Redner(in): Monika Grütters
Datum: 28. Juni 2015
Untertitel: "Politische und religiöse Kultur können sich sehr wohl auch auf eine für die Demokratie fruchtbare Weise ergänzen. Wir sollten den Mut haben, uns auch unter Andersdenkenden öffentlich selbstbewusst zu christlichen Werten und Überzeugungen zu bekennen", rief Kulturstaatsministerin Grütters in ihrer Rede auf.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2015/06/2015-06-28-gruetters-katholische-akademie.html
Politische und religiöse Kultur können sich sehr wohl auch auf eine für die Demokratie fruchtbare Weise ergänzen. Wir sollten den Mut haben, uns auch unter Andersdenkenden öffentlich selbstbewusst zu christlichen Werten und Überzeugungen zu bekennen ", rief Kulturstaatsministerin Grütters in ihrer Rede auf.
Berlin, Sommer 1990:
Sektkorken knallen und Wunderkerzen knistern, als am 13. Juni der offizielle Abriss der Mauer beginnt. Im Westteil der Stadt erleben die Kaufhäuser mit dem Inkrafttreten der Währungsunion zum 1. Juli einen Ansturm neuer DM-Besitzer. Im Ostteil werden "Kaufhallen" zu Supermärkten und leerstehende Wohnungen zur Heimat von Hausbesetzern. Der 90. Deutsche Katholikentag versammelt unter dem Leitwort "Wie im Himmel, so auf Erden"
125.000 Gläubige - 35.000 kommen aus der DDR. In den Kellern maroder Gebäude wummert der Techno und vereint junges Partyvolk aus Ost und West auf der Tanzfläche. Andi Brehme schießt Deutschland im Finale gegen Argentinien zum WM-Sieg. Die Rolling Stones spielen zum Jahrestag des Mauerbaus in Ost-Berlin - das erste Konzert in der DDR in der 28-jährigen Bandgeschichte. Und nicht zu vergessen: Die Currywurst erobert langsam die Imbissbuden im Hoheitsgebiet von Broiler und Soljanka.
Ja, überall schmeckt, riecht und klingt es nach Neubeginn, als die Berliner Bischofskonferenz im Sommer 1990 die Planungen zur Einrichtung einer Katholischen Akademie im alten Ostteil, der neuen Mitte Berlins vorantreibt. Berlin wird zur Bühne und zum Labor für Experimente in dieser Zeit der Freiheit zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung, zwischen Anarchie und Aufbruch.
Was für eine Chance für die katholische Kirche!
Was für eine kluge Entscheidung, sie zu nutzen!
Was für eine Freude, das heute mit Ihnen zu feiern und damit die Jubiläumsveranstaltungen zum 25-jährigen Bestehen der Katholischen Akademie einzuläuten!
Die Katholische Akademie wäre nicht die Katholische Akademie, wenn sich die Feierlichkeiten auf den Austausch von Lobesworten und den gemeinsamen Verzehr von Fingerfood beschränkten! Nein, wie immer darf und soll nachgedacht, hinterfragt und diskutiert werden an diesem "Ort des Denkens, Glaubens und Fragens, des Austauschs und der Besinnung", wie es auf der Website so schön heißt. Dazu will ich gerne mit einigen Beobachtungen und Überlegungen zur politischen und religiösen Kultur in der Hauptstadt meinen Beitrag leisten. Vielen Dank für die Einladung, lieber Herr Hake!
Berlin ist nicht nur historisch bedingt, sondern auch in der Zusammensetzung seiner Bevölkerung ein als Bühne und Labor für soziale Experimente und kulturelle Innovationen geradezu prädestinierter Ort. Als multiethnische, multikulturelle Stadt, in der Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammen leben, nötigt Berlin uns zur Auseinandersetzung mit Diaspora-Erfahrungen. Damit meine ich das tägliche ' Konfrontiertwerden ' mit anders denkenden, anders glaubenden, anders sozialisierten Menschen: oft ist es das Erleben, in der Minderheit zu sein, fremd zu sein - eine Erfahrung, die kennzeichnend ist für moderne, pluralistische Gesellschaften und für das Leben in einer globalisierten Welt.
