Redner(in): Monika Grütters
Datum: 24. Oktober 2016

Untertitel: In ihrer Rede erklärte Monika Grütters: "Mit dem 'APPLAUS' wollen wir nicht zuletzt die Auftrittsbedingungen für Musikerinnen und Musiker verbessern. Die Preisgelder können Clubbetreiber und Veranstalter gut gebrauchen, um Künstlern bessere Gagen zu zahlen, aber auch um neue Programmreihen zu entwickeln oder den alten Flügel zu ersetzen.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2016/10/2016-10-24-gruetters-verleihung-applaus.html


In ihrer Rede erklärte Monika Grütters: " Mit dem ' APPLAUS ' wollen wir nicht zuletzt die Auftrittsbedingungen für Musikerinnen und Musiker verbessern. Die Preisgelder können Clubbetreiber und Veranstalter gut gebrauchen, um Künstlern bessere Gagen zu zahlen, aber auch um neue Programmreihen zu entwickeln oder den alten Flügel zu ersetzen.

Anrede,

Blätterte man in den vergangenen Monaten durch das Feuilleton, konnte man den Eindruck bekommen, die Musik habe die Trennung zwischen "E" und "U", also - vereinfacht gesagt - zwischen "ernster" klassischer Musik und tanzbarer Unterhaltungsmusik endgültig überwunden: Im September wurde einem bekannten Berliner Techno-Club das Recht auf den ermäßigten Mehrwertsteuersatz zugesprochen, vor zwei Wochen bekam Punkrocker und Toten Hosen-Frontmann Campino den ECHO-Klassik für seine Neuauflage des Prokofjew-Klassikers "Peter und der Wolf" und im Dezember wird der Literaturnobelpreis an einen amerikanischen Folk-Musiker verliehen.

Wen aber interessiert schon ein "E" oder "U", wenn das Publikum sich zu euphorischen "Ahs" und "Ohs" hinreißen lässt - ob nun im Konzertsaal oder im Techno-Club? Viele Clubbesucher finden gerade musikalische Grenzüberschreitungen reizvoll - sie wollen Musik hören, die nicht jeden Tag im Radio läuft. Wenn man ein handverlesenes Programm sucht, Musikkultur jenseits des Mainstreams und der Multifunktionshallen erleben will - dann ist man bei den Betreibern kleinerer Clubs und Spielstätten goldrichtig: Clubbetreiber nehmen gute Unterhaltung ernst, nicht den Massengeschmack, sie bieten musikalische Delikatessen statt Fast Food. Genau deshalb würdigen wir sie heute Abend mit dem "APPLAUS" 2016!

Für die - vor allem finanzielle - Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und der Stadt Köln bin ich Ihnen sehr dankbar, liebe Frau Ministerin Kampmann, liebe Frau Oberbürgermeisterin Reker! Dank gebührt auch der Initiative Musik, die - gemeinsam mit dem Popkultur Köln e. V. - die Verleihung heute Abend auf die Beine gestellt hat. Eine wunderbare Jury unter Deinem Vorsitz, lieber Dieter Gorny, hat unsere 64 verdienten Preisträger ermittelt - keine leichte Aufgabe bei 270 Bewerbungen! Herzlichen Dank Ihnen allen!

In Nordrhein-Westfalen einen Musikpreis zu verleihen, ist für eine Kulturstaatsministerin ja gewissermaßen ein Heimspiel - und das nicht nur, weil ich in Münster geboren bin und in Bonn studiert habe. Das Land ist eben reich an Musikgeschichte und Musikgeschichten: Keith Jarrett nahm beispielsweise in der Kölner Oper das berühmte "The Köln Concert" auf, Düsseldorf steht mit dem Ratinger Hof für die Anfänge der Punkszene in der Bundesrepublik, und auch die Popmusik hat hier einen festen Platz, was nicht zuletzt jungen Bands wie Xul Zolar zu verdanken ist, die wir gerade gehört haben.

Dass Musikgeschichte oft in kleinen Clubs beginnt, trägt sicher zur Legendenbildung bei - wie etwa bei Bob Dylan, der in den 1960er Jahren quasi im musikalischen Schichtdienst in Clubs im New Yorker Greenwich Village spielte, dafür Spenden des Publikums anstatt Gagen bekam und ganz nebenbei den Hit "Blowin ‘ in the Wind" schrieb.

Erzählungen wie diese romantisieren die künstlerische Realität, die für viele Musikerinnen und Musikern zum Teil lebenslange finanzielle Unsicherheit und Sorgen bedeutet. Mit dem "APPLAUS" wollen wir daher nicht zuletzt die Auftrittsbedingungen für Musikerinnen und Musiker verbessern. Die Preisgelder können Clubbetreiber und Veranstalter gut gebrauchen, um Künstlern bessere Gagen zu zahlen, aber auch um neue Programmreihen zu entwickeln oder den alten Flügel zu ersetzen.

Für Veranstalter und Clubbetreiber bedeutet ein Leben für die Musik oftmals ein Leben am Rande der Existenz, am finanziellen und körperlichen Limit. Wenn sie jungen, unbekannten Künstlern eine Chance geben, haben sie nicht in erster Linie ihre Einnahmen im Blick, sondern wollen etwas wagen, anders sein, experimentieren. Dabei riskieren sie viel für die kulturelle Vielfalt in unserem Land - und weil dem Bund die lebendige Clubszene am Herzen liegt, habe ich für sie - zusätzlich zum "APPLAUS" - Gelder aus meinem Etat bereitgestellt: Mit 1,5 Millionen Euro für die Digitalisierung der Aufführungstechnik sind nun mehr als 200 Musikclubs in 15 Bundesländern technisch wieder auf dem neuesten Stand - und zwar nicht nur Spielstätten in den Metropolen, sondern beispielsweise auch der Bunte Hund in Zittau, der Club Bogaloo in Pfarrkirchen, das Kühlhaus in Flensburg oder der Parkclub in Fürstenwalde. Musik bringt dich besser durch Zeiten ohne Geld, als Geld dich durch Zeiten ohne Musik bringt ", soll Bob Dylan einmal gesagt haben. Weil für Sie alle, liebe Clubbetreiberinnen und Clubbetreiber, Musik in diesem Sinne Lebenselixier ist, weil sie die Leidenschaft für Musik jeden Tag antreibt und Sie für anspruchsvolle Konzerte, neue und einzigartige Musik auf das" schnelle Geld "verzichten, danke ich Ihnen und verleihe Ihnen heute mit großer Freude den" APPLAUS " 2016!