Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 08.05.2009

Untertitel: Bei der zweiten Jahrestagung der Nationalen Initiative Printmedien im Bundeskanzleramt, die zugleich den feierlichen Abschluss des ersten ausgeschriebenen Schülerwettbewerbs beinhaltete, ging Staatsminister Bernd Neumann auf die Rolle der Zeitungen und Zeitschriften im digitalen Zeitalter ein,wiesauf die Wichtigkeit der Vermittlung von Medienkompetenz hin und umriss die Möglichkeiten und Ziele der Initiative.
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Rede/2009/05/2009-05-08-neumann-nip-jahrestagung,layoutVariant=Druckansicht.html


ich begrüße Sie im Namen der Bundesregierung hier im Bundeskanzleramt zum zweiten Geburtstag der "Nationalen Initiative Printmedien. Der heutige Geburtstag ist zugleich der feierliche Abschluss unseres ersten ausgeschriebenen Schülerwettbewerbs, der in diesem Jahr unter dem Motto" Mein Land Deutschland 60 Jahre Bundesrepublik " steht. Deshalb sind neben den zahlreichen Repräsentanten unserer Initiativpartner auch die Schülerinnen und Schüler anwesend, deren Arbeiten von der Jury als beste Wettbewerbsbeiträge ausgewählt worden sind. Alle ausgewählten Wettbewerbsbeiträge zeigen, soviel darf ich bereits jetzt verraten, eindrucksvoll, wie sehr Zeitungen und Zeitschriften Kinder und Jugendliche auch im Zeitalter des Internet ansprechen können. Ich hoffe, dass Euch die Reise nach Berlin viel Neues und Interessantes bietet und natürlich auch recht viel Vergnügen bereitet.

Vor wenigen Monaten hat die Bundesregierung unter meiner Federführung den Medien- und Kommunikationsbericht 2008 vorgelegt. Er beschreibt nicht nur die technische und wirtschaftliche Entwicklung der Medien in Deutschland seit 1998. Er zeigt auch auf, welche Rolle die Medien in unserer Demokratie spielen, wie sie gesellschaftliche Prozesse beeinflussen und wie sie von den Menschen genutzt werden. Es ist eine Tatsache, dass der Siegeszug des Internets dank seines enormen Innovationspotentials weiter voranschreiten wird. Netzgestützte Angebote werden traditionelle Medien wie etwa Rundfunk, Zeitungen und Zeitschriften weiter bedrängen. Die seit Jahren rückläufigen Auflagen und Reichweiten von periodischen Printmedien gerade bei Jüngeren belegen dies.

Nun sagen manche Fachleute, es habe keinen Sinn, sich einem Prozess entgegenstemmen zu wollen, der ohnehin unaufhaltsam sei. Ich denke nicht so. Zeitungen und Zeitschriften haben auch im digitalen Zeitalter ihre klassische Rolle nicht verloren, sie sind kein beliebiges Wirtschaftsgut. Unser Medienbericht macht deutlich, dass bei elektronischen Angeboten der Anteil politischer und gesellschaftlicher Themen gegenüber Unterhaltung, Spielen, Kommunikation und anderen Inhalten immer weiter zurückgeht. Deswegen sind und bleiben Zeitungen und Zeitschriften nach wie vor die politischen Leitmedien unserer Gesellschaft. Zeitungen und Zeitschriften genießen in der Bevölkerung immer noch ein höheres Vertrauen als andere Medien.

Verleger und Redakteure stehen mit ihrem Namen für die buchstäbliche Qualität des Gedruckten ein. Sie können sich nicht in die Unverbindlichkeit anonymer digitaler Kommunikationsforen flüchten, in der zwar alles kritisiert und besser gewusst, aber nur Weniges belegt und verantwortet wird.

