erhalt ihres Denkmals einsetzen, aber auch an Förderer wie die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die hilft, wo öffentliche Mittel nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Sie erhält 25 % der bei der Lotterie GlücksSpirale eingespielten Fördermittel. Damit ist die GlücksSpirale ebenfalls ein wichtiger Baustein im Gefüge der Denkmalschutz-Förderer. Alle, die sich für den Erhalt von Baudenkmälern einsetzen darunter allein 200.000 Menschen, die die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützen tragen zu einer hohen Lebensqualität aller bei und leisten damit unserer Gesellschaft einen großen Dienst vielen Dank!

Meine Damen und Herren,

der Bund fördert seit den 50er-Jahren den Erhalt von Kulturdenkmälern. Seit Beginn meiner Amtszeit habe ich jedoch daran gearbeitet, dass der Denkmalschutz in der Politik der Bundesregierung einen höheren Stellenwert erhält. So konnte ich erreichen, dass 100 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II für die Kultur zur Verfügung gestellt wurden ein großer Teil davon floss in die Denkmalpflege. Mit dem Nachtragshaushalt 2007 ist es zudem gelungen, ein 400 Millionen Euro umfassendes Sonderinvestitionsprogramm zum Erhalt unseres kulturellen Erbes aufzulegen das größte Denkmalschutzprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik!

Damit wird die Berliner Staatsoper Unter den Linden restauriert und die Klassik Stiftung Weimar sowie die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in Berlin und Potsdam in die Lage versetzt, den teilweise bedrohlichen Investitionsstau bei der Sanierung ihrer Bauten anzugehen, die schließlich Teil des UNESCO-Weltkulturerbes sind. 2008 begannen wir aber auch, im Rahmen von Denkmalschutz-Sonderprogrammen kleinere national wertvolle Denkmäler in die Förderung einzubeziehen dies sind schließlich die Denkmäler, die den Reichtum und die Vielfalt unserer Kulturlandschaft prägen und auszeichnen.

Hier in Bremen haben wir zum Beispiel unter anderem helfen können, die historische Arberger Mühle, das Mausoleum Baron von Knoop, die Michaelskirche in Bremen-Grohn, das historische Gebäude des Überseemuseums und in Bremerhaven den historischen Landgasthof "Schloss Morgenstern" zu sanieren neben den "großen Fischen" wie Kunsthalle und Wencke-Dock in Bremerhaven, für die der Bund jüngst zusammen 11 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat!

Mittlerweile sind knapp 100 Millionen Euro in die vom Haushaltsausschuss des Bundestages immer wieder neu bewilligten Denkmalschutz-Sonderprogramme geflossen. Diese Summe wird von den Ländern, Kommunen und weiteren Förderern in noch einmal etwa der gleichen Höhe ergänzt und zieht erhebliche Folgeinvestitionen nach sich. Denkmalschutz ist das darf man nicht unterschlagen! auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor; er erhält und schafft Arbeitsplätze gerade auch jenseits der Metropolen und Ballungsgebiete!

Investitionen in den Erhalt unseres kulturellen Erbes sind keine Subventionen, sondern Investitionen in die Zukunft unseres Landes. Die Politik kann aber nur den Rahmen vorgeben."Lebendig" werden unsere Denkmäler erst durch das Engagement der Bürger.

Wenn wir sehen, dass der "Tag des offenen Denkmals" jedes Jahr Millionen begeisterter Besucher zu ganz besonderen historischen Orten lockt, dann kann man nur sagen: Dieses ungebrochene, ja immer weiter steigende Interesse ist der beste Beweis dafür, dass der Erhalt unseres Kulturerbes jeden Einsatz lohnt! Allein in Bremen laden 60 Baudenkmäler zum Entdecken ein etliche von ihnen sind nur heute, anlässlich dieses besonderen Tages zugänglich.

Den vielen ehrenamtlichen Helfern, die den heutigen Denkmaltag mit ihren Sonderführungen gestalten, möchte ich ganz herzlich danken und wünsche allen Besuchern schöne Erlebnisse!