Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 05. Juli 2012

Untertitel: "Wir können heute auch mit ein wenig Stolz feststellen, der Bund wie auch das Land Thüringen werden ihrer Verantwortung für das nationale kulturelle Erbe gerecht und das, trotz finanziell schwieriger Zeiten!", so Staatsminister Bernd Neumann in seiner Rede.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2012/07/2012-07-05-neumann-gsa-weimar.html


Wir können heute auch mit ein wenig Stolz feststellen, der Bund wie auch das Land Thüringen werden ihrer Verantwortung für das nationale kulturelle Erbe gerecht und das, trotz finanziell schwieriger Zeiten! ", so Staatsminister Bernd Neumann in seiner Rede.

Anrede,

ich begrüße Sie alle sehr herzlich zu diesem für die Klassikstiftung Weimar schönen Ereignis! Ich freue mich, dass Prinz von Sachsen- Weimar und Eisenach zu den Gästen gehört. Ihre Vorfahren haben die Geschichte Weimars und Thüringens ganz besonders geprägt. Aus diesem Grund hat der letzte Enkel Goethes 1885 Ihrer Urgroßmutter, Sophie von Sachsen-Weimar und Eisenach, den schriftlichen Nachlass des großen Dichters "ad personam" vermacht er sollte also im Besitz der Familie bleiben.

Ich möchte Ihnen an dieser Stelle meine Hochachtung dafür aussprechen, dass Sie und Ihre Familie sich der Verantwortung gegenüber unserer Kulturnation bewusst waren und der kostbare Bestand dieses Archivs nun durch eine Vereinbarung zwischen dem Land Thüringen und Ihnen an die Stiftung Weimarer Klassik übergehen konnte. Der Nachlass Goethes ist heute der größte Schatz dieses ältesten Literaturarchivs Deutschlands ich danke Ihnen herzlich!

Meine Damen und Herren,

ich kann mich noch sehr gut an die Wiedereröffnung der Anna-Amalia-Bibliothek am 24. Oktober 2007 erinnern ein bewegendes Ereignis mit großer nationaler und internationaler Resonanz. Auch der Bundespräsident selbst war anwesend.

Die Katastrophe des Brands dieses historischen Schatzhauses unserer Geistesgeschichte hatte ganz Deutschland aufgeschreckt. Wir mussten uns fragen: Tun wir genug für diesen Ort, an dem die Ideen der Aufklärung ihren literarischen und künstlerischen Niederschlag fanden? Ideen, die nicht nur die Grundlage unseres Selbstverständnisses als Kulturnation sind, sondern heute weltweit das Fundament jeder demokratischen und freiheitlichen Gesellschaftsordnung bilden. Wir sollten nicht vergessen: Auch wegen dieser umfassenden Bedeutung wurde Weimar 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben.

Die Antwort auf die kritische Frage, ob wir Weimar ausreichend unterstützten, war für mich bereits im ersten Jahr meiner Amtszeit als Kulturstaatsminister 2005/2006 eindeutig: Nein! Nun waren bereits damals schon alle Ressorts der Bundesregierung gehalten, zur Konsolidierung des Haushaltes einen Beitrag zu leisten, das heißt zu sparen.

Das bedeutete für mich, ich musste die Abgeordneten des Bundestages, die für Haushalt und Finanzen verantwortlich waren, dafür gewinnen, mir eine Sonderinvestition für die Klassikstiftung Weimar zu bewilligen. Die Abgeordneten Antje Tillmann und Carsten Schneider, die hier heute anwesend sind, gehörten zu diesem Kreis. Das war dann intensive Überzeugungsarbeit; aber sie war erfolgreich, und ich bin den genannten Abgeordneten dankbar.

Mit dem Nachtragshaushalt im November 2007 bewilligte der Haushaltsausschuss ein Sonderinvestitionsprogramm für die Klassikstiftung in der Höhe von 45 Mio. Euro. Als ich am nächsten Morgen den Präsidenten der Klassikstiftung, Hellmut Seemann, anrief, war dieser mehr als überrascht und natürlich glücklich. Dass so schnell sein Traum von einer gesicherten Finanzierung des Masterplans "Kosmos Weimar" sich zu erfüllen schien, empfand er als sensationell.

Ich informierte am selben Tag noch Ministerpräsidenten Dieter Althaus der ebenfalls erfreut war über diese Nachricht. Mein ergänzender Hinweis, dass Voraussetzung für die 45 Mio. Euro die Bereitstellung der gleichen Summe durch das Land Thüringen sei, kommentierte er mit dem Satz: "Das ist eine Herausforderung für Thüringen; aber wir werden sie erfüllen!" und Thüringen erfüllte sie.

