Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 09. Februar 2012
Untertitel: "Es ist wichtig, dass auch auf der Berlinale, dem größten Zuschauerfilmfestival der Welt, Flagge gezeigt wird für Menschenrechte und für die Freiheit der Kunst!", so Kulturstaatsminister Bernd Neumann in seiner Rede zur Eröffnung.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2012/02/2012-02-09-neumann-berlinale.html
Es ist wichtig, dass auch auf der Berlinale, dem größten Zuschauerfilmfestival der Welt, Flagge gezeigt wird für Menschenrechte und für die Freiheit der Kunst! ", so Kulturstaatsminister Bernd Neumann in seiner Rede zur Eröffnung.
Anrede,
willkommen zur 62. Berlinale hier in der deutschen Hauptstadt! Ich begrüße besonders herzlich das Filmteam von "Les Adieux à la reine" dem Eröffnungsfilm sowie die Damen und Herren der Jury, an der Spitze Mike Leigh!!
Die Berlinale hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder neuen Themen gestellt und uns mit anspruchsvoller Filmkunst und großem Kino wichtige Einblicke in die Welt ermöglicht. Nirgendwo sind Kino, Politik und Weltoffenheit derart beispielhaft vereint.
Diese Berlinale ist politischer denn je sie steht ganz im Zeichen des Umbruchs und des Aufbruchs. Am morgigen Freitag ist es auf den Tag genau ein Jahr her, dass die Menschen auf dem Tahrir-Platz in Kairo Präsident Mubarak zum Rücktritt zwangen.
Wir kennen die Bilder der jubelnden Menschen, aber sehen auch weiterhin Bilder von brutaler Gewalt und Menschenrechtsverletzungen. Dank der vielen couragierten Filmemacher, Aktivisten und Künstler, denen die Berlinale in diesem Jahr ein Forum bietet, werden wir unverfälschte Bilder der Ereignisse auch hier sehen können.
Berichte über brutale Unterdrückung erreichen uns leider immer noch täglich auch aus Syrien, und deshalb gehört den mutigen Menschen dort unsere ganze Solidarität. In diesem Zusammenhang freue ich mich ganz besonders über die Anwesenheit von Boualem Sansal als Jurymitglied.
Lieber Herr Sansal, Ihnen wurde vor kurzem für Ihr lang andauerndes Engagement für Freiheit und Demokratie im Maghreb der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen. Es ist uns eine große Ehre, Sie in Berlin begrüßen zu dürfen! Kunst und Kultur und damit meine ich auch den Film sind nicht nur Seismograph, sondern vor allem auch Motor gesellschaftlicher Umbrüche.
Dies fürchten diktatorische Regime weltweit, und darum werden nach wie vor in Ländern wie dem Iran und China Künstler und Filmemacher gedemütigt, verfolgt, inhaftiert und mit Berufsverboten belegt. Es ist wichtig, dass auch auf der Berlinale, dem größten Zuschauerfilmfestival der Welt, Flagge gezeigt wird für Menschenrechte und für die Freiheit der Kunst!!
Deshalb sende ich von hier erneut solidarische Grüße an den iranischen Filmemacher Jafar Panahi, der wegen seiner Filme zu sechs Jahren Haft und 20 Jahren Berufsverbot verurteilt wurde.
Ich finde es auch richtig und wichtig, dass die Berlinale den Film "Ai Weiwei Never Sorry" von Alison Klayman zeigen wird. Vor wenigen Tagen wurde in Berlin unter der Schirmherrschaft von Chinas Staats- und Parteichef und des deutschen Bundespräsidenten das chinesische Kulturjahr in Deutschland eröffnet. Rund 1.500 Künstler aus der Volksrepublik werden sich 2012 bundesweit präsentieren, um die chinesische Kultur in Deutschland erlebbar zu machen. Das ist gut so!
Aber trotz aller Diplomatie und auch wirtschaftlicher Interessen dürfen wir nicht dazu schweigen, dass in China die Freiheit von Kunst und Kultur mit Füßen getreten wird, dass Künstler wie Ai Weiwei oder der Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo weiter unterdrückt werden.
Von der Berlinale, einem der freiesten und liberalsten Festivals der Welt, muss gerade in der jetzigen Zeit der Ruf ausgehen: Demokratie braucht Kultur und Kultur braucht Freiheit!!
Heute startet in den Kinos in Deutschland der großartige Film "Hugo Cabret" von Martin Scorsese über die Erfindung des Kinos durch einen französischen Filmpionier.
Auch hier in Deutschland wurde Filmgeschichte geschrieben! Am Sonntag feiern wir hundert Jahre Film in Babelsberg herzlichen Glückwunsch Studio Babelsberg!
Ich danke Dieter Kosslick, dass er nicht nur verlässlich Jahr für Jahr Stars auf den Roten Teppich bringt, sondern, dass es ihm gelungen ist, bei dieser 62. Berlinale 18 Weltpremieren innerhalb des offiziellen Wettbewerbs zu präsentieren. Das ist ein Rekord!
Und nun um zu Umbrüchen zurückzukehren: Meine Damen und Herren, eines der größten Ereignisse der Weltgeschichte war ohne Zweifel die französische Revolution. Ich wünsche Ihnen einen unterhaltsamen Abend mit "Les Adieux á la reine".