Diaspora ist Berlin, die angebliche Welthauptstadt des Atheismus, auch für uns Katholiken - allein schon, weil wir hier ( eine zwar nicht unbedeutende, aber eben doch ) eine Minderheit sind. Zwar ist das Engagement der Kirchen eine unverzichtbare Stütze des Schul- und Sozialwesens - auf jeden hauptamtlich Tätigen kommt ein Ehrenamtlicher. Doch nur 9,3 Prozent der Berliner Bevölkerung sind katholisch - in manchen Bezirken, etwa in Hellersdorf, meinem Wahlkreis, sind es gar nur drei Prozent. Als ich, aufgewachsen im durch und durch katholisch geprägten Münster, im Januar 1989 nach Berlin kam und hier 1995 zum ersten Mal für die CDU im Abgeordnetenhaus kandidierte, legte man mir deshalb wärmstens ans Herz, meinen Glauben im Kandidatenprospekt besser zu verschweigen. Was ich nicht getan habe - schließlich ist der Glaube Teil meiner Identität und so auch wesentlich für meine politische Positionsbestimmung!
Dass die politische Kultur von Außen oft wie eine Gegenwelt zur religiösen Kultur erscheint, ist eine weitere Erfahrung des Berliner Politikbetriebs. Politik gilt als "schmutziges Geschäft". Politik, so lautet ein geflügeltes Wort,"verdirbt den Charakter". Unter allen Berufsgruppen genießen Politiker weltweit das geringste Vertrauen in der Bevölkerung.
An der Spitze stehen Feuerwehrleute und Ärzte. Auch Krankenschwestern und Rettungssanitäter sind weit oben mit dabei - Menschen in helfenden Berufen also, zu denen Politiker ganz offensichtlich nicht gezählt werden. Julius Kardinal Döpfner hat die Kluft zwischen religiöser und politischer Kultur einmal so beschrieben, ich zitiere: "Der barmherzige Samariter unterschreibt keine Resolution, die weiter geleitet werden muss, er packt selbst an."
Ja, die politische Kultur im weitesten Sinne - damit meine ich demokratische Verfahren ebenso wie öffentliche Debatten und das menschliche Miteinander in der Politik - lässt sich oft nur schwer einordnen in unsere christlich geprägten, moralischen Kategorien der Wahrnehmung. Sie scheint sich unseren moralischen Intuitionen in gewisser Weise sogar zu verschließen. Das Gleichnis des barmherzigen Samariters, auf das Julius Kardinal Döpfner anspielt, ist dafür ein ganz hervorragendes Beispiel. Warum ist das so?
Aus vielen Jahren politischer Erfahrung kann ich Ihnen fünf Gründe nennen.
Erstens: Distanz macht einen Unterschied zwischen dem Ideal des anpackenden Helfers und dem mühsamen politischen Geschäft.
Der barmherzige Samariter steht einem bedürftigen Menschen von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Der Politiker sieht den einzelnen hilfsbedürftigen Menschen nicht in der gleichen Weise."Bei den Menschen", das ist der Politiker zwar in seinem Wahlkreis. Doch als gewählter Volksvertreter ist er auch für diejenigen verantwortlich, die ihm nur in der Anonymität von Statistiken und Armutsberichten begegnen, die er nur aus der Distanz der Fernsehnachrichten und Zeitungsartikel kennt. Dabei sind seine Handlungsoptionen so zahlreich, dass er Prioritäten setzen, die Reichweite seiner Verantwortung bestimmen muss.
Zweitens: Die Konfrontation mit einer Vielzahl an Bedürfnissen macht einen Unterschied. Die Aufmerksamkeit des Samariters gilt dem individuellen Leid. Der Politiker hat mit der Not vieler Menschen zu tun. Selbst beim besten Willen kann er sich nicht unzähligen, individuellen Einzelfällen widmen, sondern muss sich auf die Gestaltung der Rahmenordnung konzentrieren. Dabei kann es zu moralischen Konflikten kommen zwischen allgemeinen Interessen und den Bedürfnissen einzelner Gruppen, aber auch zwischen unterschiedlichen Einzelbedürfnissen.
