Redner(in): Angela Merkel
Datum: 28.11.2007

Untertitel: im Museum für Naturkunde in Berlin
Anrede: Meine Damen und Herren,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Archiv16/Rede/2007/11/2007-11-28-rede-merkel-polarstern,layoutVariant=Druckansicht.html


Frau Professorin Lochte,

Herr Professor Leinfelder,

Herr Professor Mlynek,

Herr Professor Rapley,

Frau Parlamentarische Staatssekretärin,

Bundestagsabgeordnete,

meine Damen und Herren,

dieses Telefonat war ja schon fast wie eine Reise nach Südafrika. Es hat uns zwar nicht unser Geburtstagskind, die "Polarstern", gezeigt, aber wenigstens das, was auf ihr jetzt passiert und auf welche Reise sie sich gerade begibt.

Ich bin gerne heute hierher gekommen, weil alles, was sich um die Polar- und Klimaforschung dreht, natürlich eine besondere Bedeutung hat. Das war vor 25 Jahren in dieser Ausprägung sicherlich noch nicht absehbar. Aber was sich doch Jahr für Jahr Frau Professorin Lochte und Herr Professor Thiede werden mir recht geben während der Lebenszeit des Schiffes "Polarstern" herausgebildet hat, ist, dass es ein gutes Aushängeschild der deutschen Polarforschung ist. Wo immer man hinkommt, hört man vom Alfred-Wegener-Institut und von diesem Schiff. Ich glaube, wir können sagen, dass es auf der Welt seinesgleichen sucht.

Sie haben gesagt, dass es schon eine ältere Produktion ist, die aber forschungsmäßig immer wieder auf den neuesten Stand gebracht worden ist. Ganz offensichtlich ist das Schiff robust. Deshalb hoffen wir, dass die Expedition der "Polarstern" natürlich auch dieses Mal zu dem beiträgt, wozu die Expeditionen schon so oft beigetragen haben, nämlich Veränderungen in den Polarregionen zu erkennen und ihre Auswirkungen zu verstehen unter anderem die Auswirkungen auf das Klima. Mit den gewonnenen Langzeiterkenntnissen können wir sagen, dass der Klimawandel zu den größten Herausforderungen unserer Zeit gehört und dass die Forschung in den Polarregionen natürlich eine der eindrücklichsten und markantesten ist, um über diesen Klimawandel etwas auszusagen.

Wir können die Veränderungen, die aus dem Klimawandel entstehen, natürlich nur dann eindämmen, wenn wir das Gesamtsystem Erde, die Zusammenhänge von Natur und Klima ausreichend verstehen. Dafür steht auch geradezu symbolisch der Ort, an dem wir hier sind. Wir können Klimaforschung nur betreiben, wenn wir versuchen, möglichst langfristig angelegte Forschungsprojekte zu gestalten. Ich glaube, nur aus Ergebnissen langfristiger Forschung können wir vernünftige Gegenstrategien, Anpassungsmechanismen oder eben auch Vermeidungsstrategien entwickeln. Jeder meint, dass er dauernd über das Klima zu reden hat. Aber dahinter stehen doch zumeist sehr subjektive Empfindungen, die durch Langzeiterfassungen noch ein bisschen objektiviert werden müssen.

Die Schlüsselrolle kommt also der Erforschung der Polargebiete und der Weltmeere zu, denn das ewige Eis ist so etwas wie das Archiv der globalen Klimaveränderungen in Jahrmillionen. Es ist natürlich auch ein Frühwarnsystem für den aktuellen Klimawandel. Es ist auch so gewesen, dass Polarforscher auf ein anderes Phänomen rechtzeitig hingewiesen haben, nämlich auf die gefährliche Wirkung von FCKW auf die Ozonschicht. Auch hier ist es so, dass wir durch vernünftige Gegenstrategien heute bereits erhebliche Erfolge vermelden können.

Polargebiete und weite Teile der polaren Meere sind bis heute weitgehend unerforscht. Deshalb brauchen wir uns auch keine Sorgen zu machen, dass Expeditionen in Zukunft nicht mit neuen Erkenntnissen verbunden sein könnten. Aber sie sind natürlich technische Herausforderungen. Das ist gar keine Frage. Wir können, wenn wir auf die Geschichte der Erforschung der Polarregionen blicken, sagen, dass deutsche Wissenschaftler hierbei immer eine beträchtliche Rolle gespielt haben.

