Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 17.04.2008
Untertitel: Kulturstaatsminister Bernd Neumann gab am 17. April 2008 den Startschuss für die Initiative Printmedien, die unter anderem über die Internetseite www.kulturstaatsminister.de zu finden ist.
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Archiv16/Rede/2008/04/2008-04-17-rede-neumann-printmedien,layoutVariant=Druckansicht.html
wir sind heute zusammen gekommen, um die "Nationale Initiative Printmedien - Zeitungen und Zeitschriften in der Demokratie" offiziell zu eröffnen. An der langfristigen, sorgfältigen Vorbereitung dieser Initiative, die ein ebenso schlüssiges wie Erfolg versprechendes Konzept hervorgebracht hat, waren viele von Ihnen engagiert beteiligt. Ich danke allen Partnern der Initiative, dass Sie sich jenseits ihrer jeweiligen Interessen für unser gemeinsames Ziel einsetzen,
jungen Menschen Zeitungen und Zeitschriften als Leitmedien unserer Demokratie näher zu bringen!
In diesem Sinne heiße ich Sie herzlich willkommen und danke Ihnen, dass Sie meiner Einladung so zahlreich gefolgt sind. Ich begrüße ganz besonders die beiden Keynote-Sprecher, Frau Dr. Susanne Gaschke von der Wochenzeitung DIE ZEIT und Herrn Thomas Schmid von der Mediengruppe DIE WELT!
Meine Damen und Herren,
Kritik am schwindenden Bildungshorizont der jungen Generation gehören zur abendländischen Tradition - schon Sokrates hatte bei der Jugend seiner Zeit Bildungsdefizite ausgemacht, die auch heutige Buchautoren, fast möchte man sagen: herbeischreiben. Wie zu allen Zeiten gilt zum Glück auch heute: Bei allen Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens sind junge Menschen klüger und besser als ihre Kritiker wahrhaben wollen. So finden sie sich beispielsweise mit großer Selbstverständlichkeit in der digitalen Welt zurecht, an die sich viele Ältere kaum heranwagen.
Der mediale Wechsel der jungen Generation bei der Mediennutzung birgt aber auch Probleme. Wir dürfen nicht die Augen verschließen vor der Tatsache, dass die Reichweite von Zeitungen und Zeitschriften seit Jahren rückläufig ist - nicht nur bei Kindern und Jugendlichen. Das Internet kann jedoch Zeitungen und Zeitschriften als wichtige Begleiter und Helfer bei der Orientierung in unserer Welt nur bedingt ersetzen. Die "Nationale Initiative Printmedien - Zeitungen und Zeitschriften in der Demokratie" zielt darauf ab, dieser Entwicklungen mit Angeboten zu begegnen, die junge Menschen begeistern können.
Kinder und Jugendliche sollen einen kritischen Umgang mit medial aufbereiteten Inhalten und Themen erlernen. Sie sollen die Fähigkeit erwerben, buchstäblich "zwischen den Zeilen" zu lesen. Nur so können sie an den wichtigen gesellschaftlichen und politischen Debatten in unserem Land teilnehmen, für die, dem Siegeszug des Internet zum Trotz, immer noch Zeitungen und Zeitschriften maßgeblich sind. Nicht zuletzt aber sollen sie auch erfahren, dass diese Form der Orientierung und Teilhabe ungemein spannend ist und viel Freude bereiten kann. Zeitunglesen ist ein besonderer, ein reflektierende Akt - ich würde sogar so weit gehen, ihn als grundlegend für ein staatsbürgerliches Selbstverständnis zu bezeichnen.
Ein sicherer und kritischer Umgang mit der Sprache und mit gesellschaftlich wie politisch relevanten Themen wirkt auch auf die Nutzung des Internet zurück, das wir auf keinen Fall aus dem Leben der Kinder und Jugendlichen verbannen wollen. Im Gegenteil, ich selbst habe mich in den 90er Jahren, in meiner Zeit als Staatssekretär im Bundesministerium für Forschung und Technologie, für die Verbreitung der damals so genannten "Neuen Medien" gerade auch in den Schulen eingesetzt. Im Herbst letzten Jahres hat die Bundeskanzlerin das "Netz für Kinder" freigeschaltet, das unter Beteiligung aller großen Telekommunikationsunternehmen in Deutschland entstanden ist. Wir wollen die Zeit nicht zurückdrehen und Entwicklungen stoppen - ich bin überzeugt, dass die intelligente Nutzung aller Medien die Schlüsselkompetenz der Zukunft ist.