Drittens: Der zeitliche Horizont macht einen Unterschied. Die Hilfe des barmherzigen Samariters wird sofort wirksam. Politische Maßnahmen dagegen sind oft erst einmal nur Versprechen auf eine bessere Zukunft. Es braucht Zeit, bis die erhofften Verbesserungen eintreten. Denken Sie beispielsweise an die Menschen in Griechenland, die unter dem notwendigen Sparkurs ächzen und die deutsche Politik als "kalt", als "herzlos", als "unbarmherzig" empfinden. Unsere Hilfe beruht auf einem Versprechen, dass sich die Lebensverhältnisse für alle Griechen langfristig bessern werden. Dieses Versprechen lindert aber nicht die akute Not einer griechischen Putzfrau, die ihren Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst verloren hat.
Viertens: Machbares und Wünschenswertes trennen zu müssen, macht einen Unterschied. Für den barmherzigen Samariter sind Sollen und Können deckungsgleich. Für den Politiker ist genau das oft nicht der Fall - etwa angesichts der Not der vielen Flüchtlinge auf der ganzen Welt. Nicht alle können wir aufnehmen. Wir müssen das Asylrecht an Bedingungen knüpfen - so sehr es uns anrührt, dass wir damit beispielsweise die Hoffnungen von Wirtschaftsflüchtlingen aus dem Kosovo auf ein besseres Leben in Deutschland nicht erfüllen können. Im Angesicht der Einzelschicksale, im Angesicht des Leids von Kindern und Familien erscheinen notwendige politische Entscheidungen oft unbarmherzig.
Und schließlich fünftens: Der Zwang zum Kompromiss macht einen Unterschied. Der barmherzige Samariter kann handeln, wie er allein es für richtig hält. Der Politiker kann das im Allgemeinen nur sehr eingeschränkt. Armut, Arbeitslosigkeit, Integration, - welches Thema auch immer Sie nehmen: Es gibt unzählige Meinungen, was zu tun ist und wer es bezahlen soll. Ein Politiker muss deshalb um Mehrheiten werben: in der Partei, in der Fraktion, in einer Regierungskoalition, in der Abstimmung mit den Bundesländern oder auch mit unseren europäischen Nachbarn. Was dabei heraus kommt, ist oft der kleinste gemeinsame Nenner dessen, was die einzelnen Beteiligten für richtig halten. Persönliche Werte dienen dabei der Begründung der eigenen Sichtweise, aber für das konkrete Handeln, die Umsetzung, zählt der Kompromiss. Ohne Bereitschaft zum Kompromiss, ohne Bereitschaft zur Abweichung vom eigenen Standpunkt, auch vom eigenen Herzensanliegen, funktioniert keine Demokratie. Norbert Lammert, unser Bundestagspräsident, hat das Verhältnis von Politik und Religion deshalb auf die griffige Formel gebracht: "Der Glaube handelt von Wahrheiten, die nicht abstimmungsfähig sind; Politik handelt von Interessen, die nicht wahrheitsfähig sind."
Man kann die Aussage von Julius Kardinal Döpfner also auch umdrehen: Der barmherzige Samariter muss keine Resolution verabschieden, er kann einfach helfen. Er kann seinem Herzen folgen. Das ist aus meiner Sicht der schwerwiegendste - und oft auch ein sehr schmerzhafter - Unterschied zwischen religiös motiviertem und politisch gebotenem Handeln, zwischen religiöser und politischer Kultur.
Was folgt nun aus diesen Spannungsfeldern, die hier in Berlin wie in kaum einer anderen Stadt zutage treten - religiöse Kultur als Diasporaerfahrung einerseits, religiöse Kultur als Gegenwelt zur politischen Kultur andererseits?