Alfred Wegener, nach dem auch das Institut benannt ist, war ein Pionier der Polarforschung. Seine Erkenntnisse zur Kontinentalverschiebung haben das Wissen über unsere Erde maßgeblich mitgeprägt. In dieser Tradition stehen heute viele deutsche Wissenschaftler, die hoch anerkannte und gefragte Partner in der internationalen Polar- und Meeresforschung sind.

Die geballte deutsche Kompetenz ist seit 1980 im Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven gebündelt. Es ist damit auch zu so etwas wie einer internationalen Topadresse in der Klimaforschung geworden. Mit den exzellenten Forscherinnen und Forschern steht es auch heute noch ich glaube, das dürfen Sie voller Stolz sagen in der Tradition seines Namensgebers.

Deshalb möchte ich auch den langjährigen wissenschaftlichen Direktor Professor Jörn Thiede nennen, der gerade Anfang dieses Monats die Leitung des Instituts an seine Nachfolgerin, Frau Professorin Karin Lochte, die wir heute hier schon gehört haben, übergeben hat. Ich möchte noch einmal die Gelegenheit nutzen, Ihnen Dank und Anerkennung für das zu sagen, was Sie geleistet haben. Sie haben die deutsche Polar- und Meeresforschung mit großem Einsatz auf ihren heutigen internationalen Spitzenplatz gebracht.

Ihre Nachfolgerin tritt damit ein gutes Erbe an, das es zu wahren und zu entwickeln gilt. Deshalb Ihnen, Frau Professorin Lochte, ein herzliches Dankeschön und alles Gute auf Ihrem Weg der Leitung. Sie haben, wie ich hier lese, als erste und bislang einzige Frau in der Helmholtz-Gemeinschaft die Führung einer Forschungseinrichtung übernommen. Das ruft nach Nachahmung. Es ist ein erster Schritt. Aber schön wäre es auch, wenn man eines Tages auf so etwas nicht mehr hinweisen müsste. Aber es ist schon interessant, dass in der Männerdomäne der Forschungsorganisationen gerade an einem solchen Institut eine Frau die erste Position einnimmt. Aber insgesamt gilt: Egal, ob Forscherin oder Forscher, die Qualität des Wissenschaftssystems ist natürlich das, was für sich spricht.

Der Wissenschaftsstandort Deutschland insgesamt kann sich sehen lassen. Wir sind durch die Exzellenzinitiative und viele Begutachtungen an einen Punkt gekommen, an dem in Deutschland der Wettbewerbsgedanke verstärkt Einzug hält. Das ist zwar noch etwas südlastig, aber das kann sich ändern. Die Exzellenzinitiative sollte auch Ansporn sein.

Wir haben gerade in den Haushaltsberatungen eine Erhöhung des BAföG um zehnProzent beschlossen, um mehr jungen Menschen Mut zu machen, ein Studium aufzunehmen. Es gibt tendenziell zu wenige Akademiker in Deutschland und dabei wieder tendenziell zu wenige Naturwissenschaftler, Techniker und Ingenieure. Da müssen wir einiges tun.

Insgesamt hat sich die Bundesregierung vorgenommen, dass bis 2010 dreiProzent des Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwicklung investiert wird. Davon sind ein Drittel staatliche Mittel, zwei Drittel müssen Mittel aus der Wirtschaft sein. Der Staat, insbesondere der Bund, leistet seinen Beitrag. Wie es so ist: Je höher das Wirtschaftswachstum, umso größer die Zuwächse im Forschungsetat.

Gestern hat der Deutsche Bundestag die Aufstockung des Bildungs- und Forschungshaushalts um 832 Millionen Euro beschlossen. Das ist eine wirklich gute Botschaft. Das ist ein Plus von rund zehnProzent. Es ist die größte Erhöhung, die es jemals gab. Es gilt jetzt natürlich, das Geld auch strukturell sinnvoll so anzulegen, dass es der Gesamtforschungskraft Deutschlands im umfassenden Sinne dient.

