Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 22. März 2012

Untertitel: "Beide Kunst und Presse ergänzen einander. Kunst braucht Öffentlichkeit und die Presse schafft sie.", so Staatsminister Bernd Neumann in seiner Rede.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2012/03/2012-03-22-neumann-artandpress.html


Beide Kunst und Presse ergänzen einander. Kunst braucht Öffentlichkeit und die Presse schafft sie.", so Staatsminister Bernd Neumann in seiner Rede.

Anrede,

mir fällt auf, dass ich immer häufiger an Events teilnehme, bei denen sich das Haus Springer als Unterstützer zeitgenössischer Kunst hervortut. Allein in diesem Jahr waren es die Baselitz Ausstellung in der Villa Schöningen die ohne den Einsatz von Matthias Döpfner nicht dieser wunderbare Ort geworden wäre. Dann die tolle Aktion "Bild für BILD" mit Heinz Mack und jetzt "Art and Press" hier im Martin Gropius Bau, bei der die BILD-Zeitung Medienpartner ist. Anstifter "für diese Ausstellung ist im wahrsten Sinne des Wortes die gemeinnützige Bonner Stiftung für Kunst und Kultur. Sie, lieber Herr Smerling, haben bereits vor drei Jahren im Martin-Gropius-Bau, die große Schau" 60 Jahre 60 Werke " kuratiert, die damals die Bundeskanzlerin eröffnete. Auch dieses Mal ist es Ihnen wieder gelungen, ein Who is Who der Gegenwartskunst zu versammeln dazu möchte ich Ihnen herzlich gratulieren!

Auch 2009 war die RWE, lieber Herr Großmann, der Sponsor einer herausragenden Ausstellung; ich freue mich dass Sie mit der Förderung von "Art and Press" wieder daran anschließen. Das ist auch für ein Großunternehmen nicht selbstverständlich und verdient Anerkennung!

Wie überhaupt wir unsere einzigartige kulturelle Vielfalt in Deutschland ohne die finanzielle Hilfe von privaten Spendern und Sponsoren nicht erhalten könnten. Diese Ausstellung wird ja nur aus privaten Mitteln finanziert und durch die Medienpartnerschaft mit der BILD-Zeitung wirkungsvoll unterstützt.

Die BILD-Zeitung nimmt sich damit auf vorbildliche Weise erneut der Vermittlung zeitgenössischer Kunst an; das kann man ja nicht zwingend von einer großen Boulevardzeitung erwarten. Berichte in den einschlägigen Feuilletons sind wichtig, aber nur eine Zeitung mit einer so hohen Millionenauflage wie die BILD kann breiten Schichten den Zugang zur Kultur ebnen vor allem zu der als schwierig und kompliziert geltenden zeitgenössischen Kunst. Lange Besucherschlangen vor der Ausstellung "Gesichter der Renaissance", die ein Rekordergebnis für das Bode-Museum eingespielt hat, sind beeindruckend und bemerkenswert.

Aber Millionen von Lesern im wahrsten Sinne des Wortes die Augen zu öffnen für das, was uns Kunst von heute zu sagen hat, das ist schon ein großartiges Unterfangen. Lieber Kai Diekmann, dazu kann ich nur sagen: weiter so!

Das Thema Zeitung und Kunst finde ich faszinierend schon allein deshalb, weil man mein Ressort, das den Namen "Kultur und Medien" trägt, mit "Art and Press" übersetzen könnte. Wenn wir einen Blick zurück in die Geschichte werfen, so sehen wir, dass die Entwicklung zur Pressefreiheit und zur Freiheit von Kunst und Kultur Hand in Hand gingen. Das sind zwei für eine demokratische Gesellschaft große und unverzichtbare Errungenschaften, die wir in der ganzen Welt immer wieder verteidigen oder auch erst erkämpfen müssen.

Wo die Freiheit der Kunst auf dem Spiel steht, ist in der Regel auch die Pressefreiheit gefährdet und Menschenrechte werden mit Füßen getreten. Wir sehen das in China, im Iran und ganz aktuell auch in Syrien. Ich finde es in dieser Hinsicht, lieber Herr Smerling, besonders verdienstvoll, dass Sie ein Werk des jungen iranischen Künstlers Farhad Moshiri ausstellen, das die Zensur in seinem Land anprangert.

Ai Weiwei, der ebenfalls vertreten ist, mahnt mit seinem Schaffen immer wieder die Pflicht der Presse an, Position zu beziehen sei es zur Zerstörung des chinesischen Kulturerbes, sei es zu Zensur und Verfolgung von Künstlern und Intellektuellen. Sein eigens für diese Ausstellung geschaffenes Werk greift ein besonders schmerzliches Thema auf, das schon der Installation zu Grunde lag, die er 2009 an der Fassade des Münchener "Haus der Kunst" realisiert hat.

Hier spricht die Kunst eindrücklich über das, worüber die Medien in China nicht berichteten, nämlich über die Schuld von Politikern und Behörden am Tod von tausenden von Schulkindern in der Erdbebenregion des Landes. Wo die Presse schweigt, müssen manchmal die Künstler den Finger in die Wunde legen.

Beide Kunst und Presse ergänzen einander. Kunst braucht Öffentlichkeit und die Presse schafft sie.

Die Ausstellung "Art and Press" zeigt eindrucksvoll, wie sehr unser demokratisches Wertesystem und unsere Kultur mit der Existenz einer freien Presse verbunden sind. Ich wünsche der Ausstellung möglichst zahlreiche Besucher.