Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 24.10.2007

Untertitel: Kulturstaatsminister Bernd Neumann betonte in einem Grußwort zurWiedereröffnung der 2004 bei einem Brand schwer beschädigten Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar die besondere nationale Mitverantwortung für die Bewahrung, Präsentation und Vermittlung der Schätze Weimars.
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Archiv16/Rede/2007/10/2007-10-24-rede-neumann-anna-amalia,layoutVariant=Druckansicht.html


die Anwesenheit unseres Staatsoberhauptes unterstreicht die Bedeutung, die Weimar für die Kulturnation Deutschland hat. Ich möchte Ihnen, sehr verehrter Herr Bundespräsident, für Ihre Teilnahme und für Ihre eindrucksvolle Rede danken. Das Paradies ", so heißt es beim argentinischen Dichter Borges," habe ich mir immer wie eine Art Bibliothek vorgestellt." Im September 2004 stand das Paradies in Flammen.

Erst nachdem das Erschrecken einer beispiellosen Welle der Hilfs- und Spendenbereitschaft gewichen war, ist vielen von uns bewusst geworden, dass dieser Brand damals auch Feuer an die Fundamente unserer nationalen Identität gelegt hatte. Ich möchte als zuständiger Kulturstaatsminister dem Land Thüringen und vor allem den zahlreichen Helfern und Spendern aus nah und fern an dieser Stelle im Namen der Bundeskanzlerin und der gesamten Bundesregierung sehr herzlich danken für ihr großartiges Engagement zugunsten unseres kulturellen Erbes.

Meine Damen und Herren, viel ist über den Geist von Weimar gedacht, gesagt und geschrieben worden. Weimar ist mehr als nur eine Stadt in Thüringen. Es ist die entscheidende Quelle für eine ganze Epoche deutscher Literatur und Kultur. Die Ideen der Aufklärung, die hier ihren literarischen und künstlerischen Niederschlag fanden, sind nicht nur die Grundlage unseres Selbstverständnisses als Kulturnation, sondern bilden heute auf der ganzen Welt das Fundament jeder demokratischen und freiheitlichen Gesellschaftsordnung.

Die Bundesregierung sieht sich deshalb in einer ganz besonderen nationalen Mitverantwortung für die Bewahrung, Präsentation und Vermittlung der Schätze Weimars. Sie hat 8,5 Millionen Euro zur Sanierung der Anna-Amalia-Bibliothek beigetragen und außerdem die Initiative dafür ergriffen, dass gemeinsam mit Thüringen die institutionelle Förderung für die Klassik Stiftung Weimar um 20 Prozent angehoben wird. Auch die bauliche Situation, insbesondere der Depots und Magazine, wird schrittweise verbessert.

Mit diesem gewonnenen Spielraum können nun auch konzeptionelle Fortschritte bei der Klassik Stiftung stattfinden. Ich plädiere sehr dafür, der Empfehlung der Strukturkommission zu folgen und das Weimarer Stadtschloss zur neuen Mitte der Klassik-Stiftung zu machen. Dort soll sich verdichten, was Weimar kulturell ausmacht.

Meine Damen und Herren,

ich weiß um die vielfachen Nöte, die im konservatorischen Bereich über die Schäden durch die Brandkatastrophe hinaus herrschen. Dazu gehört der Briefwechsel von Goethe und Schiller; von den ca. 950 Briefen ist fast die Hälfte in Folge von Säure- und Tintenfraß akut gefährdet. Es ist mir daher eine ganz besondere Freude, dem Goethe- und Schillerarchiv Mittel in Höhe von 220.000 Euro für die Restaurierung des Briefwechsels zwischen Goethe und Schiller zur Verfügung stellen zu können. Es ist sozusagen ein Geschenk des Bundes an diesem besonderen Tag. Meine Damen und Herren, die Werke der Klassiker weisen uns den Weg zu einem Paradies, aus dem wir nie vertrieben werden können: dem wie Schiller es nannte "unermesslich' Reich des Gedankens". Oder anders gesagt: der Freiheit des Geistes und des Wortes. Dafür steht Weimar in der ganzen Welt.