Auch der heutige Gastgeber, das Museum für Naturkunde, wird künftig von der Forschungsförderung durch den Bund profitieren. Ich freue mich über den Beschluss in der letzten Woche, dass das Naturkundemuseum in die gemeinsame Bund-Länder-Förderung einbezogen wird. Die Finanzierung dürfte damit in Zukunft im Großen und Ganzen auf einem guten Weg sein. Ich möchte an dieser Stelle auch noch einmal sagen, dass die Bundesforschungsministerin einen wesentlichen Anteil daran trägt. Sie hat sich dafür eingesetzt, dass das Museum ab 2009 in die Leibniz-Gemeinschaft aufgenommen wird. So erhält es sozusagen ein zusätzliches Forschungs-Gütesiegel. Dass das möglich geworden ist, kommt nicht von ungefähr.

Das Naturkundemuseum ist sozusagen auch Begehungsort meiner Kindheit. Ich bin diesem Museum wirklich sehr verbunden. Während der Besuche meiner Großmutter in Berlin habe ich es jährlich mindestens einmal, wenn nicht zweimal besucht. Es hatte zwischendurch zwar auch schwierige Zeiten erlebt. Heute schaut man aber auf ein wunderbar renoviertes Museum, das vor allen Dingen auch ein Zentrum der Biodiversitätsforschung ist. Deshalb ist es auch ein Kleinod der internationalen Naturforschung.

Ich erinnere mich, dass wir anlässlich der großen Klimakonferenz in den 90er Jahren, als das Berliner Mandat als Mandat für die Verhandlungen zum Kyoto-Protokoll erarbeitet wurde, hier ein wunderbares Abendessen hatten. Im nächsten Jahr wird Deutschland in Bonn Gastgeber der Biodiversitätskonferenz sein. Es ist schön, dass wir dann auf ein solches Kleinod hier in Berlin verweisen können.

Die am besten erhaltenen Dinosaurierskelette der Welt sind natürlich etwas, was gerade auch Kinder fasziniert und was uns zeigt: Die Welt ist eine Welt, die sich verändert. Das ist auch das, was zum Beispiel viele als Frage zum Klimawandel stellen. War es nicht immer schon so, dass sich das Klima verändert hat, dass wir unglaubliche Wärme- und Kälteperioden hatten? Ich kann dazu nur immer wieder sagen: Ja, es war so. Aber die Zeitläufe, in denen sich das Ganze abgespielt hat, waren komplett andere. Was der Mensch heute durch menschliches Handeln der Industriegesellschaft in 100 oder 200Jahren an Klimaveränderung zustande bringt, hat früher 10.000 Jahre zur Entwicklung einer Warmzeit, mindestens 5.000 Jahre an konstanten Temperaturen und dann wieder 10 bis 20.000 Jahre zur Abkühlung gedauert. Das heißt, die Anpassungszeiten einer viel geringer besiedelten Welt waren um Größenordnungen länger, als das heute der Fall ist. Deshalb ist diese schnelle Veränderung einer Welt, die in Zukunft fast neun Milliarden Einwohner haben wird und die auch in zahlreichen Küstenregionen und sensiblen Regionen besiedelt ist, die eigentliche Herausforderung.

Ich habe im Sommer Grönland besucht und dort mit Leuten gesprochen, die durchaus zum Teil ein ambivalentes Verhältnis zu der Tatsache haben, dass es wärmer wird. Sie haben mir auch eines gesagt: Was überhaupt nicht mehr klappt, ist etwas, was über Jahrhunderte hinweg geklappt hat, nämlich dass eine Generation der anderen die Erfahrungen aus dem Leben des Jägers weitergeben kann. Denn die Veränderungen finden so abrupt statt, dass man diesen Erfahrungsschatz nicht mehr miteinander teilen kann. Es ist hier auch schon von Frau Professorin Lochte gesagt worden: Die Frage, wie wir darauf reagieren, ist die entscheidende.

Meine Damen und Herren,

der Entdeckerdrang der Forscher, gerade auch der Polarforscher, war schon immer ungebrochen. Die wunderbare Schönheit, die Erhabenheit der Eiswelt, das Vordringen in Unbekanntes waren Beweggründe für die Erforschung der Pole Ende des 19. Jahrhunderts. Es waren natürlich politische und wirtschaftliche Interessen dabei. Ganz so karitativ ist auch Forschung nicht immer. Man hatte damals über neue Seewege nachgedacht und versucht, sich Gebietsansprüche zu sichern.

