Redner(in): Angela Merkel
Datum: 13.07.2011

Untertitel: in Luanda
Anrede: Sehr geehrter Herr Vizepräsident dos Santos, sehr geehrter Herr Gerigk, sehr geehrte Damen und Herren,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_1498/Content/DE/Rede/2011/07/2011-07-13-bk-rede-deutsch-angolanisches-wirtschaftstreffen,layoutVariant=Druckansicht.html


ich freue mich, dass ich heute mit einer großen Delegation hier sein darf und dass wir auf unserer Afrikareise auch in Angola zu Gast sein dürfen. Unsere Delegation besteht aus Mitgliedern des Deutschen Bundestages, aus meiner Kollegin, Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner, aus Staatssekretären des Ministeriums für Entwicklungszusammenarbeit und des Wirtschaftsministeriums, aus Vertretern der Wirtschaft und natürlich auch der Presse, die über Angola berichten werden.

Wir sagen Dank für den herzlichen Empfang. Ich darf Ihnen heute anlässlich dieses Wirtschaftsforums sagen: Angola ist ein wichtiger Partner für Deutschland. Ich glaube aber, wir können noch mehr miteinander auf den Weg bringen, denn es gibt viele Menschen in Deutschland, auch viele Vertreter der Wirtschaft ich habe das heute Morgen beim Frühstück noch einmal gehört, die sich mit Leidenschaft in Angola engagieren und ihre Beziehungen gerne noch ausbauen würden.

Ich möchte mich bei Michael Glos bedanken, der als ehemaliger Wirtschaftsminister den Beziehungen zu Angola eine große Bedeutung beigemessen hat. Dass wir nun einen Delegierten der deutschen Wirtschaft als permanenten Ansprechpartner hier in Luanda haben, ist ein wichtiges Signal. Das heißt auch, dass wir unsere strategische Zusammenarbeit weiterentwickeln und voranbringen wollen.

Wir wissen, dass Angola auf eine schwere Zeit zurückblickt. Nach jahrzehntelangem Bürgerkrieg ist es 2002 endlich gelungen, die ersehnte Wende herbeizuführen. 2008 haben die ersten freien und demokratischen Wahlen seit Ende des Bürgerkriegs stattgefunden. Im vergangenen Jahr hat sich Angola eine neue Verfassung gegeben. Politische Stabilität ist eine wichtige und notwendige Voraussetzung dafür, dass die wirtschaftliche Entwicklung gut vorangeht.

Wir haben gesehen, dass sich das angolanische Bruttoinlandsprodukt in den letzten zehn Jahren fast verdreifacht hat. In diesem Jahr rechnet man wieder mit einem Wirtschaftswachstum von achtProzent. Das zeigt auch, dass es viele gute Chancen gibt, unsere Beziehungen voranzubringen. Wir sagen allerdings, dass wir jedes Projekt, das wir anvisieren, auch konkretisieren müssen. Die Wirtschaftsvertreter aus meiner Delegation haben an vielen Beispielen aufgezeigt, welche Ideen sie haben und welche Möglichkeiten sie sehen.

Ich denke, dass wir wieder in eine Wachstumsphase kommen müssen, was die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Angola anbelangt. Denn vor allem auch durch die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise ist das Handelsvolumen um über 40Prozent auf unter 500Millionen Euro geschrumpft. In den ersten Monaten dieses Jahres haben wir aber gesehen, dass es wieder aufwärts geht. Daran wollen wir anknüpfen. Wir wissen natürlich, dass sich auch die Ölpreise wieder erhöht haben, was für ein Land, das Öl braucht, nicht so erfreulich ist, aber für ein Land, das Öl fördert, eine gute wirtschaftliche Entwicklung möglich macht.