Hegel hat das berühmte Bonmot geprägt, die Zeitung am Morgen sei das Frühstück für den gesunden Menschenverstand. Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen Print und Internet: In Zeitungen finde ich, anders als im Internet, nicht nur das, was ich suche. Gesellschaftlicher Zusammenhalt und demokratische Teilhabe beruhen auf der Wahrnehmung dessen, was für alle wichtig ist. Das gilt auch gerade für die regionale Berichterstattung.

Die Vermittlung von Medienkompetenz ist der Bundesregierung ein wichtiges Anliegen. Deshalb haben wir neben der Nationalen Initiative Printmedien zahlreiche andere Initiativen wie beispielsweise das "Netz für Kinder" ins Leben gerufen, das sehr erfolgreich die Entwicklung kindgerechter und qualitativ hochwertiger Internetseiten fördert und einen sicheren Surfraum bietet. Auch der "Deutsche Computerspielpreis", den wir in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben haben, will Maßstäbe für die Entwicklung guter Angebote setzen und diese fördern. Bei der Vermittlung von Medienkompetenz sind neben der Politik allerdings alle gesellschaftlichen Gruppen gefordert, allen voran Eltern und Lehrer.

Kinder und Jugendliche sollen den differenzierten Umgang mit allen Medien erlernen, ob digital oder klassisch. Printmedien und Internet ergänzen sich: Wer Zeitungen und Zeitschriften liest, geht auch kritischer mit dem Internet um und profitiert bewusster von seinen Informationsmöglichkeiten. Nun sind Verleger und Redaktionen von Zeitungen und Zeitschriften gefordert, aus diesem Befund die richtigen Schlüsse zu ziehen. Und das tun sie auch schon mit großem Engagement. Erfolgreiche Geschäftsmodelle zeichnen sich ab.

Als ich kürzlich dem Ausschuss für Kultur- und Medien des Deutschen Bundestages über den aktuellen Stand der Nationalen Initiative Printmedien berichtete, stellte mir eine Abgeordnete die Frage, ob es denn ausreiche, junge Menschen an Zeitungen und Zeitschriften heranzuführen, und ob es nicht mindestens ebenso wichtig sei, die Aufmerksamkeit der Verleger und Redakteure für junge Leser zu erhöhen. Diese Frage ist völlig berechtigt. Die Anbieter von Printmedien müssen dem Mediennutzungsverhalten und den Bedürfnisstrukturen junger Leserinnen und Leser viel stärker als bisher entgegen kommen. Dies gilt nicht nur für die Gestaltung der Angebote, sondern auch für Maßnahmen zur Förderung der Medienkompetenz durch und mit Printmedien.

Die Nationale Initiative Printmedien will zu einer Ausweitung von Maßnahmen zur Leseförderung mit Zeitungen und Zeitschriften ermutigen und entsprechende Aktivitäten nach Kräften unterstützen.

Sie kann von Verlagen und Redaktionen als Instrument genutzt werden, die Bedürfnisse junger Leserinnen und Leser besser kennen zu lernen, indem sie über die einzelnen Maßnahmen und die Aktivitäten der Initiative direkt mit dieser Zielgruppe kommunizieren können.

Ich weiß, es ist keine einfache Frage, wie die Ansprache junger Menschen durch Zeitungen und Zeitschriften im Zeitalter digitaler Kommunikation konkret verbessert werden kann. Die Partner der Nationalen Initiative Printmedien haben deshalb vereinbart, dieser Frage auch im Rahmen ihrer Jahrestagungen nachzugehen.

Liebe Schülerinnen und Schüler,

Ihr seid auf die Preisvergabe sicher sehr gespannt, und ich kann mir gut vorstellen, dass es recht anstrengend für Euch ist, bis dahin noch auf Euren Stühlen warten zu müssen. Ich möchte Euch dennoch einladen, die gleich folgende Diskussion aufmerksam zu verfolgen, damit Ihr Euch zum Schluss noch daran beteiligen könnt.

Denn es wäre sehr interessant für uns, Eure Meinung über Zeitungen und Zeitschriften, und darüber zu erfahren wie Ihr damit umgeht.

Vielen Dank!