Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 09. August 2013

Untertitel: "In Zeiten der Globalisierung brauchen wir Kristallisationspunkte unserer Identität als Kulturnation vielleicht mehr denn je. Vielfach finden wir sie in großen Baudenkmälern, im Nachlass bedeutender politischer Persönlichkeiten, aber eben auch in Kunstwerken." so Kulturstaatsminister Bernd Neumann in seiner Rede.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2013/08/2013-08-09-neumann-uecker.html


In Zeiten der Globalisierung brauchen wir Kristallisationspunkte unserer Identität als Kulturnation vielleicht mehr denn je. Vielfach finden wir sie in großen Baudenkmälern, im Nachlass bedeutender politischer Persönlichkeiten, aber eben auch in Kunstwerken." so Kulturstaatsminister Bernd Neumann in seiner Rede.

Anrede,

was lange währt, wird endlich gut. Dies gilt, so kann man mit Fug und Recht sagen, auch für den Ankauf der Werke von Günther Uecker aus der Sammlung Drautzburg. Bereits 2009 habe ich damals mit Minister Henry Tesch die ersten Gespräche darüber geführt, und ich freue mich, dass wir heute der Galerie Alte & Neue Meister des Staatlichen Museums Schwerin dieses eindrucksvolle Konvolut übergeben können! Mein Thema ist Leben und Tod " hat Günther Uecker einmal gesagt. Seine Arbeiten berühren unmittelbar und treffen das Wesentliche der menschlichen Existenz. So wurde er damit beauftragt, den Andachtsraum im Deutschen Bundestag, der allen Religionen offensteht, mit einer beeindruckenden Installation zu gestalten.

Auch ist er mit zwei Arbeiten in der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland vertreten. Günther Uecker gehört als Mitglied der Künstlergruppe ZERO mit Otto Piene und Heinz Mack die ich alle auch persönlich gut kenne und sehr schätze zu einer Generation von Künstlern, die nach der "Stunde Null" einen neuen Anfang für die Kunst in Deutschland suchten.

Die Arbeiten aus der Sammlung Drautzburg, die seit den 1960er Jahren entstanden sind, reflektieren die Vielfalt von Ueckers Schaffen. Lieber Friedel Drautzburg, ich freue mich, dass Sie heute hier sind. Wir sind uns häufiger begegnet, nicht zuletzt in Ihren Ständigen Vertretungen, unter anderem auch in Bremen.

Meine Damen und Herren,

reliefartige Nagelbilder sind zum bleibenden Marken- und Erkennungszeichen Günther Ueckers geworden. Aber sein künstlerisches Schaffen ist jedoch wesentlich komplexer und facettenreicher, wie die hier am heutigen Tag vorgestellte Auswahl seiner Werke zeigt.

Das macht die besondere Bedeutung des erworbenen Konvolutes aus. Gemeinsam mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin ist es gelungen, diesen Ankauf zu bewerkstelligen, bei dem der Bund mit 830.000 Euro den größten Anteil übernimmt. Der Erwerb steht damit exemplarisch für die gute Zusammenarbeit im Kulturföderalismus, in diesem Fall zwischen dem Bund, dem Land Mecklenburg-Vorpommern und privaten Förderern.

Der Bund hilft und unterstützt immer nur dann, wenn sich auch die Kräfte vor Ort sich an dem Projekt selbst finanziell beteiligen und das ist hier geschehen. Auch Sie, lieber Minister Brodkorb, haben sich wiederholt und überzeugend mir gegenüber eingesetzt, genau wie mein Bundestagskollege Dietrich Monstadt.

Günther Ueckers Ruhm ist international, er wird auf der ganzen Welt mit seiner Botschaft verstanden. Ich kann mir für die Sammlung, die wir heute übergeben, kaum einen besseren Ort vorstellen als das renommierte Staatliche Museum in Schwerin.

Hier in Mecklenburg-Vorpommern wurde Günther Uecker geboren, hier, in den Landschaften, in den Farben und Strukturen des Nordens, liegt eine Quelle seiner Inspiration.

Vor diesem Hintergrund bedauere ich es umso mehr, dass Günther Uecker heute nicht anwesend sein kann.

Er hat mich erst vor Kurzem, bei der jährlichen Sitzung des Ordens pour le mérite, dessen Mitglied er ist, angesprochen, und mir geschildert, wie wichtig es ihm sei, dass zahlreiche seiner Werke hier in Schwerin eine dauerhafte Heimat finden.

