Redner(in): Monika Grütters
Datum: 29. November 2014

Untertitel: "Wir brauchen Ihr Land mit seiner langen Tradition der Demokratie und der Freiheit um den Kulturraum Europa mit Leben zu erfüllen." so Kulturstaatsministerin Grütters in der Neuen Nationalgalerie in Berlin.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2014/11/2014-11-29-gruetters-britain-in-berlin.html


Wir brauchen Ihr Land mit seiner langen Tradition der Demokratie und der Freiheit um den Kulturraum Europa mit Leben zu erfüllen." so Kulturstaatsministerin Grütters in der Neuen Nationalgalerie in Berlin.

German speechmaking does not have the best reputation in Britain, if we are to believe a joke often told in rhetoric seminars. You may have heard it: Three politicians, one French, one German and one English, are sentenced to death. They are each granted one final request. The Frenchman asks for a last meal with the finest foods and wines. The German wants to give one last, major speech. And the Englishman ' s final request? "Please shoot me before the German starts speaking."

With that in mind, ladies and gentlemen, I am all the more honoured that you have invited me not only to join you for dinner at this beautifully set table, but also to give a brief address in German ( with the emphasis on brief ) .

Zur Ehrenrettung der Deutschen darf ich zunächst sagen: Wir glänzen vielleicht nicht unbedingt mit unseren Reden, aber was unsere Museumslandschaft betrifft, macht uns so leicht niemand etwas vor …

Wussten Sie, dass Berlin mehr Museen als Regentage hat? In ganz Deutschland besuchen jährlich rund 110 Millionen Menschen deutsche Museen und Ausstellungshäuser - das sind beinahe 10mal so viele Gäste wie alle Spiele der Fußball-Bundesliga in einer Saison insgesamt Besucher hatten. Viele kommen aus dem Ausland - auch dank Ihres herausragenden Engagements, lieber David Chipperfield, der Sie mit ihrem spektakulären Umbau beispielsweise das Neue Museum auf der Museumsinsel wieder zu einem Besuchermagneten gemacht haben.

Berlin spielt dabei eine bedeutende Rolle auch im kulturellen Selbstverständnis der deutschen Nation. Diese Stadt ist durch ihre geschichtlichen Prägungen einer der Schlüsselorte der europäischen Geschichte und der modernen Weltkultur. Es ist der Ort, von dem aus Barbarei und Tyrannei über Europa gekommen sind. Nicht zuletzt ist Berlin auch der Ort der Erinnerung an die jahrzehntelange Spaltung der Welt in Freiheit und Unfreiheit und der Ort ihrer glücklichen Überwindung vor 25 Jahren - das alles auch und nicht zuletzt mit Hilfe Großbritanniens.

Heute sieht sich Deutschland als Partner in Europa und der Welt. Unser Bekenntnis zu einem vereinten Europa verbinden wir mit der großen Hoffnung, dass auch und gerade Großbritannien in Europa weiterhin eine starke Stimme sein möge. Wir brauchen Großbritannien nicht nur als politische Kraft, meine Damen und Herren! Wir brauchen Ihr Land mit seiner langen Tradition der Demokratie und der Freiheit auch, um den Kulturraum Europa mit Leben zu erfüllen. Gerade wir Deutschen werben dafür, dass Großbritannien in der EU bleibt. Denn Großbritannien hat entscheidend dazu beigetragen, dass das politisch und wirtschaftlich zerstörte und auch geistig und moralisch verwüstete Deutschland nach dem 2. Weltkrieg wieder auf die Beine kam. Das werden wir Ihnen, das werden wir Großbritannien niemals vergessen!

Wie gegenwärtig dieses Geschenk hierzulande immer noch ist, illustriert ein bemerkenswerter Bucherfolg: In Deutschland steht ein Zeitdokument auf den Bestsellerlisten, das die britische Sicht auf die Deutschen aus der Perspektive der Besatzer vor genau 70 Jahren offenbart."Instructions for British Servicemen in Germany 1944", heißt das schmale Büchlein, das vom britischen Außenministerium rund fünf Monate nach der Landung der Westalliierten in der Normandie gedruckt wurde, um den Soldaten im feindlichen deutschen Gebiet Orientierung zu geben und sie auf ihre Aufgaben vorzubereiten.

There are some odd observations here, such as: "They look like us, except that there are fewer of the wiry type and more big, fleshy, fair-haired men and women ( … ) ." The Germans, it is claimed, cannot make a cup of tea, but they do know a thing or two about coffee; while German sentimentality is a bit of a mystery: "Even childless old couples insist on having their Christmas tree."

But most of all and that ' s what makes it so moving to read in the face of all the atrocities for which Germany was to blame, this pamphlet appeals for a democratic, civilised response, for fairness and humanity. I quote: It is good for the Germans ( … ) to see that soldiers of the British democracy are self-controlled and self-respecting, that in dealing with a conquered nation they can be firm, fair and decent. The Germans will have to become fair and decent themselves, if we are to live with them in peace later on."

Nowadays, remembrance and a systematic reappraisal of our past form an essential part of our cultural policy and of the way we understand ourselves

as a nation."Culture", in my understanding, includes an ethical component, because culture is not simply a location factor, but an expression of humanity.

We in Germany have learned to prize and to love liberty and democracy, ladies and gentlemen. Britain has done all in its power to help us with that. As a consequence, our nations have drawn closer again. Today we are able to note with pleasure that Britain contemplates Germany from the perspective of a friend.

This certainly includes the pleasure of sharing good food and a glass of fine wine. That is why, ladies and gentlemen, I am grateful to join you for dinner and for talking about "Britain in Berlin" - hoping that we can count on Britain in Europe, too. Thank you for your interest. I look forward to an enjoyable meal and inspiring conversation!