Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 25.09.2007

Untertitel: Zur Eröffnung des Glashofesim Jüdischen Museum Berlin würdigt Staatsminister Bernd Neumann die erfolgreiche Arbeit des Museums und die ausdrucksstarke Architektur Daniel Libeskinds.
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Archiv16/Rede/2007/09/2007-09-25-rede-neumann-glashof-juedisches-museum,layoutVariant=Druckansicht.html


auch als Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Jüdisches Museum Berlin begrüße ich Sie sehr herzlich heute Abend zur Eröffnung des neuen Glashofs. Ich freue mich, dass wir mit dem heutigen Ereignis die Erfolgsgeschichte des jüdischen Museums um ein weiteres Kapitel fortschreiben können.

Der Glashof ist ein symbolträchtiger Raum. Damit meine ich nicht nur die kühne Konstruktion aus Metall und Glas, sondern vor allem auch seine Funktion als Veranstaltungsort und Passage.

Die Passage ist ein Vermittler zwischen innen und außen, sie ist im direkten wie im übertragenen Sinn ein offener und doch geschützter Ort, dessen Zweck nicht festgeschrieben ist.

Man kann den Glashof als ein architektonisches Sinnbild für das sehen, was das Jüdische Museum Berlin seit vielen Jahren äußerst erfolgreich tut. Auch das Jüdische Museum ist ein großer Vermittler. Es öffnet nicht nur durch seine musealen Präsentationen und seine museumspädagogische Arbeit, sondern auch durch ein äußerst lebendiges und facettenreiches Veranstaltungsprogramm Zugänge zu zwei Jahrtausenden jüdischen Lebens in Deutschland.

Die Zahlen belegen, wie erfolgreich dieses wegweisende museale Konzept ist: Seit 2001, dem Jahr, in dem der Bund die Verantwortung für das Jüdische Museum Berlin übernommen hat, haben mehr als 4 Millionen Menschen das Museum besucht. Davon eine Million Schüler und Auszubildende. Dazu kommen noch die zahlreichen Schülerinnen und Schüler, die mit dem Projekt "On Tour. Das JMB macht Schule" erreicht werden. Kulturelle Bildung ist die Schule der Toleranz das jüdische Museum ist dafür einer der herausragenden Lernorte Deutschlands.

Meine Damen und Herren,

der Glashof ist kein musealer Erweiterungsbau im eigentlichen Sinn hier wird nicht mehr Platz für die Dauer- oder für Sonderausstellungen geschaffen oder Raum für Magazine.

Er ist ein Ort des Austauschs, der Vermittlung und der Kommunikation, der sichtbare Beweis für den überwältigenden Erfolg des Jüdischen Museums.

Sehr verehrter Herr Libeskind,

ich danke Ihnen dafür, dass Sie einen Raum geschaffen haben, der an sich schon ein Erlebnis ist. Fast scheut man sich, ihn einfach als "verglasten Innenhof" zu bezeichnen, der ja im Wesentlichen durch die umgebenden Mauern definiert ist. Hier werden diese Mauern zur Projektionsfläche für Licht und Schatten, zum schützenden Gehäuse um ein stählernes Geflecht ganz eigener Ästhetik. Der Glashof stellt schon optisch durch die Spiegelung des Parks und Ihres nach wie vor spektakulären

Neubaus eine symbolische Verbindung von Tradition und Moderne her ebenso wie das Jüdische Museum eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlägt.

Der Bau des Glashofs war ein besonderes Anliegen meines Hauses und mir ein persönliches Anliegen. Deshalb habe ich mich selbst gleich zu Beginn meiner Amtszeit zusammen mit dem Kollegen Diller vom Finanzministerium dafür eingesetzt, dass der Bundesanteil von 2,5 Millionen Euro für die Finanzierung frühzeitig und verbindlich zugesagt werden konnte. Der Rest der gesamten Baukosten von immerhin 8,2 Mio. wurde von privater Seite finanziert. Es ist Ihnen, Herr Professor Blumenthal, zu verdanken, dass Ihr Haus geradezu als ein Paradebeispiel für das Zusammenwirken von öffentlichen und privaten Geldgebern betrachtet werden kann.

Ohne die großzügige Unterstützung zahlreicher Privatpersonen, von Institutionen und Unternehmen hätte das Vorhaben nicht realisiert werden können. Im Verlauf des Abends haben wir, Herr Professor Blumenthal und ich, noch die ehrenvolle Aufgabe, gemeinsam die Spendertafel zu enthüllen. Ich möchte an dieser Stelle nur stellvertretend für andere die Alfred Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung nennen. Besonders beeindruckt hat mich aber auch die Unterstützung der deutschen und der amerikanischen "Freunde des Jüdischen Museums Berlin". Ich möchte Ihnen dafür danken, dass Sie dabei helfen, nicht nur die historische Erinnerung wach zu halten, sondern auch die Gegenwart jüdischen Lebens in Deutschland zu schildern.

Meine Damen und Herren,

das Gedenken und Erinnern an die deutsch-jüdische Geschichte ist eine nationale Aufgabe; es ist ein erklärter Schwerpunkt meiner Politik. Dieser nimmt in dem von meinem Haus vorgelegten Entwurf für ein neues Gedenkstättenkonzept einen entscheidenden Platz ein. Die Erinnerung an die NS-Terrorherrschaft wird durch das Wissen um die Singularität des Holocaust bestimmt. Dem Völkermord an den europäischen Juden als Menschheitsverbrechen bisher nicht gekannten Ausmaßes muss in der deutschen Erinnerungskultur jetzt und für alle Zeiten eine unvergleichlich hohe Bedeutung zukommen.

Meine Damen und Herren,

die museale Darstellung der Geschichte wirkt immer in die Gegenwart hinein und ist zugleich durch sie bedingt. Deshalb ist es nur folgerichtig, dass das Jüdische Museum eine besondere Verantwortung für die Gestaltung unserer Gegenwart wahrnimmt und mit dem "Preis für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums Berlin" ein wichtiges öffentliches Zeichen setzt.

Das Jüdische Museum Berlin ist nicht nur ein Ausstellungshaus, sondern eine gesellschaftliche Instanz. Die Idee dieses Haus wirkt längst auch außerhalb seiner Mauern. Der Glashof ist ein Symbol für dieses Wirken. Ich wünsche mir, dass er als Veranstaltungsraum mit viel Leben gefüllt wird und die Anziehungskraft des Jüdischen Museums noch weiter erhöht.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und freue mich auf den Beitrag von Daniel Libeskind.