Wir werden und dazu dient ja auch dieses Wirtschaftsforum über eine Vielzahl von Dingen reden können. Wir wollen mit Ihnen, mit Angola, eine Energiepartnerschaft zum Leben erwecken. Sie besteht bereits als Grundsatzbeschluss, der aber noch ausgefüllt werden muss. Wir können auch im Bereich der Rohstoffe noch sehr viel enger zusammenarbeiten. In meiner Wirtschaftsdelegation gibt es zum Beispiel jemanden, der die Erkundung von Rohstoffen sehr gut voranbringen könnte.

Deutschland ist ein fairer Partner. Wir wollen natürlich wirtschaftlich erfolgreich sein, aber wir wollen auch den Erfolg für die Menschen in Ihrem Land. Wir sind der festen Überzeugung: Dauerhafte freundschaftliche Zusammenarbeit kann es nur geben, wenn man eine Win-win-Situation für alle Seiten schafft; das heißt, dass alle Seiten Vorteile an einer solchen Partnerschaft haben.

Wir wissen, welchen langen Weg Angola noch vor sich hat, was Bildung und Ausbildung anbelangt, was die Entwicklung der ländlichen Räume anbelangt, was die Entwicklung der Infrastruktur anbelangt. Ich darf Ihnen sagen, dass Angola für uns auch besser erreichbar sein soll. Der Chef der Lufthansa ist heute zum Beispiel in unserer Wirtschaftsdelegation. Wir würden gerne nicht nur zweimal in der Woche nach Luanda fliegen, vielmehr würden wir, wenn es nach uns ginge, jeden Tag ein Flugzeug hierherschicken und mehr Menschen die Chance geben, Ihr Land kennenzulernen.

Wir haben sehr gute Erfahrungen im Bereich der erneuerbaren Energien und können Angola helfen, im Bereich der Energieversorgung nicht nur auf Öl und auf Gas zu setzen, sondern auch auf die erneuerbaren Energien, die grünen Technologien. Wir haben auch sehr gute Infrastrukturfirmen in Deutschland ich denke da zum Beispiel an Siemens oder an Bilfinger Berger, die auch Teil unserer Wirtschaftsdelegation sind.

Wir sind auch dabei und möchten das gerne weiterführen, moderne Technologien in Angola zu entwickeln. Ich denke dabei zum Beispiel an Glasfaserkabel für die Breitbandversorgung der Menschen hier. Wir sind dabei und würden das gerne intensivieren, Universitäten und Schulen auszurüsten. Wir würden Ihnen auch gerne bei Ihren Verteidigungsanstrengungen helfen, zum Beispiel bei der Ertüchtigung der Marine. Das alles sind einige konkrete Projekte, für die wir uns einsetzen und die wir hier während unseres Aufenthalts auch gerne zur Sprache bringen möchten.

Dauerhaft wird Angola und werden die Menschen in Angola nur zu Wohlstand kommen, wenn es eine gute Verbindung von wirtschaftlichem Erfolg und sozialem Ausgleich gibt. Deutschland hat mit seinem Modell der Sozialen Marktwirtschaft sehr gute Erfahrungen gemacht. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war unser Land zerstört. Unser Land war geteilt Sie wissen das, viele Angolaner waren in der ehemaligen DDR. Wir haben es aber immer wieder geschafft, auch mit Zutrauen in uns selbst, den Aufbau unseres Landes voranzubringen. Genau das wünschen wir Ihnen auch. Wir wünschen Ihnen, dass Ihr Land mit seinen großen Reichtümern für möglichst viele Menschen Wohlstand schaffen kann.

Deshalb wünsche ich auch allen, die heute an diesem Deutsch-Angolanischen Wirtschaftsforum teilnehmen, viel Erfolg. Ich hoffe, dass dieses Wirtschaftsforum Impulse gibt, die deutlich machen: Deutschland und Angola machen nicht nur schon einiges zusammen, sondern können auch noch mehr zusammen machen. Deshalb: Viel Erfolg für Ihr heutiges Forum.

Herzlichen Dank.