Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 30.01.2008

Untertitel: Zur Eröffnung der Ausstellung "Der Boxer aus Rom. Ein Meisterwerk griechischer Bronzeplastik" wies Kulturstaatsminister Bernd Neumann auf die Bedeutung der Mobilität von Kunstwerken in Europa hin. Die Ausstellung sei ein weiterer Höhepunkt der deutsch-italienischen kulturellen Zusammenarbeit.
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Archiv16/Rede/2008/01/2008-01-30-rede-neumann-boxer-rom,layoutVariant=Druckansicht.html


Es gilt das gesprocheneWort. -

das Alte Museum in Berlin besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen von Kunstwerken der klassischen Antike. Doch nur durch Leihgaben internationaler Partnerinstitutionen ist es möglich, diese Schätze in einem Umfeld zu präsentieren, das eine neue Sicht auf das Vertraute gewährt.

Museumskuratoren entwickeln zu den Glanzstücken ihrer Sammlungen häufig ein ähnliches Verhältnis wie eine Löwin zu ihren Jungen. Dass deutsche und italienische Museen dennoch fast schon routinemäßig hochrangige Exponate für Monate oder gar Jahre austauschen, ist ein Zeichen des Vertrauens im Geiste gelebter europäischer Partnerschaft.

Dies ist umso erfreulicher, als wachsende konservatorische Anforderungen, steigende Versicherungsprämien und die zunehmend emotional geführte Restitutionsdebatte den Austausch von Kunstwerken über Landesgrenzen hinweg in den letzten Jahren immer schwieriger gemacht haben. Im vergangenen Jahr haben wir im Rahmen des deutschen Ratsvorsitzes in der EU wiederholt und ausführlich über Fragen der Mobilität von Kunstwerken in Europa diskutiert. Gerade vor diesem Hintergrund betrachte ich die Zusammenarbeit zwischen dem Museo Nazionale Romano und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit großer Freude.

Meine Damen und Herren,

in keinem Land unterhält Deutschland so viele kulturelle Institutionen wie in Italien, darunter fünf geisteswissenschaftliche Forschungsinstitute, deren Geschichte bis weit ins 19. Jahrhundert zurückreicht, und vier renommierte Stipendiatenstätten, darunter die Villa Massimo und die Casa di Goethe.

Erst im vergangenen Jahr haben wir gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt einen deutsch-italienischen Preis für literarisches Übersetzen ausgelobt, der erstmals am 21. Februar im Goethe-Institut in Rom verliehen wird.

Sehr gern denke ich an die Eröffnung der beeindruckenden Ausstellung "Konstantin in Berlin" in Anwesenheit von Staatspräsident Ciampi am 28. März 2006 zurück. Die Präsentation des "Faustkämpfers vom Quirinal" im Alten Museum ist ein weiterer Höhepunkt der deutsch-italienischen kulturellen Zusammenarbeit. Sechs Wochen lang haben Bürger und Gäste Berlins Gelegenheit, eines der bemerkenswertesten Meisterwerke der Antike zu bewundern.

Die Statue des erfahrenen, von vielen Kämpfen gezeichneten Athleten, berührt uns Menschen über die Jahrhunderte hinweg. Zugleich weist die Skulptur des Faustkämpfers über das Individuelle hinaus: Hier sitzt kein Sklave, sondern ein freier Mensch. Der Athlet ist ein Symbol für die bürgerliche Freiheit der Polis, ein Emblem europäischer Zivilisation. In diesem Sinn gehört dieses Kunstwerk zum ideellen Erbe aller Europäer, das unsere gemeinsame Identität begründet.

Meine Damen und Herren,

ich danke allen Beteiligten, allen voran Ihnen, Herr Botschafter, für ihr Engagement bei der Verwirklichung dieser eindrucksvollen Ausstellung.

Unser gemeinsames Erbe muss sichtbar bleiben. Der vertrauensvolle Austausch von Leihgaben ist deshalb unerlässlich. Deutschland und Italien haben mit dieser Ausstellung einmal mehr ihre europäische Vorbildfunktion bestätigt.

Ich danke Ihnen.