Redner(in): Monika Grütters
Datum: 30. Oktober 2014
Untertitel: Die Ausstellung C/O Berlin hat im frisch sanierten Amerikahaus ein neues Zuhause gefunden. "Damit hat dieses lebendige Forum für Fotokunst wieder eine feste Adresse und wird so wie sie es in Berlin Mitte war - ein Magnet des 'neuen Westens' am Bahnhof Zoo für ein internationales Kultur-Publikum.", betonte Kulturstaatsministerin Monika Grütters in ihrer Eröffnungsrede.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2014/10/2014-10-30-gruetters-amerika-haus.html
Die Ausstellung C / O Berlin hat im frisch sanierten Amerikahaus ein neues Zuhause gefunden."Damit hat dieses lebendige Forum für Fotokunst wieder eine feste Adresse und wird so wie sie es in Berlin Mitte war - ein Magnet des ' neuen Westens ' am Bahnhof Zoo für ein internationales Kultur-Publikum.", betonte Kulturstaatsministerin Monika Grütters in ihrer Eröffnungsrede.
Anrede Aufbau Ost vor Ausbau West "- Das war der - so kann man es sagen … -" Schlachtruf "der Politik nach der Wende, gerade hier in Berlin. Und wir haben das ausgiebig betrieben … Nun gerät langsam wieder der gute alte Westen ins Visier. Und - wen wundert ' s? - C / O Berlin ist wie bei der Belebung der Mitte seinerzeit heute wieder einmal Trendsetter. ENDLICH WIEDER EIN EIGENES HAUS!"
In diesem Satz von Stephan Erfurt, den er eben mehr beiläufig sagte, als wir uns trafen, ist eigentlich alles enthalten, was uns heute Abend hier zusammenbringt und was ihm und uns so wichtig ist: Wir können C / O Berlin wieder sehen, wir können C / O Berlin wieder besuchen, wir können uns bei C / O Berlin wieder treffen. Herzlichen Glückwunsch zum neuen Haus! Schön, dass wir alle wieder da sein können!
Wir erkennen C / O Berlin sofort wieder: An den Ausstellungen, an den Freunden, an den Besuchern. Und doch könnte der Unterschied kaum größer sein, denkt man an die früheren Räume im Postfuhramt oder auch in der Linienstraße. Dass es für Dich hier "Liebe auf den zweiten Blick" war, lieber Stephan, das kann ich verstehen. Aber seht Euch doch mal Eure Gäste an: Die sind doch jetzt schon verknallt! Ihr habt es uns aber auch leicht gemacht, mit diesem fantastischen neuen Auftritt.
Dem Retro-Charme hier sind wir ja jetzt schon erlegen. Die hippe Einrichtung aus Mitte - sie kommt nach Charlottenburg-Wilmersdorf."Ob das gutgeht?" - Doch, es geht - und wie!
C / O Berlin knüpft an die ursprüngliche Funktion des Amerika-Hauses - diesem Schmuckstück von 1957 - an, das bis 2006 eine deutsch-amerikanische kulturelle Begegnungsstätte war, und öffnet das Gebäude erneut einem großen Kulturpublikum. Zusammen mit dem Museum für Fotografie gegenüber, mit camera work, mit der Newton-Stiftung, der Berlinale im Zoopalast, den Berliner Festspielen, mit der Universität der Künste - mit der es eine Kooperation für das Kinder- und Jugendprogramm gibt - gibt es hier nicht nur einen Schwerpunkt Fotografie, sondern es ist also einmal mehr die Kultur, die einem ganzen Bezirk neuen Schwung gibt. Wir Nachbarn vom Bahnhof Zoo können da zum neuen Kulturnetzwerk nur sagen: Welcome!
Dass C / O Berlin seit eineinhalb Jahren ohne Haus, ohne große Ausstellungen und vor allem ohne Eintrittsgelder, der Haupteinnahmequelle, auskam, zeigt allein schon, was das Team von C / O Berlin vom Geschäft versteht! Aber es hatte ja auch schon die Selbständigkeit erwirtschaftet, das Haus konnte sich tragen, Sie hatten die berühmte "schwarze Null", und das nach acht Jahren. Die Bundesregierung arbeitet daran seit 1969!
So sieht es eben aus, wenn der "idealisierte Wahnsinn" arbeitet. ( Wie Ihr das noch zu Eurem Geburtstag vor 4 Jahren selbst nanntet. ) Konsequent höchste Qualität wird eben belohnt, und wird den internationalen Ruf auch am neuen Standort festigen, da bin ich mir sicher.
