Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 30.03.2011
Untertitel: In seiner Redezur Verleihung des Deutschen Computerspielpreises 2011unterstrich Kulturstaatsminister Bernd Neumanndie Bedeutung des Deutschen Computerspielpreises: "Der Preis setzt Zeichen; er fördert, aber er fordert auch. Kriterien sind dabei inhaltliche Qualität, Einfallsreichtum und exzellente Technik." Doch nur wenn ein Spiel zusätzlich zeige, dass es kulturell und pädagogisch wertvoll ist,sei es preiswürdig.
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_1498/Content/DE/Rede/2011/03/2011-03-30-neumann-computerspielpreis,layoutVariant=Druckansicht.html
ich begrüße Sie sehr herzlich zur Verleihung des Deutschen Computerspielpreises 2011 in München! Wir befinden uns hier im "Haus der Kunst" in einem der größten Kunstmuseen Deutschlands. Das ist eine gute Wahl. Sie soll signalisieren, dass Computerspiele nicht nur technische Produkte sind, sondern sie sich mittlerweile zu einer beachtenswerten Kunstform des digitalen Zeitalters entwickelt haben. Dabei sind sie Kultur- und Wirtschaftsgüter gleichermaßen. Es ist kein Geheimnis, dass die Spieleindustrie einer der wichtigsten Motoren der Kultur- und Kreativwirtschaft ist.
Auch der Fachkongress Munich Gaming, der heute Morgen hier begonnen hat, zeigt, welches enormes Potenzial in ihr steckt. Man kann sich fragen: Braucht eine Branche, die dermaßen boomt, die so viele junge Talente anzieht und sie auch wirklich auskömmlich in Lohn und Brot setzt, überhaupt einen so hoch dotierten Preis? Die Antwort bleibt auch heute, bei der dritten Verleihung des Deutschen Computerspielpreises, ein eindeutiges "JA" !
Der Preis setzt Zeichen; er fördert, aber er fordert auch. Kriterien sind dabei inhaltliche Qualität, Einfallsreichtum und exzellente Technik. Doch dies allein reicht noch nicht aus. Nur wenn ein Spiel zusätzlich zeigt, dass es kulturell und pädagogisch wertvoll ist, erst dann ist es preiswürdig. Der Preis dient dazu, diejenigen zu fördern und auszuzeichnen, die eben kulturell wertvolle Spiele kreieren. Sie sind die kulturellen Leuchttürme der Branche! Und selbst, wenn diese Spiele nicht automatisch die kommerziell erfolgreichsten sind, tragen sie wesentlich zum guten Ruf der Branche bei.
Computerspiele sind heute ein Leitmedium der jungen Generation. Sie bestimmen das Freizeitverhalten der Jugendlichen in hohem Maße. Das ist eine Tatsache. Der Computerspielpreis soll dazu beitragen, das Bewusstsein für Qualität zu stärken, das kann man nicht gesetzlich verordnen. Auch in diesem Jahr stehen wieder insgesamt 385.000 Euro für die sieben Preiskategorien zur Verfügung. Ohne die Initiative des Deutschen Bundestages würde es den Computerspielpreis nicht geben, der je zur Hälfte vom Bund und den Industrieverbänden BIU und G. A. M. E. finanziert wird.
Aber es steht der Politik gut an, auch die Industrie zu loben. Es ist leider nicht selbstverständlich, dass sich Unternehmen für gesellschaftspolitische Zielsetzungen engagieren und wie in diesem Fall die Auszeichnung kulturell und pädagogisch wertvoller Produkte unterstützen. Dafür spreche ich an dieser Stelle Dank und Anerkennung aus.
Meine Damen und Herren,
heute Abend haben wir eine Premiere. Wir vergeben erstmals den Deutschen Computerspielpreis und die allein von der Branche ausgerichteten LARA-Awards gemeinsam in einer Gala. Für mich stellt diese Premiere einen richtigen und erfolgreichen Schritt dar. Denn durch ihre Verbindung können sich beide Preise trotz ihrer unterschiedlichen Ausrichtung und Gestaltung sinnvoll ergänzen und in ihrer Wirkung deutlich verstärken.
Die gemeinsame Verleihung kann helfen, das Profil der beiden weiterhin inhaltlich und finanziell voneinander unabhängigen Preise zu schärfen. Zugleich kann die öffentliche Wahrnehmung beider Preise und der gesamten Bandbreite des in Deutschland zur Verfügung stehenden Spieleangebotes erhöht werden.
