Redner(in): Angela Merkel
Datum: 05.09.2008
Anrede: Meine Damen und Herren,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Archiv16/Rede/2008/09/2008-09-05-merkel-elektromobilitaet,layoutVariant=Druckansicht.html
Herr Zetsche,
Herr Großmann,
Matthias Wissmann,
Vertreter der Wirtschaft,
interessiertes Publikum!
Ich bedanke mich für die Einladung! Ich bin heute sehr gerne dabei, wenn ein wirklich wegweisendes Projekt für Berlin, für die Automobilindustrie und für die Stromwirtschaft Konturen gewinnt.
Ich glaube, dass wir mit der Kombination von Stromerzeugung und Automobilwirtschaft in der Tat Neuland beschreiten, auch wenn Matthias Wissmann eben schon darauf hingewiesen hat, dass es ähnliche Projekte auch anderswo gibt. Doch an diesem sehr konkreten Projekt wird mit seiner Vorreiterrolle sichtbar, wie etwas Innovatives konkrete Gestalt annehmen kann. Schon taucht vor einem etwa das Bild auf, dass jede Parkzone und jede Parkuhr mit vielen Steckdosen versehen ist, sodass man dort sowohl tanken als auch parken kann. Das ist also ein rundum spannendes Projekt.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass sich die deutsche Wirtschaft jetzt solchen Projekten zuwendet. Wir machen große Fortschritte bei der Batterieherstellung. Die Zahl der Batterien, die produziert werden, wird wie in vielen anderen Bereichen auch hier die preisliche Zukunft bestimmen. Ich wünsche mir, dass Deutschland da seine führende Stellung behält. Wir haben Automobilhersteller, die daran interessiert sind, neue Wege einzuschlagen das ist ein sehr gutes Signal. Und wir haben Stromproduzenten, die auch an neuen Kunden interessiert sind. Denn wenn wir alle immer weniger Strom verbrauchen, brauchen wir ja neue Bereiche, in denen man Strom verwenden kann.
Das Ganze ist auch mit einer Emissionsreduktion verbunden. Herr Zetsche war bei seiner Projektvorstellung fein raus: Elektroautos verursachen null Emissionen. Ich habe gesagt, die Emissionen fallen dann erst einmal im Bereich von Herrn Großmann an. Damit sind wir natürlich auch bei der Aufgabe, die Stromproduktion so auszutarieren, dass die Emissionen insgesamt reduziert werden.
Die Bundesregierung hat sich im Rahmen der Hightech-Strategie vorgenommen, einen "Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität" zu entwickeln und ihn auch als Teil unserer Klima- und Energiestrategie vorzustellen. Wir werden ihn im November im Kabinett verabschieden. Wir werden damit Schwerpunkte in Forschung und Entwicklung setzen, und zwar vor allem im Bereich der Batterieentwicklung da gibt es sicherlich noch vieles zu tun, bei der Material- und Sicherheitsforschung und natürlich auch bei der Entwicklung der notwendigen elektronischen Komponenten.
Ich glaube, es sprechen viele gute Gründe für das Elektroauto. Ein in der deutschen Bevölkerung vielleicht noch gar nicht so bekannter Grund ist, dass die im Durchschnitt gefahrenen Kilometer durchaus mit der Reichweite von Elektroautos und der Ladefähigkeit der Batterien kompatibel sind. Deshalb ist es auch mehr als passend, dass nun in einer Metropole eine Infrastruktur für Elektromobilität entwickelt wird. Ich habe von Herrn Großmann gehört wenn ich mich nicht verhört habe, dass 500 Stromsäulen in Berlin aufgebaut werden sollen. Die Zahl von 100Fahrzeugen erschien mir dagegen nicht so hoch, aber das ist auch erst der heutige Stand. Herr Großmann sagte dann auch sofort, dass die Säulen für eine längere Zeit, also auch nach Beendigung des Projekts stehen bleiben sollen.
Ich möchte der Automobilindustrie ein Dankeschön dafür sagen, dass sie ihre Forschungsanstrengungen insgesamt erheblich intensiviert. Nur einmal eine Zahl: 2007 sind die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in der deutschen Automobilindustrie um achtProzent auf 18Milliarden Euro angewachsen. Das entspricht einem Drittel der Aufwendungen der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der gesamten deutschen Industrie. Die Zahlen für den Kraftwerksbereich kenne ich jetzt nicht, Herr Großmann. Sie können aber nachziehen und mir dann auch noch Gutes sagen. Auf jeden Fall ist die Automobilindustrie einer der wirklich herausragenden Innovationstreiber in Deutschland. Wir wollen, dass das so bleibt.
Insofern begrüße ich diese Initiative aus vollem Herzen und mit vollem Verstand und glaube, dass Elektromobilität ein Innovationsbereich sein könnte, der sich vielleicht schneller durchsetzt, als wir denken. Ich habe in der letzten Woche die Internationale Funkausstellung eröffnet. Es gab Anfang der 20er Jahre, als die ersten Radios entwickelt wurden, in Deutschland 500 angemeldete Hörer. Ihre Zahl hat sich innerhalb von wenigen Jahren auf Millionenhöhe entwickelt. Ich könnte mir vorstellen, dass auch neue Wege zur Nutzung des Autos eine sehr schnelle Verbreitungswirkung entfalten können. Das hängt natürlich auch davon ab, dass die staatlichen Akteure und die wirtschaftlichen Akteure gut zusammenarbeiten.
Wettbewerb belebt das Geschäft. Deshalb werden Sie nicht böse sein, dass auch andere solche Ideen haben. Wir von der Politik werden versuchen, hilfreich zu sein, so sehr wir können nicht nur durch Regelungen, wie etwa zur CO2 -Emissionsminderung, sondern auch durch positive Förderung im Sinne unserer Elektromobilitätsstrategie.
Herzlichen Dank! Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen, viele Nutzer, viele erfreute Kunden und viele interessierte Bürgerinnen und Bürger, die mobil sein wollen und trotzdem etwas für die Umwelt tun wollen!