Die einfachste Antwort auf diese Frage wäre, sich schlicht auf das Credo säkularer Gesellschaften zurückzuziehen, nämlich auf die Feststellung, dass Religion Privatsache ist. Das trifft natürlich zu. Der Glaube ist zuallererst privat. Und doch zeigt sich gerade im multikulturellen, vom politischen Alltag geprägten Berlin mit seinen Konflikten und Spannungen, dass es öffentliche Orte braucht, an denen Menschen sich mit der eigenen Religiosität oder auch Nicht-Religiosität auseinandersetzen, den ( christlichen ) Wurzeln unserer Kultur nachspüren, die Grundsätze des eigenen Handelns reflektieren und anderen Religionen und Weltanschauungen begegnen können. Dabei geht es eben nicht nur um private Glaubensfragen, sondern auch um Fragen des Zusammenlebens in unserer Gesellschaft. Ich selbst habe das Petrus-Wort lieben gelernt: "Stehe jedem Rede und Antwort, der nach der Hoffnung fragt, die dich erfüllt." Auch diesen Bekennermut kann man hier lernen - nicht nur als christlich-katholische Politikerin.
Katholische Akademien sind deshalb vor allem gefragt als "Agenturen der kulturellen Übersetzung von Christentum" - diese pointierte Formulierung haben Sie, lieber Herr Hake, geprägt. Mit dieser kulturellen Vermittlungsleistung spricht die Katholische Akademie in Berlin ganz offensichtlich - das zeigt ihre 25-jährige Erfolgsgeschichte - nicht nur gläubige Christen an, sondern greift ein tiefes Bedürfnis auf, das gerade aus der Diasporaerfahrung in pluralistischen Gesellschaften entsteht - nämlich das Bedürfnis, jenseits der Unterschiede, die uns trennen, Verbindung und Gemeinsamkeit zu suchen. Auch für dieses immer wieder herausfordernde Unterfangen war und ist Berlin Bühne und Labor.
Der Gründungsdirektor der Akademie, Werner Remmers, hat das Projekt einer Katholischen Akademie, das da vor 25 Jahren, im Sommer 1990, im Entstehen begriffen war, einmal eine "Steilvorlage des lieben Gottes" genannt. Ja, es war eine Steilvorlage, und zwar nicht nur für Werner Remmers selbst, der sich Zeit seines Lebens mit viel Herzblut für Aufbruch und Erneuerung in der Katholischen Kirche eingesetzt hat und Christinnen und Christen aus allen politischen Parteien für die Katholische Akademie im Herzen Berlins begeistern konnte. Es war eine Steilvorlage auch für all jene, die sich eine dialogfähige Kirche wünschen - eine Kirche, die in der der kulturellen und weltanschaulichen Vielfalt Berlins ein Forum der Verständigung bietet; eine Kirche, die Gehör findet in gesellschaftlichen, in politischen Debatten; eine Kirche, die auf diese Weise nicht nur die religiöse, sondern auch die politische Kultur in der Hauptstadt prägt.
Aus dieser Steilvorlage haben engagierte Christen in der Hauptstadt, darunter vor allem die Leitung und das Team der Katholischen Akademie, das Beste gemacht, was Berlin einerseits und der Katholischen Kirche andererseits passieren konnte - einen Ort, an dem möglich wird, was der ehemalige Aachener Bischof Klaus Hemmerle einmal so formuliert hat: "Politisches und Christliches können nur dann füreinander fruchtbar werden, wenn sie sich einander freigeben, wenn sie sich voneinander unterscheiden, um in solcher Unterscheidung Impuls füreinander zu werden."
Dafür bin ich sehr dankbar und kann die Deutsche Bischofskonferenz nur in ihrem Vorhaben bestärken, die Kirchenpräsenz in Berlin weiter auszubauen und Berlin noch mehr als bisher als Bühne und als Labor für eine zeitgemäße religiöse Kultur zu nutzen! Die Umgestaltung der Sankt-Hedwigs-Kathedrale, die wie kein anderer Ort das Bild unserer Kirche in der Hauptstadt prägt, unterstütze ich deshalb sehr!
Ich bin überzeugt, meine Damen und Herren, dass die kulturelle Vermittlungsleistung der Katholischen Akademie nicht nur dazu beiträgt, religiöse Kultur anschlussfähig zu machen an andere Kulturen und Standpunkte, sondern dass es damit umgekehrt auch gelingt, die politische Kultur aufnahmefähig zu machen für die Botschaft der Bibel - ein wichtiger Beitrag zu einer starken Demokratie!
