Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 13.03.2008
Untertitel: Der Kulturstaatsminsiter Bernd Neumann eröffnete die erste umfassende Retrospektive Dani Karavans, diein Zusammenarbeit mit dem Tel Aviv Museum of Art entstand.
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Archiv16/Rede/2008/03/2008-03-13-rede-neumann-dani-karavan,layoutVariant=Druckansicht.html
heute eröffnen wir in Berlin die erste umfassende Retrospektive des Schaffens Dani Karavans in Deutschland und dabei bekommen wir mehr zu sehen als eine bloße Rückschau. Die Ausstellung ist ein eigenes Kunstwerk, denn der Künstler hat sie in den vergangenen Wochen selbst inszeniert und mit dem Martin-Gropius-Bau und seiner wechselvollen Geschichte in Beziehung gesetzt.
Auch hier gilt das, was Sie, lieber Dani Karavan, in einem Interview formuliert haben: "Ich will immer eine Begründung für mein Tun finden. Ich kann nicht einfach etwas tun, weil mir irgendwie danach ist."
Sie, lieber Dani Karavan, finden diese Gründe für Ihre Werke immer in der Zwiesprache mit dem konkreten Ort und seiner Geschichte. So gelingt es, Ihre Ideen in eindrucksvolle Bilder umzusetzen. Ein Beispiel dafür sehen wir hier ganz in der Nähe, am Jakob-Kaiser-Haus, in dem die Fraktionen ihren Sitz haben. Die Installation "Grundgesetz 1949" zeigt, dass Erinnerung nur durch Erfahrung und Anschauung funktioniert. Der Betrachter wird zum Teil des Kunstwerks, indem er sich in den gläsernen Tafeln mit dem Text des Grundgesetzes spiegelt.
Zugleich hat er die Möglichkeit, den Volksvertretern und ihren Mitarbeitern buchstäblich auf die Finger zu schauen. Ein wunderbares Bild für das Ideal der Demokratie.
Wir sind derzeit dabei, gemeinsam mit Dani Karavan ein weiteres wichtiges Projekt umzusetzen. Seit 1992 unterstützen Berlin und der Bund den Plan, ein Denkmal für die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma zu errichten. Seitdem wurde ein langer und schwieriger Weg zurückgelegt. Wir haben uns nun auf eine Inschrift und eine textliche Interpretation geeinigt, die von allen Opferverbänden akzeptiert werden kann. Sie, lieber Herr Karavan, haben dabei mit großer Geduld entscheidend geholfen und dem Kompromiss zugestimmt.
Jetzt wollen wir so bald wie möglich mit dem Bau beginnen. Ich hoffe, dass wir noch in diesem Halbjahr den Grundstein legen werden, denn eine weitere Verzögerung kann nicht im Sinne der Angehörigen der Opfer sein, die schon so lange auf ihr Mahnmal warten.
Meine Damen und Herren,
gerade in Deutschland genießt Dani Karavan als ein zutiefst politischer Künstler höchste Wertschätzung. Seit 1997 ist er Mitglied des Ordens pour le mérite, der von meinem Haus betreut wird. Der Orden hat derzeit weltweit nur 66 Mitglieder. Das Ordenszeichen selbst wird nach dem Ableben eines Mitglieds an ein neues weitergegeben. So ist jedes Ehrenzeichen mit seinen ehemaligen Trägern verbunden und hat eine eigene, ganz individuelle Geschichte.
Es ist symbolisch, dass Ihr Ehrenzeichen, lieber Herr Karavan, zuvor von den Malern Emil Nolde und Karl Schmidt-Rottluff sowie dem Landschaftsarchitekten Walter Rossow getragen wurde. Nolde und Schmidt-Rottluffs Werke, die im Nationalsozialismus als "Entartete Kunst" diffamiert wurden, gehören zu dem Besten, was die deutsche Kunst des frühen 20. Jahrhunderts hervorgebracht hat. Ihre Verfemung steht für jenen schrecklichen Kulturbruch durch den Nationalsozialismus, mit dem sich Dani Karavans Arbeiten immer wieder beschäftigen.
Sie, verehrter Dani Karavan, werden durch Ihre Kunstwerke auch mit unserer Hauptstadt verbunden bleiben. So, wie Sie in Ihren Arbeiten immer wieder eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart schlagen, sind Sie auch ein Brückenbauer zwischen Deutschland und Israel.
Ihre Retrospektive ist die erste Ausstellung, die das Tel Aviv Museum of Art in Zusammenarbeit mit deutschen Partnern gestaltet. Für die Kooperation danke ich dem Direktor des Tel Aviv Museum of Art, Professor Omér, sowie dem Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Herrn Professor Peter-Klaus Schuster. Hervorzuheben ist auch das Engagement des "Vereins der Freunde der Nationalgalerie", der die Retrospektive mit 100. 000Euro unterstützt. Gerne nutze ich die Gelegenheit, Frau Christina Weiss zu begrüßen. Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem neuen Amt als Vorsitzende der "Freunde der Nationalgalerie" !
Meine Damen und Herren,
die "Retrospektive Dani Karavan" ist auch ein würdiger Beitrag zu den Feierlichkeiten anlässlich des 60. Jahrestages der Gründung des Staates Israel, den wir im Mai mit einem Festakt und über das Jahr 2008 verteilt mit zahlreichen politischen und natürlich auch kulturellen Veranstaltungen begehen werden.
Die deutsch-israelischen Beziehungen werden immer besondere Beziehungen bleiben. Die Zusammenarbeit zwischen Einrichtungen und der Austausch von Künstlern zwischen Deutschland und Israel ist für mich nicht einfach der Übergang zur Normalität, sondern der Weg, das Besondere erkennbar zu halten und zu pflegen. Dani Karavan ist dafür als großer Künstler einer der besten Botschafter.
Vielen Dank.