Damit standen und stehen 90 Mio. Euro zur Finanzierung des Masterplans zur Verfügung. Diese 90 Mio. Euro fließen, neben der Bestandserhaltung im Bibliotheks- und Archivbereich, vor allem in drei große Projekte: Erstens: In die 11 Millionen Euro teure Sanierung des Goethe-Schiller-Archivs, des "Pantheons des Geistes" wie es bei seiner Einweihung 1896 zu Recht tituliert wurde die wir heute mit dieser Wiedereröffnung glanzvoll abschließen. Zweitens: In den Neubau eines Bauhaus-Museums, und drittens: In den Ausbau des Stadtschlosses.

40 Millionen sind dafür vorgesehen, das Schloss nicht nur zur "neuen Mitte" der Stiftung, sondern auch zum einzigartigen Repräsentanten des faszinierenden "Kosmos Weimar" zu machen. Neben dem Masterplan haben der Bund und das Land Thüringen auch die institutionelle Förderung um ein Drittel angehoben. Zusammen mit dem Beitrag der Stadt Weimar erhält die Klassik Stiftung nun über 25 Mio. Euro jährlich für den laufenden Haushalt!

Mit allen Bauinvestitionen und Sondermitteln hat die Stiftung in den letzten zwanzig Jahren insgesamt rund eine halbe Milliarde Euro an öffentlicher Förderung erhalten. Natürlich wird es auch in Zukunft neue Herausforderungen verbunden mit finanziellen Wünschen geben wie könnte es anders sein. Aber wir können heute auch mit ein wenig Stolz feststellen, der Bund wie auch das Land Thüringen werden ihrer Verantwortung für das nationale kulturelle Erbe gerecht und das, trotz finanziell schwieriger Zeiten!

Meine Damen und Herren,

in den 20 Jahren ihres Bestehens hat sich die Klassik Stiftung Weimar in beeindruckender Weise entwickelt. Ich denke an den eindrucksvollen Wiederaufbau der Anna-Amalia-Bibliothek. Ich nenne Meilensteine wie den Neubau der Studienbibliothek sowie die Sanierung des Schiller-Hauses und des Schiller-Museums.

Es waren aber nicht nur finanzielle Mittel, welche die Entwicklung der Stiftung vorangebracht haben, sondern vor allem auch die Denkanstöße aus den Evaluierungen durch den Wissenschaftsrat sowie aus der Arbeit der Strukturkommission unter Leitung des damaligen Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann.

Heute halten wir ein Gesamtkonzept in Händen, das einen gültigen Handlungsrahmen für die Gegenwart und auch für die Zukunft der Stiftung absteckt. All dies verdankt sich einem insgesamt sehr effektiven und erfolgreichen Zusammenwirken von Stiftungsgremien und den Zuwendungsgebern.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, der Stiftung, den Direktoren und allen Mitarbeitern wie auch den Mitgliedern der Gremien insbesondere des wissenschaftlichen Beirates sehr herzlich für ihr Engagement, ihr Durchhaltevermögen und auch ihre Kompromissfähigkeit zum Wohle der großen Aufgabe meine Anerkennung auszusprechen. Ihnen, lieber Herr Seemann, danke ich als dem Präsidenten der Stiftung stellvertretend für alle!

Meine Damen und Herren, Kosmos Weimar "," Universum Gotha " liest man die Titel der derzeit im Land anstehenden Kulturgroßprojekte so kann man nur sagen: Thüringen greift nach den Sternen … und erreicht sie sogar! Und der Bund wirkt daran kräftig mit!

Der Bund engagiert sich nicht nur hier in Weimar, sondern zum Beispiel auch in Gotha oder in Greiz bei der Sanierung des Sommerpalais; auch für diese Projekte wurden Mittel in zweistelliger Millionenhöhe zur Verfügung gestellt. Als ein Kernland der Reformation profitiert Thüringen schon seit Jahren von Förderungen für das UNESCO-Weltkulturerbe Wartburg und nun auch von den Sondermitteln, die der Bund seit 2011 jedes Jahr in die Vorbereitung des Reformationsjubiläums investiert.

Hiervon profitieren unter anderem die wunderbaren Thüringer Bachwochen wie auch die Herderkirche hier in Weimar bei ihrer Sanierung. Von hier, von Thüringen, gingen Einflüsse aus, die unsere europäische Identität maßgeblich geprägt haben, die heute wie die Aufklärung und die Reformation, aber auch das Bauhaus als Motor der Moderne weltkulturelle Bedeutung haben. Der Bund wird auch weiterhin zu diesem Brennpunkt der Geschichte stehen, dessen literarisches Gedächtnis, das Goethe und Schiller-Archiv als Pantheon des Geistes, heute wieder seine Tempeltüren öffnet!