Die "inoffizielle Akademie für Talentförderung, Lehre und angewandte Forschung", eine der wichtigsten Adressen ja,"DIE wichtigste private Institution für Fotokunst und zur Förderung der Fotografie" hat wieder eine Adresse. Und der Betrieb läuft seit der Gründung ohne institutionelle Förderungen der öffentlichen Hand. C / O Berlin ist ein großartiges Beispiel erfolgreichen kulturellen bürgerschaftlichen Engagements.
Mehr als einmal haben die kreativen Ideen die Zukunft des Hauses gesichert. Z. B. die Crowdfunding-Kampagne. Natürlich mußte C / O Berlin es mit Crowdfunding probieren. War ja klar. Aber als ich die Kampagne sah, dachte ich erschrocken: Muß es denn ausgerechnet die Klimatechnik des neuen Hauses sein? Habt Ihr nicht vielleicht etwas, das man nachher noch weniger sieht?
Sie alle wissen, wie es ausgegangen ist: Ehrensache für C / O Berlin, das Ziel zu übertreffen und daneben gleich noch die auf diese Weise bisher höchste Summe für ein Kulturprojekt in Deutschland zusammenzusammeln …
Ein kurioses Ergebnis davon ist, dass das Haus eine bemerkenswert hohe private Förderung eingeworben hat - ausgerechnet für seine Betriebskosten! Das ist einzigartig; in öffentlichen Einrichtungen gibt es das nicht. Da bin ich sehr, sehr neidisch.
Und so kann uns das lebendigste Forum für Fotografie in Deutschland, ja in Europa weiter beschenken. Mit bis zu 20 Ausstellungen im Jahr, einer Schule des Sehens und Vermittelns, des Animierens. Und das in dem perfekten Dreiklang von Fotografie, Architektur und Gestaltung. Das ist die Stärke von C / O Berlin: Im Netzzeitalter an das Haptische heranführen, in der digitalen Bilderflut das Sehen auch im Analogen wieder lehren.
Dabei ist populär sein keine Schande - nicht, wenn man das so gut macht wie C / O Berlin. Die Blockbuster bringen auch den Spielraum für Unbekanntes, für Neues, für neue Talente.
Und so ist es folgerichtig, dass heute auch die 30."Talents" -Ausstellung eröffnet, und zwar ganz vorne! Junge Menschen an der Schnittstelle zwischen Ausbildung und Beruf werden unterstützt, indem ihnen ein ( kommerzfreier! ) Raum gegeben wird, um ihre Arbeit präsentieren zu können. Und mit Goethe geht die Ausstellung auf reisen: zu den Goethe-Instituten weltweit. Die 500 Bewerber - das alleine spricht für das Format - und für die enorme kreative Kraft, die wir im Land haben. Weiter so tolle Ideen!
Und gleich noch eins: Mit "C / O Education" wird für Kinder und Jugendliche eine "Schule des Sehens" im Dezember in einem Gebäude gleich nebenan in der Hardenbergstraße 19 eröffnet. Schon wieder ein freundlicher Nachbar, der das mit niedriger Miete ermöglicht. Herzlichen Dank, Herr Strohscheer. Das ist nicht nur Nachbarschaftshilfe, das ist nicht nur vorbildliches gesellschaftliches soziales Engagement, das ist Kulturförderung, wie wir sie brauchen, nicht nur in Berlin, sondern überall. Und ich wünsche mir, dass dieses Engagement buchstäblich Schule macht.
C / O Berlin hat sich nicht nur äußerlich verändert, auch in seinem Wesen: Es ist eine operative Stiftung geworden, das, was C / O Berlin immer sein wollte [nach KG und GmbH] . Und das Beste an dieser Lebensform ist: C / O Berlin kann Spenden entgegennehmen. C / O Berlin lebt von Spenden. Tun Sie sich also keinen Zwang an. Auch ich spreche ja als Fan hier und das nun schon zum
3. Mal; zuletzt im Juli 2010 standen Klaus Wowereit und ich zum Geburtstagsgruß auch schon hier zusammen.
Angefangen hat es mit den Großen von Magnum, heute wird der hiesige Neuanfang wieder mit Magnum gemacht - und mit der Schau von Will McBride "Ich war verliebt in diese Stadt".
Für Dich, Stephan Erfurt, mag es ja "Liebe auf den zweiten Blick" gewesen sein.
Ich finde es glatt zum Neuverlieben.