Er meinte damit nicht nur die dreizehn Werke aus der Sammlung Drautzburg, sondern auch das Konvolut "Verletzungen Verbindungen", das sich in Bundesbesitz befindet und im kommenden Jahr als Dauerleihgabe des Instituts für Auslandsbeziehungen nach Schwerin kommen wird Herr Ministerpräsident Sellering hat bereits darauf hingewiesen. Es war unter dem Titel "Der geschundene Mensch" seit 1993 an insgesamt 53 Orten in der ganzen Welt zu sehen.

Es ist ganz im Sinne von Günther Uecker, dass dieses groß angelegte Kunstwerk, das so lange als Botschafter der zeitgenössischen Kunst unterwegs war, nun hier wie Uecker sich ausdrückt "die Ernte nach 20 Jahren Ausstellung in der Welt einfahren kann". Die 14 Werke zeigen den "politischen Uecker", sie sind der Demokratie und der Achtung vor den Menschenrechten gewidmet. Eine sehr gute Ergänzung der jetzt angekauften Werke!

Ich möchte die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern gerne auch im Namen des Künstlers bitten, eine gute Lösung zu finden, um die beiden Konvolute im Sinne eines einzigartigen Werkkomplexes dauerhaft und möglichst auch vereint zu präsentieren.

Eine ganz große Chance für die Landeshauptstadt Schwerin, aber auch für ganz Mecklenburg-Vorpommern! Kunst und Kultur sind, in Verbindung mit dem Tourismus, gerade für vom Strukturwandel betroffene Länder wie Mecklenburg-Vorpommern das Pfund, mit dem gewuchert werden sollte ja, wie ich überzeugt bin, auch muss.

In Zeiten der Globalisierung brauchen wir Kristallisationspunkte unserer Identität als Kulturnation vielleicht mehr denn je. Vielfach finden wir sie in großen Baudenkmälern, im Nachlass bedeutender politischer Persönlichkeiten, aber eben auch in Kunstwerken.

Der Bund trägt dazu bei, die wunderbare Kulturlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns zu erhalten. Hier in Schwerin wurde zum Beispiel die Sanierung des Doms mit über 900.000 Euro unterstützt, für das Schloss flossen über 2,5 Millionen Euro und die Staatlichen Museen erhielten für das Galeriegebäude fast 2,4 Millionen Euro erst jüngst konnte der Eingangsbereich mit Bundesmitteln saniert werden. Weitere Mittel wurden für die Paulskirche, die Synagoge sowie das nahe gelegene Schloss Ludwigslust zur Verfügung gestellt.

Ganz besonders freut mich, dass hier in Mecklenburg-Vorpommern am 2. September im Rathaus Stralsund der erste sogenannte "Tag der Bestandserhaltung" für alle Mitarbeiter von Archiven und Bibliotheken des Landes stattfinden kann.

Die von meinem Haus und der Kulturstiftung der Länder finanzierte Koordinierungsstelle zum Erhalt des schriftlichen Kulturguts richtet ihn gemeinsam mit Unterstützung des Landes Mecklenburg-Vorpommern und der Stadt Stralsund aus.

Gerade im Feld der Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes, das auf so vielfältige Art bedroht ist, ist Ihr Bundesland, lieber Ministerpräsident Sellering, besonders aktiv. Acht Projekte konnten seit 2010 in Mecklenburg-Vorpommern aus Mitteln des Bundes gefördert werden, darunter die Erhaltung der historischen Baupläne des Schweriner Schlosses und die Restaurierung des wertvollen Mecklenburgischen Planschatzes aus dem 18. Jahrhundert in der Landesbibliothek.

Es wären noch viele weitere kulturelle Projekte zu nennen, die die Bundesregierung unterstützt hat wie der Aufbau des Ozeaneums in Stralsund und das Kunstmuseum Ahrenshoop, das bald eröffnet werden soll; im vergangenen Jahr war ich beim Richtfest anwesend.

Meine Damen und Herren,

Günther Ueckers Werke sind sozusagen heimgekommen und ich bin überzeugt, dass sie in Zukunft viele Besucher in die wunderbare Sammlung Alte & Neue Meister bringen werden. Ich wünsche dem Staatlichen Museum Schwerin alles Gute!