Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 01.03.2007
Untertitel: Zum ersten Mal hat sich die Deutsche Akademie Rom Villa Massimo mit Arbeitenvon Künstlerinnen und Künstlern des Stipendiatenjahrgangs2006 in Deutschland vorgestellt.Staatsminister Bernd Neumanneröffnete dieabendliche Präsentation im Berliner Martin-Gropius-Bau.
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Archiv16/Rede/2007/03/2007-03-01-rede-neumann-villa-massimo,layoutVariant=Druckansicht.html
Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
lieber Herr Blüher,
liebe Freundinnen und Freunde der Villa Massimo,
meine Damen und Herren.
Es kommt nicht oft vor, dass Politiker etwas Neues beginnen können. Überraschungen sind rar im geschwätzigen Berlin. Das meiste ist immer schon bekannt, bevor es sich ereignet. Heute aber passiert etwas Neues, vielleicht sogar Überraschendes und ich freue mich, Sie zu dieser kulturellen Premiere begrüßen zu dürfen:
Zum ersten Mal zeigen begabte junge Nachwuchskünstler, die ein Jahr auf Staatskosten in Rom leben und arbeiten durften, was sie aus unseren Fördergeldern gemacht haben. Gemeinsam stellen sie im Martin-Gropiusbau Arbeiten aus, die während ihres Stipendiums in der Academia Tedesca entstanden sind. Das ist neu. Bislang musste man nach Rom in die Villa Massimo fahren, um dergleichen sehen zu können. Nun ist die Villa Massimo nach Berlin gekommen. Die Stipendiaten des Jahrgangs 2006 haben den Westflügel dieses Hauses besetzt und den Gropiusbau in eine kleine Villa Gropius verwandelt. Herzlichen Dank und herzlich Willkommen.
Sie, verehrter Herr Bundespräsident Köhler, kennen die aufstrebenden Talente bereits. Sie haben die Stipendiaten am 17. November 2006 in der Villa Massimo besucht.
Dass Sie nun heute Abend deren erste Berliner Ausstellung eröffnen, unterstreicht Ihr kontinuierliches Interesse an der jungen Kunst und ist eine große Ehre.
2006 war ein turbulentes und ein außerordentlich erfolgreiches Jahr. Von intensiver Arbeit und heftigen Disputen ist im Jahresbericht die Rede. Von eindrucksvollen Konzerten, vielen Lesungen und zahlreichen Ausstellungen. Aber auch von Festen, ausgelassenen Boccia- und Fußballspielen, von kostümierten Nachtessen im Freien und einer Brunneneinweihung in Shorts und Badehosen.
Wie ernsthaft und konzentriert aber zugleich gearbeitet wird, habe ich selbst erlebt. Als ich im vergangenen Juni, gemeinsam mit meinem Bundestagskollegen Steffen Kampeter die Villa Massimo besuchte, haben Sie mir erst drei Stunden lang Ihre Arbeiten vorgeführt.
Anschließend begann Ihr legendäres Sommerfest, bei dem Sie bewiesen, dass man nach erfolgreicher Arbeit umso erfolgreicher feiern kann.
Viele beneiden Sie um dieses Jahr und es ist ja auch beneidenswert: Ein Jahr ohne finanzielle Sorgen im eigenen Atelier komponieren, malen, dichten, filmen oder zeichnen; ein Jahr mit anderen Künstlerinnen und Künstlern, oder auch allein; und das alles in Rom, an der Wiege der europäischen Kultur: Das ist doch ein Traum. Sie hatten das Glück und das Privileg, diesen Traum leben zu dürfen.
Wie dieses Rom-Jahr Sie geprägt hat, was Sie von dort mitgenommen haben das werden Sie und wir alle endgültig vermutlich erst in ein paar Jahren wissen, wenn das Erlebte dauerhaft Form angenommen hat.
Aber Sie kehren schon jetzt mit ersten Ergebnissen und vielen Erfolgerlebnissen aus Rom zurück: Jeder Stipendiat und jede Stipendiatin des Jahrganges 2006 hat in diesem Jahr mindestens eine Einzelausstellung, ein Konzert oder eine andere Veranstaltung in Galerien oder anderen Institutionen der Stadt gehabt.
Einige werden 2007 zu weiteren Unternehmungen zurückkehren. Alle werden das Massimo-Stipendiat stolz in ihren Biographien vermerken. Einige erhielten und erledigten bereits während ihres Rom-Aufenthaltes spektakuläre Aufträge und stehen heute bereits kurz vor dem Durchbruch zu nationalem und internationalen Ruhm.
Und alle haben das Jahr zu aufregenden, spannenden und überraschenden Experimenten genutzt die Ausstellung, die wir gleich sehen dürfen, zeigt es. Und sie zeigt auch: Die 1,34 Millionen Euro, die der Bund jährlich für die Villa Massimo ausgibt, sind bestens angelegt.
Die Ausstellung Ihrer Werke soll Ihnen aber auch die Rückkehr und den Einstieg in ihre jeweilige Szene erleichtern, sie soll Ihnen öffentliche Aufmerksamkeit auf höchstem Niveau bescheren und damit neue Kontakte und Arbeitsmöglichkeiten verschaffen.
Zugleich wollen wir mit dieser Werkschau auch eine öffentliche Bilanz unserer Arbeit in der Villa Massimo ziehen: Zwar ist diese Kultureinrichtung vielen Deutschen bekannt. Aber die Assoziationen sind vage.
Ich maße mir nicht an, die Arbeit der Künstlerinnen und Künstler beurteilen oder gar bewerten zu wollen. Das sollten wir Politiker lieber anderen überlassen. Nur so viel möchte ich anmerken: Ich bin beglückt und überrascht über die Vielfalt der Stilmittel, der Materialien und der Medien, die in dieser Werkschau nebeneinander und miteinander zu besichtigen sind. Wann wird man die Arbeiten dieser so unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstler je noch einmal an einem Ort ben, sehen und hören können?
Im Juni 2006 wurde in der Villa Massimo im Beisein des italienischen Kulturministers Francesco Rutelli die Identifizierung zweier römischer Marmorbüsten und damit eine kleine archäologische Welt-Sensation gefeiert: Es handelte sich um die Marmorköpfe des Gaius Cilnius Maecenas und seiner Frau Terentia.
Der deutsche Archäologe Bernhard Andreae, viele Jahre Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom, hatte die Büsten, die seit 1957 unerkannt in einem Museum in Arezzo standen, identifiziert und damit dem Mann endlich ein Gesicht gegeben, der zwar als Förderer der Künste und Urvater aller Sponsoren und Stifter längst Weltruhm hatte, von dem aber bisher kein Bild existierte.
Es war eine schöne Idee, die beiden Büsten mit nach Berlin zu bringen und im Gropiusbau zu platzieren der römische Urahn aller Förderer als heimlicher Schirmherr der in Rom Geförderten.
Meine Damen und Herren, heute feiern wir eine kulturelle Premiere, wie ich eingangs sagte. Sie, Herr Direktor Blüher, hatten die Idee, die Stipendiaten mit ihren Arbeiten nach Berlin kommen zu lassen.
Ich danke Ihnen für diese einmalige Gelegenheit und wünsche uns allen noch einen interessanten und vergnüglichen Abend, den Künstlerinnen und Künstlern ein herzliches Glückauf und der Villa Massimo und allen ihren künftigen Stipendiaten eine glückliche, ertragreiche Zukunft im Land, wo die Zitronen blühen.