Redner(in): Monika Grütters
Datum: 17. November 2016

Untertitel: Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat in München den Deutschen Kurzfilmpreis verliehen. In verschiedenen Kategorien wurden Künstlerinnen und Künstler ausgezeichnet, "denn gerade die kurze Form fordert das künstlerische Talent", so Grütters.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2016/11/2016-11-17-gruetters-dkfp.html


Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat in München den Deutschen Kurzfilmpreis verliehen. In verschiedenen Kategorien wurden Künstlerinnen und Künstler ausgezeichnet,"denn gerade die kurze Form fordert das künstlerische Talent", so Grütters. Eine Geschichte muss sich wie eine wohlgeformte Seifenblase vom Strohhalm des Bläsers lösen, rund und schön davonschweben als eine neue, vollständige, reine, schillernde Welt." Das hat die irische Schriftstellerin Elizabeth Bowen einmal gesagt, eine wahre Meisterin der literarischen Kurzgeschichte, eine gefeierte Schriftstellerin, die diesen hohen Anspruch auf nur wenigen Seiten bravourös einzulösen verstand.

Auch Sie, liebe Nominierte, sind Meisterinnen und Meister dieser Kunst, die ich als Kinobesucherin ebenso aufrichtig schätze und bewundere wie als Leserin. Auch Sie sind Meisterinnen und Meister der Kunst, eine Geschichte poetisch so zu verdichten, dass sie ihre Wirkung in kürzester Zeit entfaltet. Auch Sie verstehen es, aus Beobachtungsgabe, Phantasie und Experimentierfreude "wohlgeformte Seifenblasen" entstehen und entschweben zu lassen - eigenständige neue Welten, die in besonders leuchtenden Farben schillern, nicht obwohl, sondern weil sie der knappen, präzisen Form huldigen. Denn gerade die kurze Form fordert das künstlerische Talent: Es braucht subtile Andeutungen, Metaphern, Symbole, ja eine eigene Bildersprache, um auf kleinstem Raum eine ganze Welt herauf zu beschwören und in weniger als einer halben Stunde etwas vom Wesentlichen eines Lebens, von der Seele eines Menschen sichtbar zu machen. Nicht umsonst gilt der Kunstfilm als eigenständige Kunstform für etablierte Könner - und nicht nur als Gesellenstück begabter Filmstudierender oder als eindrucksvolle Visitenkarte talentierter Absolventinnen und Absolventen.

Seine außergewöhnlichen erzählerischen, dramaturgischen und gestalterischen Mittel machen den Kurzfilm zu einem ebenso avantgardistischen wie anspruchsvollen Filmgenre - und für so manchen Cineasten zur wahren filmischen Königsdisziplin. So zeugt es von der exzellenten Ausbildung in Deutschland, dass Filmstudentinnen und Filmstudenten unserer Hochschulen international in der ersten Liga dieses Genres mitspielen. Beim Studenten-Oscar beispielsweise konnten sich auch in diesem Jahr wieder drei Deutsche - einer von ihnen studiert hier an der HFF - gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen.

Preiswürdig jedenfalls ist die künstlerische Pionierarbeit im Kurzfilmgenre allemal und immer wieder, und deshalb freue ich mich, heute Abend den Deutschen Kurzfilmpreis 2016, den mit bis zu 275.000 Euro höchst dotierten Preis für das Genre Kurzfilm, zu vergeben - zumal im 60. Jubiläumsjahr zumal in einer Stadt, die als Gastgeberin des Internationalen Festivals der Filmhochschulen ohnehin gerade im Kurzfilmfieber steckt, zumal in einer Filmhochschule, die - auch mit den klingenden Namen ihrer bekanntesten Absolventinnen und Absolventen - für die ganze Bandbreite deutscher Filmkunst und deutscher Filmerfolge steht. Schön, dass wir hier sein dürfen, liebe Frau Prof. Reitz!

Ein großer Erfolg ist allein schon die Nominierung für den Deutschen Kurzfilmpreis. Dazu gratuliere ich Ihnen allen herzlich, liebe Nominierte! Applaus verdienen auch die Jurymitglieder, die - um im Bild zu bleiben - unter sage und schreibe 281 eingereichten Filmen die schillerndsten "Seifenblasen" ausgewählt haben, ebenso die Sponsoren der Preisgala und nicht zu vergessen die Verantwortlichen für die Gestaltung des heutigen Abends - Frau Beyer, Frau Menge und ihr Team. Herzlichen Dank Ihnen allen für Ihre Unterstützung des Deutschen Kurzfilmpreises!

Auf beherzte Unterstützung, meine Damen und Herren, ist der deutsche Kurzfilm nicht nur am heutigen Abend angewiesen. Mag in der Kürze auch die Würze liegen - die besondere künstlerische Strahlkraft, die Cineasten begeistert: Mit unter dreißig Minuten Spielzeit sind die Verwertungsmöglichkeiten leider begrenzt. Umso wichtiger ist die Förderung des Kurzfilms im Rahmen der kulturellen Filmförderung der Bundesregierung - sei es im Rahmen der Kinotournee des Deutschen Kurzfilmpreises, sei es im Rahmen der Produktionsförderung, sei es in Form von Unterstützung für Kurzfilmfestivals, für die KurzFilmAgentur, für die AG Kurzfilm oder für einzelne Projekte, sei es im Zusammenhang mit der Novellierung des Filmförderungsgesetzes, die der Deutsche Bundestag gerade verabschiedet hat. Das neue Filmförderungsgesetz sieht vor, dass die Kurzfilmförderung der FFA nicht mehr nur auf Formate von einer Minute bis 15 Minuten beschränkt ist. Künftig sollen auch Kurzfilme von unter einer Minute und bis zu 30 Minuten Fördermittel bekommen können. Außerdem soll die Filmförderungsanstalt künftig auch das Abspiel von Kurzfilmrollen fördern können - auf dass großartige Kurzfilme es auch auf die großen Kinoleinwände schaffen und mehr verdiente Aufmerksamkeit bekommen!

Genau das wünsche ich insbesondere den Nominierten, die heute einen Preis mit nach Hause nehmen. Ich bin sicher, dass ihr pointiertes, packendes, poetisches, bisweilen auch provokatives Erzählen nicht nur den Geschmack der Jury getroffen hat, sondern auch Kurzfilm-Liebhaber begeistern und Kurzfilm-Entdeckern Appetit machen wird - auf mehr von dieser feinen Filmgattung.

Herzlichen Glückwunsch, liebe Preisträgerinnen und Preisträger,

deren Namen ich gleich mit Vergnügen verraten werde.

Viel Freude, Inspiration und Erfolg für Ihre weitere Filmkarriere!

Ich bin sicher: Wir werden noch einiges von Ihnen hören - und sehen!