Natürlich gibt es auch heute handfeste wirtschaftliche und geopolitische Gründe, sich die Nutzung der Polarregionen vorzunehmen. Aber ich glaube, dass sich international das Verständnis für die Sensibilität der Polarregionen und ihre einzigartige Naturschönheit insgesamt verändert hat. Wir kommen zu einem Punkt, an dem diese Regionen auch mehr und mehr als gemeinsames Erbe der Menschheit wahrgenommen werden, die auch einer gemeinsamen Verantwortung bedürfen, weil wir hier unglaublich fragile Ökosysteme haben. Deshalb ist das heute selbstverständlich, was wir eben von dem Schiff "Polarstern" gehört haben: Internationale Forschungsexpeditionen und internationale Forschungsprogramme.

Das heißt also, dass wir vereinbaren müssen, sensibel vorzugehen, Eingriffe begrenzt zu halten und international zu kooperieren. Geradezu symbolisch für die große Bedeutung der internationalen Forschungskooperation steht das "Internationale Polarjahr 2007/2008". In diesem Mammutprogramm arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 60Ländern zusammen. Die Bundesregierung fördert die Polar- und Meeresforschung in der Dekade von 2007 bis 2017 mit insgesamt 700 Millionen Euro Wir sorgen für eine vernünftige Forschungsinfrastruktur. Über die Polarstation "NeumayerIII" ist hier schon gesprochen worden. Sie ist nach dem großen Polarforscher Georg von Neumayer benannt.

Eine leistungsstarke Forschungsinfrastruktur und eine verlässliche technische Ausrüstung sind natürlich für Expeditionen in die Gebiete der Arktis und der Antarktis, die dem Wohlstandsbürger nicht immer sozusagen nahe liegen, sondern etwas Abhärtung erfordern, unerlässlich. Die "Polarstern" ist das beste Beispiel dafür, wie über Jahrzehnte hinweg Expeditionen sichergestellt werden können. Ich glaube, auf einem solchen Schiff gibt es eine Menge an Routine, aber auch immer eine Menge Spannung, weil jedem, der dort arbeitet, gewahr ist, dass in jeder Sekunde etwas passieren kann.

Wir sehen jetzt auch schon voraus, dass die "Polarstern" nicht unbegrenzt langlebig ist, sondern dass sie vielleicht 2015 ersetzt werden muss. Glücklicherweise gibt es schon Pläne für ein Nachfolgeschiff. Wir haben das will ich Frau Prof. Lochte hier nur als gute Botschaft sagen schon Mittel im Haushalt des Bundesforschungsministeriums eingeplant.

Meine Damen und Herren,

als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erwarten Sie natürlich zu Recht, dass wir aus dem, was Sie erforschen, auch politische Konsequenzen ziehen. Zum Teil fördern Sie doch besorgniserregende, beängstigende Befunde zutage. Sie haben ein Gefühl dafür, wie sensibel die ökologische Hülle unserer Erde ist. Deshalb wissen wir, dass wir daraus auch Schlussfolgerungen ziehen müssen nicht nur beschreibend, sondern wir müssen auch handeln.

Dieses Handeln muss im Bereich des Klimawandels natürlich ein globales Handeln sein. Die Erarbeitung internationaler Abkommen ist im Vergleich zu internationalen Expeditionen noch eine einfache Sache, würde ich sagen. Wenn Sie 120, 130, 140 Länder unter einen Hut bringen müssen, wie das in Kürze wieder auf Bali in Indonesien bei der Klimakonferenz der Fall sein wird, dann ist das eine schwierige Aufgabe.

Es wird immer klarer und das schränkt natürlich auch die politischen Spielräume ein, dass sich die Klimaveränderungen sehr schnell vollziehen. Der Internationale Klimarat, das IPCC, sagt uns, dass wir durchschnittliche Temperatursteigerungen von etwa zwei Grad Celsius auf der Welt mit überschaubaren Anpassungsmechanismen verkraften werden können. Er sagt uns aber auch, dass im Laufe dieses Jahrhunderts die Temperaturen um fünf, sechs, sieben Grad steigen können, wenn wir so weitermachen wie bisher.

