Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 25.04.2008

Untertitel: In seiner Rede zur Verleihung des Deutschen Filmpreises 2008 in Berlin würdigteStaatsminister Bernd Neumann die jüngsten Erfolge des deutschen Films.
Anrede: Meine Damen und Herren,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Archiv16/Rede/2008/04/2008-04-25-rede-neumann,layoutVariant=Druckansicht.html


Anrede

die 58. Verleihung des Deutscher Filmpreises verspricht viel Abwechslung und Spannung. Denn in diesem Jahr spiegeln die Nominierungen in besonderem Maße die Kreativität sowie kulturelle Vielfalt und Vielseitigkeit deutschen Filmschaffens wider.

Beim Deutschen Filmpreis 2008 sind unterschiedlichste Genres vertreten. Es gibt sowohl herausragende erste oder zweite Arbeiten von Regie- , Autoren- oder Schauspieltalenten als auch beeindruckende Werke und Leistungen bereits etablierter Künstler. Das gleiche gilt für die Produzenten der nominierten Filme. Besonders freut mich aber, dass der Bereich des Dokumentarfilms nicht zuletzt durch die in diesem Jahr für die Kategorie "Bester Dokumentarfilm" nominierten zwei Filme immer größere Beachtung in der Kino-Öffentlichkeit findet.

Ob Komödie oder Drama: die Kandidaten, die sich diesmal um eine Lola für den besten Spielfilm bewerben, nehmen uns mit auf Reisen: In ferne Länder oder die unbekannte Welt der Großstädte, in unsere eigene Vergangenheit oder die Abgründe unserer Innenwelten. Immer sind unsere Reisebegleiter ganz normale Menschen mit ihren Wünschen und Träumen. Für diese Reisen gibt es keinen besseren Ort als den Kinosaal. Dort Filme zu schauen, ist ein Gemeinschaftserlebnis und zugleich eine höchst individuelle Erfahrung, sozusagen ein kollektiver Traum. Deshalb sind für mich Kino und Kinofilm besondere Kulturgüter, die es zu erhalten gilt und die durch das Fernsehen nicht ersetzt werden können!

In diesem Jahr kann ich sagen: Die jüngste Erfolgsstory des deutschen Films setzt sich fort. Er findet wieder zunehmend internationale Beachtung. 2007 war mit einer Oscarverleihung und einer starken Präsenz deutscher Filme bei den Filmfestspielen in Cannes ein außergewöhnliches Jahr. Auch 2008 hat mit dem Oscar für die deutsch-österreichische Koproduktion "Die Fälscher" und der Nominierung von zwei Filmen in Cannes einen großartigen Start.

Für die deutschen Kinos gibt es ebenfalls eine positive Entwicklung. Nach einem nicht ganz so erfolgreichen Jahr 2007 haben die beachtlichen Besucherzahlen aus dem ersten Quartal 2008 alle Erwartungen übertroffen. Die Besucherzahlen sind um 34,7 % gestiegen. Auch beim deutschen Marktanteil gibt es bedeutende Steigerungen. Hierzu hat auch der Film "Keinohrhasen" entscheidend beigetragen. Es ist heutzutage schon eine bestaunenswerte Leistung, mehr als 6 Mio. Zuschauer ins Kino zu bringen und diesen Fröhlichkeit und Freude zu bereiten. Dazu gratuliere ich Till Schweiger von Herzen.

Damit sich die neue Erfolgsgeschichte des deutschen Films fortsetzen kann, braucht es vor allem qualitativ gute Stoffe. Ein

gutes Drehbuch ist eine der Grundvoraussetzungen für den Erfolg eines Films. Deshalb sieht unser Entwurf zum neuen Filmförderungsgesetz intensive Maßnahmen zur Stärkung und Verbesserung der Stoffentwicklung vor. Wir versprechen uns davon, talentierte und professionelle Drehbuchautoren zu motivieren, Drehbücher für das Kino zu schreiben.

Ich gehe davon aus, dass wir 2008 die Erfolgsgeschichte des Deutscher Filmförderfonds ( DFFF ) fortschreiben und mit dem Vorjahr vergleichbare Impulse für die deutsche Filmwirtschaft erreichen. Das wird besonders deutlich an Babelsberg. Hier ist Europas größter Studiokomplex entstanden. In diesen Studios wurden 2007 12 Kinofilme gedreht, darunter große internationale Koproduktionen. Im Vergleich: 2006 ohne den DFFF war es nur ein einziger Kinofilm.

Mit den 60 Mio. € öffentlichen Mitteln für den DFFF im Jahre 2007 sind 390 Mio. € Herstellungskosten in Deutschland mobilisiert worden, also das Sechseinhalbfache. Eine solch enorme Rendite bei verausgabten Steuermitteln gibt es in keinem anderen Bereich. Kultur kostet eben nicht nur Geld, sondern ist auch ein wichtiger wirtschaftlicher Standortfaktor, der Arbeitplätze sichert!

die für heute nominierten Filme umfassen die unterschiedlichsten filmischen Grundrichtungen und markieren ohne Zweifel die künstlerische Spitze des derzeitigen deutschen Kinos. Und genau darum muss es beim Deutschen Filmpreis doch vor allem gehen!

Die Zuschauerzahl allein ist noch kein Grund, einen Filmpreis zu bekommen. Und, um es ironisch zu formulieren, wenige Zuschauer sind auch kein Qualitätsmerkmal für einen Film! Seitdem es Filmpreisverleihungen gibt, werden immer wieder kritische Diskussionen wegen der Entscheidungen geführt. Als langjähriges, ehemaliges Mitglied der Jury Deutscher Filmpreis weiß ich ein Lied davon zu singen.

Nun wird zum vierten Mal der Deutsche Filmpreis gemeinsam mit der Deutschen Filmakademie ( DFA ) verliehen, durch ein Verfahren, das die gesamte Filmbranche einbezieht und bei dem am Ende die über 1000 Mitglieder der DFA die Entscheidung treffen. Repräsentativer geht es kaum!

Dieses Verfahren hat vor allem dazu geführt, dass die mediale Aufmerksamkeit im Vorfeld und bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises heute so groß ist wie noch nie. Wenn wir an diesem Abend den deutschen Film mit so vielen Gästen hier im Saal und mit Millionen Fernsehzuschauern so glanzvoll feiern, ist dies auch das besondere Verdienst der Deutschen Filmakademie. Dafür danke ich herzlich dem Präsidium unter Leitung von Senta Berger und Günter Rohrbach, dem Vorstand unter dem Vorsitz von Stefan Arndt sowie allen Mitgliedern und Mitarbeitern der deutschen Filmakademie - und uns allen wünsche ich einen spannenden Abend!