Die Zielsetzung des Deutschen Computerspielpreises, pädagogisch und kulturell wertvolle Spiele zu fördern, die in Deutschland hergestellt wurden, bleibt in jeder Hinsicht unverändert. Auch das Verfahren für die Berufung der Jurymitglieder und deren Rechtsstellung als unabhängige Entscheider sowie die je hälftige Finanzierung der Preisgelder durch den Bund und die Spielewirtschaft erfahren keinerlei Änderungen.
Neu ist für den Deutschen Computerspielpreis lediglich, dass die einzige undotierte Preiskategorie des "Besten internationalen Spiels" entfällt. Stattdessen nehmen sich nunmehr die LARA-Awards des internationalen Spieleangebots an. Auch die LARA-Jury ist pluralistisch besetzt und in ihrer Entscheidungsfindung unabhängig. Sie berücksichtigt dabei allerdings die neue Verbindung mit dem Deutschen Computerspielpreis, indem sie nur Spiele auszeichnet, die von den Obersten Jugendbehörden der Länder eine Alterskennzeichnungerhalten haben und die nicht den grundsätzlichen Zielen des Deutschen Computerspielpreises zuwiderlaufen. Das ist doch ein gutes Signal!
Die Verbindung mit den LARA-Awards veranlasst uns, die Kriterien für die Auswahlentscheidungen im Rahmen des Deutschen Computerspielpreises und ihre Handhabung künftig noch konkreter zu fassen, tiefer zu begründen und transparenter zu machen. Im Zentrum stehen dabei Definition und Anwendung des Kriteriums "kulturell und pädagogisch wertvoll" als wesentliche Voraussetzung für eine Preisvergabe. Hier werden wir selbstverständlich eng mit den Mitgliedern der Jury zusammen arbeiten, die dabei ihren ebenso hervorragenden wie vielfältigen Sachverstand einbringen können.
Die Diskussion hat bereits begonnen. Die USK Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle hat den Ausrichtern des Deutschen Computerspielpreises unlängst ein umfangreiches Papier mit Lösungsvorschlägen präsentiert, das wir auch der Jury zur Verfügung gestellt haben. Ich bin sicher, dass es uns auf dieser Grundlage gelingen wird, das Profil des Deutschen Computerspielpreises weiter zu schärfen und seine öffentliche Akzeptanz zu erhöhen.
Meine Damen und Herren,
heute Abend erwartet uns mit den LARA Awards und dem Deutschen Computerspielpreis sozusagen eine geballte Leistungsschau. Die Augen der Politik, der Spiele-Szene und der Branche sind auf dieses Ereignis gerichtet und zwar auch darum, weil es sich um ein Gemeinschaftsprojekt von Politik und Wirtschaft handelt.
Aus den mitunter lebhaft und kontrovers geführten Debatten über Ziele, Ausgestaltung und Vergabe des Preises, über Jugendschutz oder "Ego-Shooter" haben beide Seiten lernen können. Politiker haben akzeptiert, dass die Welt digitaler Spiele hochkomplex ist und eine differenzierte Bewertung erfordert. Bei Unternehmen und Verbänden ist in diesem Prozess das Bewusstsein dafür geschärft worden, dass sie als Hersteller von Produkten, die auf Gesellschaft und Kultur beträchtliche Auswirkungen haben, eine hohe Verantwortung tragen. Daneben hat die Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft sicher auch zu einer Versachlichung der allgemeinen gesellschaftlichen Debatte über Chancen und Gefahren von Computerspielen beigetragen.
Meine Damen und Herren,
bei jeder Preisverleihung haben die Mitglieder der Jury eine tragende Rolle. Sie haben sich ehrenamtlich erneut mit über Hundert Einreichungen befasst und um gute und gerechte Entscheidungen gerungen. Ich bedanke mich herzlich bei Ihnen und nenne dabei stellvertretend für Sie alle den Vorsitzenden Prof. Wolf-Dieter Ring.
Ihnen, lieber Herr Staatsminister Huber, danke ich für die tatkräftige Unterstützung, die der Freistaat Bayern für den heutigen Abend gewährt hat. Sie haben uns mal wieder gezeigt, was die sprichwörtliche Libertas Bavariae bedeutet. Ich wünsche Ihnen allen einen vergnüglichen Abend!