Meine Damen und Herren,
die Idee einer an Printmedien orientierten Leseförderung ist nicht neu. Es gibt eine Vielzahl von Initiativen mit ganz unterschiedlichem Profil, die allerdings aufgrund ihrer Vereinzelung nicht immer den vollen Wirkungsradius entfalten können, den sie eigentlich verdienen. Die "Nationale Initiative Printmedien" ist ein bundesweites Netzwerk, das das Bewusstsein für die Bedeutung der Aufgabe fördern soll, junge Menschen an den mündigen Umgang mit Zeitungen und Zeitschriften heranzuführen. Die Aktivitäten der Initiative basieren auf den Projekten ihrer einzelnen Mitglieder, die diese auch in Zukunft vollständig in eigener Verantwortung betreiben werden.
Zu nennen sind hier etwa die Aktionen "Zeitung in der Schule" des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger oder "Zeitschriften in die Schulen" der Stiftung Presse-Grosso, der Stiftung Lesen und des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger, letzteres unter meiner Schirmherrschaft.
Ich sehe die Arbeit der "Nationalen Initiative Printmedien" im Wesentlichen in folgenden Schwerpunkten:
1. Den Partnern wird ein Forum für den Austausch der Erfahrungen und Erkenntnisse geboten. Auf diese Weise können wichtige Synergieeffekte erzielt werden, welche die Wirksamkeit der einzelnen Projekte deutlich verbessern können. Zu diesem Zweck werden wir jährliche Netzwerktreffen ausrichten, die von regelmäßigen Arbeitstreffen begleitet werden.
2. Die Initiative wird einen ständigen Dialog mit externen Praktikern und Wissenschaftlern führen, um rechtzeitig neue Entwicklungstendenzen erkennen und darauf reagieren zu können. Besonders wichtig ist dabei die Frage, wie Zeitungen und Zeitschriften für Kinder und Jugendliche attraktiver gestaltet werden können.
3. Aus meiner Sicht ist es besonders wichtig, Kinder und Jugendliche unmittelbar einzubeziehen. Denn wir wollen nicht in erster Linie über die Kinder und Jugendlichen sprechen, sondern vor allem mit ihnen. Das öffentlichkeitswirksame Herzstück der Initiative ist deshalb ein thematischer Schülerwettbewerb, den wir jährlich ausloben. Teilnehmen können alle Schulklassen, die sich an einzelnen Projekten der Partner zum Thema Zeitungen und Zeitschriften beteiligt haben.
Eine Fachjury wird die besten drei Arbeiten auswählen. Der Preis ist eine zweitägige Reise für die ganze Klasse nach Berlin, die einen Besuch des Deutschen Bundestages und die Siegerehrung im Rahmen des politischen Jahrestreffens der Initiative im Bundeskanzleramt einschließt. Das Thema des ersten Preisausschreibens lautet: "Mein Land Deutschland - 60 Jahre Bundesrepublik".
Ich gebe nun gerne den Startschuss für die Initiative: Ab heute ist auf der Internetseite des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien die Informationsplattform für alle interessierten Institutionen, insbesondere aber für Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrer freigeschaltet! Dort finden sie alle Informationen zum Schülerwettbewerb und zu den einzelnen Partnern der "Nationalen Initiative Printmedien". Ich hoffe, dass sich viele Schulen an diesem Wettbewerb beteiligen! Dies wäre nicht nur eine wirkungsvolle gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit aller Partner, sondern auch ein Erfolg für das Urmedium der Demokratie, die Zeitung und die Zeitschrift! Für alle Interessierten enthält die Internetseite darüber hinaus eine umfassende Dokumentation sämtlicher Jahrestreffen inklusive der dort gehaltenen Reden, Statements und Fachvorträge.
Meine Damen und Herren,
die "Nationale Initiative Printmedien - Zeitungen und Zeitschriften in der Demokratie" ist kein punktuelles Event, sondern eine auf Dauer angelegte Kampagne. Maßnahmen zur Verbesserung der Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen können nur dann erfolgreich sein können, wenn sie nachhaltig angelegt sind.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!