Dass die Aufgabe nicht ganz einfach ist, will ich Ihnen nur daran demonstrieren, dass der IPCC uns sagt: Nötig ist eine Halbierung der CO2 -Emissionen bis zur Mitte dieses Jahrhunderts, um die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Wir haben heute einen Ausstoß von durchschnittlich vier Tonnen CO2 pro Kopf. Gesetzt den Fall das ist schon ein unzureichendes Modell, die Erdbevölkerungszahl bleibt die gleiche, dann bedeutet eine Halbierung: Zwei Tonnen CO2 pro Einwohner der Welt. Deutschland hat heute eine CO2 -Emission pro Jahr von elfTonnen pro Einwohner, die Vereinigten Staaten von Amerika 20Tonnen pro Einwohner und China immerhin auch schon 3, 5Tonnen CO2 pro Einwohner. Damit beschreibe ich Ihnen die Dimension der Aufgabe, vor der wir stehen.

Wir können es aber schaffen, mit etwa einemProzent des Weltbruttoinlandsprodukts den Klimawandel zu beherrschen. Wenn wir nichts tun, können uns bis zu 20Prozent an wirtschaftlichen Aufwendungen zur Bereinigung der Schäden erwachsen. Wir stehen vor einer Aufgabe von globaler Dimension. Man kann glauben, dass man vielleicht im Herzen Europas und bei uns hier in Deutschland auch mit einer gewissen Zurückhaltung, wenn man also nichts täte, noch eine Weile ganz gut durchkäme. Aber wir alle wissen, dass Vegetationsveränderungen im Süden Afrikas Konflikte heraufbeschwören werden, die auch am Nachbarkontinent Europa nicht spurlos vorbeigehen werden. Das heißt, wir stehen hier nicht in der freien Entscheidung, ob wir irgendwann zu irgendeiner Übereinkunft kommen, sondern nur noch vor der Entscheidung, ob wir vernünftig reagieren und uns international einigen können oder ob wir mit sehr viel mehr Aufwendungen und sehr viel mehr Konflikten dieses Themas Herr werden.

Deshalb glaube ich, dass wir handeln sollten. Dies ist sozusagen eine Bewährungsprobe für globales Handeln, das wir alle erst erlernen müssen. Es ist auch eine Bewährungsprobe dafür, mehr Menschen das Verständnis für die komplizierten Zusammenhänge von Natur, Umwelt, Wirtschaft, Gesellschaft, auch von Vielfalt und Biodiversität nahe zu bringen.

Deshalb ist es so wichtig, dass wir etwa am Beispiel dieses Museums oder der Öffentlichkeitsarbeit über das Schiff "Polarstern" immer wieder die Faszination dafür wecken, was die Entwicklung unserer Erde und die Kraft unserer Erde ausmacht, dass man auch immer wieder daran arbeitet Sie haben es eben kurz angedeutet, als wir an den Vitrinen vorbeigegangen sind, zu zeigen, wie das Ganze verständlich gemacht werden kann, wie in der großen Vielfalt und der scheinbaren Unordnung im Grunde eine richtige Ordnung erkennbar wird.

Ich glaube, dass die Aktion "Mein Museum für Naturkunde" eine Möglichkeit bietet, auch für diejenigen, die keine eigene wissenschaftliche Ausbildung haben, Natur und Wissenschaft erlebbar werden zu lassen. Wir brauchen mehr von solchen Projekten. Ich weiß, dass die Forschungsorganisationen und die Universitäten sehr daran arbeiten, Menschen die Naturwissenschaften nahe zu bringen. Unser Wohlstand wird davon abhängen, ob es viele Menschen gibt, die bereit sind, in die wissenschaftliche Expedition zu gehen, die bereit sind, zu forschen, die bereit sind, neue Produkte zu entwickeln. Ich glaube, dass wir hier in diesem Museum an einem Ort sind, an dem die Spannung und die Freude an der Naturwissenschaft viele, viele Menschen ergreifen. Sie haben von beachtlichen Besucherzahlen gesprochen, nämlich von über 300.000 seit Mitte dieses Jahres. Das ermutigt uns, die Faszination noch mehr Menschen nahe zu bringen.

Dem Alfred-Wegener-Institut alles Gute, der "Polarstern" noch einmal herzliche Geburtstagswünsche. Es arbeitet an seinem Geburtstag, wie ein ordentliches Schiff das tut. Dem Museum alles Gute.

Herzlichen Dank dafür, dass ich heute bei Ihnen sein durfte.