Redner(in): Monika Grütters
Datum: 13. Juni 2015
Untertitel: Mit dem Romantik-Museum gebe es auch für diese "Schlüsselepoche der deutschen Geistesgeschichte" einen eigenen Erinnerungsort, so Kulturstaatsministerin Grütter. Beim Spatenstich in Frankfurt am Main dankte sie allen Unterstützern, die den Bau ermöglicht haben. Das Museum werde die Museumslandschaft und das kulturelle Leben bereichern, ein Museum, "das von der Kraft der Literatur, der Kunst und Kultur erzählt", so Grütters.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2016/06/2016-06-13-gruetters-romantikmuseum.html
Mit dem Romantik-Museum gebe es auch für diese "Schlüsselepoche der deutschen Geistesgeschichte" einen eigenen Erinnerungsort, so Kulturstaatsministerin Grütter. Beim Spatenstich in Frankfurt am Main dankte sie allen Unterstützern, die den Bau ermöglicht haben. Das Museum werde die Museumslandschaft und das kulturelle Leben bereichern, ein Museum,"das von der Kraft der Literatur, der Kunst und Kultur erzählt", so Grütters.
Nach all den Höhen und Tiefen, Volten und Wendungen, Abwegen und Umwegen auf der langen Strecke zum heutigen ersten Spatenstich reibt man sich fast ein wenig verwundert die Augen, dass es nun tatsächlich so weit ist: Die Romantik bekommt endlich ihr Museum in Frankfurt. Viel verwunderlicher aber als die Gewissheit, dass hier in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft der Erweiterungsbau des Freien Deutschen Hochstifts stehen wird, ist freilich die Tatsache, dass es ein Museum für die geistige Bewegung der Romantik bisher nicht gibt - während Aufklärung, Klassik und Moderne in Wolfenbüttel, Weimar und Marbach ja in Museen von Weltrang längst ihre eigenen Erinnerungsorte in Deutschland haben.
Verwunderlich, meine Damen und Herren, ist dieses offensichtliche Defizit in der Pflege unseres literarischen Erbes nicht nur deshalb, weil es um nichts weniger als eine Schlüsselepoche der deutschen, ja der europäischen Geistesgeschichte geht und weil über 1.000 Archivkästen mit Schätzen aus dieser Zeit - mit Handschriften, Briefen, Grafiken, Bildern und anderen Besitztümern romantischer Geistesgrößen - bisher in einem Frankfurter Keller lagern. Verwunderlich ist diese national wie international wahrgenommen Lücke in der Museumslandschaft vor allem deshalb, weil die Romantik, weil das Romantische gerade im Ausland die deutsche Kultur schlechthin verkörpert und die künstlerischen Werke und Zeugnisse aus dieser Epoche zu Recht als Schlüssel zum Verständnis der "deutschen Seele" gelten. Und nicht nur der "deutschen Seele" : das "Romantische" ist dem Humanum inhärent. Jean Paul - Grenzgänger zwischen Romantik und Klassik ( ein Dichter, den ich persönlich sehr schätze und mit dem ich während meines Germanistik-Studiums viel Zeit verbracht habe ) - hat die Sehnsucht nach der Romantisierung des Weltlichen so formuliert: "Da aber die Endlichkeit nur an Körpern haftet und da in Geistern alles unendlich ist oder ungeendigt: so blühte in der Poesie das Reich des Unendlichen über der Brandstätte der Endlichkeit auf."
Dass wir diese blühenden Geisteslandschaften im "Reich des Unendlichen" bald angemessen präsentieren können, ist ein Gewinn nicht nur für die Stadt Frankfurt, sondern für ganz Deutschland: eine Bereicherung unserer Museumslandschaft und unseres kulturellen Lebens, von unschätzbarem Wert für unser Selbstverständnis als Kulturnation.
Deshalb freut es mich sehr, dass der Bund mit Unterstützung der Abgeordneten des Deutschen Bundestages zur Finanzierung des Neubaus beitragen wird. Dass wir dem ehrwürdigen Freien Deutschen Hochstift - dem Initiator und Träger des Romantik-Museums - damit auch helfen, seine weit über die Grenzen Frankfurts hinaus bedeutenden Bildungs- und Vermittlungsangebote entscheidend zu verbessern, führt die lange Tradition staatlicher Förderung durch den Bund fort, die bis zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland, ja bis in die 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück reicht. Tradition hat hier in Frankfurt aber auch das bürgerschaftliche Engagement, das die Kulturschätze der Stadt mehrt und zum Strahlen bringt. Es sind nicht zuletzt Stiftungen, Banken und zahlreiche Einzelspender, denen Deutschland sein Romantik-Museum verdankt. Auch darauf kann Frankfurt stolz sein, meine Damen und Herren!
Heimatverbundenheit gehört sicher zu den Motiven der Unterstützer und Spender: ein Gefühl, das uns - passenderweise - die Romantiker geschenkt haben. Sie waren es, die "Heimat" als Sehnsuchtsort beschworen ( man denke nur an Gedichte Joseph von Eichendorffs, Adalbert von Chamissos oder Bettina von Arnims ) , und die den Begriff der "Heimat", den es übrigens nur im Deutschen gibt, damit emotional aufgeladen haben. So entsteht hier also ein deutsches "Heimatmuseum" im besten Sinne:
Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf diesen besonderen Erinnerungsort - und auch wenn es dafür in dieser Wüste aus Lehm und Bauschutt noch sehr viel Phantasie braucht: Ich freue mich schon heute auf die Eröffnung!