Redner(in): Monika Grütters
Datum: 15. Oktober 2015

Untertitel: "Das Humboldt Lab war von Anfang an ein interdisziplinäres Experimentierfeld - hier ließ sich das Machbare erforschen, hier ließen sich Ausstellungskonzepte und Inszenierungen für das Humboldt-Forum ausprobieren, hier konnte man mit aktuellen Formen der Ausstellungspraxis experimentieren, um die Grenzen des Erzählens auszuloten." erklärte Monika Grütters in ihrer Rede.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2015/10/2015-10-15-gruetters-finissage-humbold-lab-dahlem.html


Das Humboldt Lab war von Anfang an ein interdisziplinäres Experimentierfeld - hier ließ sich das Machbare erforschen, hier ließen sich Ausstellungskonzepte und Inszenierungen für das Humboldt-Forum ausprobieren, hier konnte man mit aktuellen Formen der Ausstellungspraxis experimentieren, um die Grenzen des Erzählens auszuloten." erklärte Monika Grütters in ihrer Rede.

Anrede, Ein hübsches Experiment ist schon an sich oft wertvoller als zwanzig in der Gedankenretorte entwickelte Formeln." Diese Auffassung vertrat ausgerechnet der geistige Vater der wohl berühmtesten Formel der Welt, E = mc² - Albert Einstein, einer der größten Verteidiger der Phantasie unter den Naturwissenschaftlern. Was Experimente aus seiner - und nicht nur aus seiner! - Sicht so wertvoll macht, sind die Lernerfahrungen jenseits unseres Horizonts. Experimente sind Voraussetzung für Innovationen, denn Probleme - auch dies eine Erkenntnis Albert Einsteins - lassen sich niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.

Weil ein hübsches Experiment damit auch wertvoller ist als zwanzig in der Gedankenretorte entwickelte Konzepte, wurde vor drei Jahren das Humboldt Lab ins Leben gerufen. Heute fällt mit der Ausstellung "Prinzip Labor", die wir ( neben der Installation mit Teilen der gemalten Schlossfassade ) als passende Kulisse hinter uns haben, der Vorhang dieser experimentellen Probebühne, der wir für die Vorbereitung der Museumsausstellungen im zukünftigen Humboldt-Forum wichtige Impulse verdanken.

Das Humboldt Lab war von Anfang an ein interdisziplinäres Experimentierfeld - hier ließ sich das Machbare erforschen, hier ließen sich Ausstellungskonzepte und Inszenierungen für das Humboldt-Forum ausprobieren, hier konnte man mit aktuellen Formen der Ausstellungspraxis experimentieren, um die Grenzen des Erzählens auszuloten. Das mag sich für Außenstehende nach "Spielwiese", nach Beliebigkeit, gar nach Planlosigkeit anhören. Doch wer die 30 Projekte des Labs gesehen hat, weiß es besser.

Das Humboldt Lab ist ein Labor im Sinne des lateinischen Wortursprungs "laborare" - das heißt bekanntlich "arbeiten","sich abmühen". Und tatsächlich steckt sehr viel Arbeit in dieser Versuchsreihe, aber auch Leidenschaft und Mut zum Querdenken, der nötig ist, um sich auf neue und andere Blickwinkel und Darstellungsformen einzulassen - auf künstlerische Perspektiven, auf Sichtweisen, die Menschen aus den Herkunftsländern auf die präsentierten Themen und Objekte ihrer Kultur heutzutage haben.

Für die Energie, die Experimentierfreude und nicht zuletzt den Fleiß und die Mühe, die in diesen Think Tank über die Zukunft des Ausstellens geflossen sind, danke ich allen Beteiligten - Ihnen und Ihrem Team, lieber Herr Heller - sehr herzlich. Sie haben mit innovativen Formaten zur Präsentation von Sammlungen nicht nur neues kreatives Potenzial erschlossen, sondern im Planungsprozess für das Humboldt-Forum auch wichtige Impulse geben können. Ihr Inhaltskonzept vom Juni 2013 beispielsweise ist noch immer eine wichtige Planungsgrundlage. Auch der Kulturstiftung des Bundes, liebe Frau Völckers, ein herzliches Dankeschön für die Finanzierung des Projekts und die Realisierung gemeinsam mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der ich - lieber Herr Prof. Parzinger - ebenfalls für ihre Unterstützung danke.

Jetzt geht es darum, das Versuchslabor zu verlassen und das Berliner Schloss als Bühne für neuartige Kunst- und Kulturerfahrungen zu nutzen. Ob dieses große Experiment unter Realbedingungen glückt, ob wir schaffen, was wir uns vorgenommen haben - nämlich das Humboldt-Forum als Ort des gleichberechtigten Dialogs unterschiedlicher Weltkulturen zu etablieren - , das werden wir erst in einigen Jahren wissen. In Zeiten, in denen Hunderttausende Menschen anderer kultureller Herkunft Zuflucht in Deutschland und Europa suchen, ist es jedenfalls wichtiger denn je, es zu versuchen. Ich bin dankbar, dass wir uns dabei auf die hervorragende Vorarbeit des Humboldt Labs, auf die Sachkompetenz einer hochkarätig besetzten Gründungsintendanz und auf die Beratung durch ein internationales und interdisziplinäres Expertengremium stützen können.

Der Wille und die Bereitschaft renommierter Wissenschaftler, an diesem Experiment mitzuarbeiten - das sind die besten "Vorschusslorbeeren", die wir uns für das Humboldt-Forum nur wünschen können, und gleichzeitig ist dies auch ein schönes Kompliment für Ihre Vorarbeit im Humboldt-Lab, lieber Herr Heller! Vielen Dank dafür und alles Gute für die Zukunft!