Redner(in): Monika Grütters
Datum: 02. November 2015

Untertitel: Im Rahmen der Publishers‘ Night des VDZ betonte Kulturstaatsministerin Grütters: "Sie bringen mit Mut, Ausdauer und Leidenschaft die Grenzen überwindende, friedensstiftende Kraft der Musik zur Entfaltung - eine Kraft, die wir in Deutschland angesichts der vielen Menschen, die Zuflucht suchen vor Krieg und Verfolgung, künftig dringender brauchen werden denn je!".
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2015/11/2015-11-02-gruetters-vdz-barenboim.html


Im Rahmen der Publishers ‘ Night des VDZ betonte Kulturstaatsministerin Grütters: "Sie bringen mit Mut, Ausdauer und Leidenschaft die Grenzen überwindende, friedensstiftende Kraft der Musik zur Entfaltung - eine Kraft, die wir in Deutschland angesichts der vielen Menschen, die Zuflucht suchen vor Krieg und Verfolgung, künftig dringender brauchen werden denn je!".

Anrede,

Zwischen der ehrenvollen Aufgabe, Sie für Ihr Lebenswerk mit rhetorischen Lorbeeren zu bekränzen, und der ernüchternden Vorgabe, dabei keinesfalls eine "Netto-Redezeit" von vier Minuten zu überschreiten, besteht ein offensichtlicher Widerspruch.

Ihre künstlerische und politische Lebensleistung auf die Dauer einer Chopin-Etüde verdichten zu wollen, das scheint unmöglich - so unmöglich, wie die gleichzeitige israelische und palästinensische Staatsbürgerschaft, so unmöglich wie Verständigung und Versöhnung durch Musik, so unmöglich wie ein Orchester mit jüdischen, christlichen und muslimischen Musikern - so unmöglich also wie so vieles, was Ihr Leben ausmacht und womit Sie menschliches Zusammenleben prägen. Das Unmögliche ist leichter als das Schwierige, denn an das Unmögliche sind keine Erwartungen geknüpft ", haben Sie einmal gesagt. Das ist ein Thema, das sich durch Ihr Lebenswerk zieht wie das Schicksalsmotiv durch Beethovens 5. Sinfonie: das Unmögliche möglich zu machen, das Mögliche wirklich werden zu lassen.

Weniger wohlhabende, weniger gebildete, sozial benachteiligte Menschen interessieren sich nicht für klassische Musik?

Mit Ihrer "Staatsoper für alle" begeistern Sie Menschen, die man üblicherweise nicht in Opern- und Konzerthäusern sieht, und zeigen: Musik ist eine Sprache des Herzens, die jede und jeder versteht.

Im Nahost-Konflikt gibt es keine Hoffnung auf Verständigung und Versöhnung?

In Ihrem West-Östlichen-Divan-Orchester sitzen Israelis neben Arabern, Moslems neben Juden und Christen; sie begegnen einander im Lauschen auf andere Stimmen, auf Takt und Tonart, auf laut und leise, und finden in der Musik eine gemeinsame Sprache.

Ein friedliches, von gegenseitigem Respekt geprägtes Zusammenleben der Kulturen ist utopisch?

In der gerade entstehenden Barenboim-Said-Akademie, der künftigen Heimstatt des West-Östlichen-Divan-Orchesters, werden in nicht allzu ferner Zukunft 100 Stipendiaten aus den Konfliktregionen des Nahen Ostens zu Hoffnungsträgern eben dieser Utopie. Ich freue mich, dass mein Haus den Bau unterstützt. Und es ist meine feste Absicht, dieses große völkerverbindende Vorhaben ab 2017 auch dauerhaft zu fördern.

Das sind nur drei Variationen Ihres großen Lebensthemas, lieber Daniel Barenboim, mit dem Sie sich - über Ihren Ruf als Jahrhundertmusiker hinaus - international höchste Wertschätzung als Wegbereiter des Unmöglichen erworben haben. Sie bringen mit Mut, Ausdauer und Leidenschaft die Grenzen überwindende, friedensstiftende Kraft der Musik zur Entfaltung - eine Kraft, die wir in Deutschland angesichts der vielen Menschen, die Zuflucht suchen vor Krieg und Verfolgung, künftig dringender brauchen werden denn je!

Ihr Vorbild macht Mut, dass auch Unmögliches zu schaffen ist! Meine herzlichen Glückwünsche zur "Goldenen Victoria" für Ihr Lebenswerk!