Zum einen brauchen wir in der Politik ein christliches Wertefundament, um soziale Notlagen - und damit gesetzgeberischen Handlungsbedarf - überhaupt zu erkennen. Christliche Werte wie Barmherzigkeit und Nächstenliebe sind motivationale Grundlage für soziales, dem christlichen Menschenbild verpflichtetes, politisches Handeln.
Zum anderen brauchen wir christliche Werte für einen verantwortungs-bewussten Umgang mit den Freiheiten, die die Demokratie uns gewährt. Deutschland hat die Kunstfreiheit wie auch die Pressefreiheit und die Meinungsfreiheit aus gutem Grund in den Verfassungsrang erhoben. Die Kunstfreiheit - das ist die Lehre, die wir aus zwei Diktaturen gezogen haben - ist wie die Presse- und Meinungsfreiheit konstitutiv für eine Demokratie. Kreative und Intellektuelle sind das Korrektiv einer Gesellschaft. Mit ihren Fragen, ihren Zweifeln, ihren Provokationen beleben sie den demokratischen Diskurs und sind so imstande, unsere Gesellschaft vor gefährlicher Lethargie und damit auch vor neuerlichen totalitären Anwandlungen zu bewahren. Sie verhindern, dass intellektuelle Trägheit, argumentative Phantasielosigkeit und politische Bequemlichkeit die Demokratie einschläfern. Die Freiheit der Kunst zu schützen, ist deshalb oberster Grundsatz, vornehmste Pflicht der Kulturpolitik.
Dabei lässt sich allerdings nicht leugnen, dass eben diese Freiheiten es Menschen ermöglichen, andere zu verletzen. Als religiöser Mensch fühle ich mich oft tief getroffen, wenn - legitimiert durch die Kunstfreiheit - mein Glaube verhöhnt wird. Doch eine Kunst, die sich festlegen ließe auf die Grenzen des politisch Wünschenswerten, eine Kunst, die den Anspruch religiöser Wahrheiten respektierte, die das überall lauernde Risiko verletzter Gefühle scheute, die gar einer bestimmten Moral oder Weltanschauung diente - eine solchermaßen begrenzte oder domestizierte Kunst würde sich nicht nur ihrer Möglichkeiten, sondern auch ihres Wertes berauben! Wir müssen die Spannungen aushalten zwischen der Freiheit der Meinung und Verunglimpfung, zwischen der Freiheit der Presse und Verleumdung, zwischen der Freiheit der Kunst und verletzten ( religiösen ) Gefühlen. Umso wichtiger aber ist es, religiöse Werte als Begleiterin demokratischer Freiheiten zu fördern. Das hat mit Herzensbildung, Nachdenklichkeit und Fähigkeit zur Empathie zu tun. Auch hier leisten der Glaube und die Kirche viel für unsere politische Kultur und für unser Zusammenleben.
Das Christentum hat eine Prägekraft entwickelt wie kaum eine andere Institution auf der Welt. Ohne das Christentum wäre unsere Welt ärmer an Geist und Sinnlichkeit. Die beiden Beispiele für die Bedeutung christlicher Werte in der Politik zeigen darüber hinaus: Politische und religiöse Kultur können sich - bei allen nicht zu leugnenden Spannungen und Konflikten - sehr wohl auch auf eine für die Demokratie fruchtbare Weise ergänzen. Wir sollten deshalb nicht zulassen, dass Religion und Glaube in die Abgeschiedenheit des rein Privaten verdrängt werden. Wir sollten vielmehr den Mut haben, uns - so wie es Petrus empfiehlt - auch unter Andersdenkenden öffentlich selbstbewusst zu christlichen Werten und Überzeugungen zu bekennen. Die Katholische Akademie bietet diesem Bekenntnis eine Bühne und der Suche nach Kompromissen im kultivierten Meinungsstreit ein Labor. Gut, dass wir sie haben! Herzlichen Glückwunsch zum ( bald ) 25-jährigen Bestehen!