Redner(in): Monika Grütters
Datum: 12. Januar 2015

Untertitel: Für drei Viertel der Deutschen hat Weihnachten seine religiöse Bedeutung verloren. Für Staatsministerin Grütters eine besorgniserregende Zahl, denn "eine Gesellschaft, die mit ihren kulturellen, auch religiös begründeten Eigenheiten ihre eigene Identität pflegt, kann dem Anderen, dem Fremden Raum geben, ohne sich dadurch bedroht zu fühlen. Wo es keinen kulturellen Kern mehr gibt, braucht es Feindbilder, um sich der eigenen Identität zu vergewissern."
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2015/01/2015-01-12-gruetters-nikolassee.html


Für drei Viertel der Deutschen hat Weihnachten seine religiöse Bedeutung verloren. Für Staatsministerin Grütters eine besorgniserregende Zahl, denn "eine Gesellschaft, die mit ihren kulturellen, auch religiös begründeten Eigenheiten ihre eigene Identität pflegt, kann dem Anderen, dem Fremden Raum geben, ohne sich dadurch bedroht zu fühlen. Wo es keinen kulturellen Kern mehr gibt, braucht es Feindbilder, um sich der eigenen Identität zu vergewissern."

Anrede,

es ist ein schönes Beispiel gelebter Ökumene, dass Sie mich - eine Münsteraner Katholikin - hier bei Ihrem Neujahrsempfang so herzlich willkommen heißen. Der gemeinsame kulturelle Reichtum der beiden christlichen Kirchen ist für die ökumenische Annäherung ja auch ein fruchtbarer Boden. Vielen Dank jedenfalls für Ihre freundliche Einladung zu einem Vortrag über das ebenso spannende wie spannungsreiche Verhältnis zwischen Kultur und Kirche. Kirche macht Kultur - Kultur macht Kirche " : Das ist zunächst einmal eine anhand von Zahlen, Fakten und Beispielen belegbare Beschreibung. Reichlich Diskussionsstoff liefert diese auf den ersten Blick so nüchtern daher kommende Feststellung, wenn man sie im Lichte der aktuellen Entwicklungen in unserer Gesellschaft betrachtet.

Kurz vor den Feiertagen geisterte eine Meldung durch die Medien, wonach Weihnachten für über drei Viertel der Deutschen ( 78,4 Prozent ) seine religiöse Bedeutung verloren habe. Gleichzeitig gehen in Dresden und anderen Städten ( auch am heutigen Montag wieder ) Tausende von Menschen gegen eine angebliche "Islamisierung des Abendlandes", also gegen die vermeintliche Bedrohung unserer Kultur durch den Islam auf die Straße. Unser Diskussionsthema entfaltet vor diesem Hintergrund seine ganz eigene Dynamik: Wenn die diffuse Angst vor der vermeintlich drohenden Dominanz religiöser und kultureller Minderheiten so groß ist, stellt sich die Frage, wie es eigentlich um unsere eigene religiöse und kulturelle Identität bestellt ist. Wie präsent ist das Christliche noch in unserer Kultur und unserer Identität - die christlichen Werte, der christliche Glaube, die christlichen Überlieferungen und Traditionen? Wie präsent sollen, wie präsent dürfen Religion und Glaube in einer säkularen Gesellschaft, in einer demokratischen Kultur sein?

Kirche schafft kulturelle Identität weit über den Kreis ihrer Mitgliedschaft hinaus. Sie tut das seit 2000 Jahren mit einer Prägekraft wie sie keine zweite Institution je entwickelt hat. Ohne die große künstlerische Inspirationskraft der christlichen Theologie wäre die Kultur des Abendlandes ärmer an Geist und Sinnlichkeit. Kirche und Kultur sind keineswegs deckungsgleich, doch gemeinsam ist beiden, dass sie neue Perspektiven eröffnen, den Blick über Vordergründiges hinaus lenken, das Leben deuten wollen. Dazu gehören alle kulturellen Ausdrucksformen, die Unbedingtheit, Authentizität und geistiges Ringen um letzte Fragen verkörpern.

Überwältigend allein schon das materielle kulturelle Erbe - die Kunstwerke von Malern, Bildhauern und auch Komponisten, die über Jahrhunderte im Auftrag der Kirche entstanden sind; dazu die 45.000, vielfach denkmalgeschützten Kirchengebäude der evangelischen und katholischen Kirche, deren Erhalt mein Haus mit erheblichen Mitteln aus den Denkmalschutz-Sonderprogrammen unterstützt!

Beeindruckend ist auch das finanzielle Engagement der Kirchen für die Kultur! Ein Gutachten für die Enquete-Kommission "Kultur in Deutschland" des Deutschen Bundestages hat vor einigen Jahren ergeben, dass sich die Kulturfördermittel der Kirchen auf rund 4,4 Milliarden Euro jährlich belaufen - jeweils rund 20 Prozent der Kirchensteuereinnahmen und Vermögenserlöse. Zum Vergleich: Der deutsche Staat - Bund, Länder und Kommunen - fördert seine Kultur mit rund 9,1 Milliarden Euro jährlich. Der Löwenanteil davon entfällt auf Länder und Kommunen. Der Bund kann wegen der grundgesetzlich geregelten Kulturhoheit der Länder nur kulturpolitische Aufgaben von überregionaler Bedeutung übernehmen - im Jahr 2015 stehen mir dafür rund 1,34 Milliarden Euro zur Verfügung. Mit dem finanziellen Engagement der Kirchen kann ich als Kulturstaatsministerin also nicht mithalten.

Nicht weniger bedeutsam als die finanzielle Kulturförderung der Kirchen ist das ehrenamtliche, kulturelle Engagement vieler katholischer und evangelischer Christen: Hundertausende Katholiken und Protestanten engagieren sich in Kirchenchören, in kircheneigenen Orchestern, in Büchereien in kirchlicher Trägerschaft und in der kulturellen Bildung. Sie stellen damit gerade im ländlichen Raum eine kulturelle Grundversorgung sicher, die der gesamten Bevölkerung zugute kommt, und fördern den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ein wunderbares Beispiel dafür ist das Projekt "JugendErinnerung", für das der Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf zusammen mit dem Deutschen Theater Projektförderung durch mein Haus beantragt hat. Es freut mich, Ihnen heute schon einmal sagen zu können, dass Ihre Chancen auf Fördermittel sehr gut stehen. Ich bin überzeugt, dass Ihr Theaterprojekt, das den interkulturellen Austausch von Jugendlichen aus Deutschland, Russland und Polen über verschiedene Perspektiven auf die beiden Weltkriege fördert, zu gegenseitigem Verständnis und zur Verständigung beiträgt. Auch damit macht Kirche Kultur!

Im Übrigen war es Martin Luther, der mit seiner Bibelübersetzung Fundamente legte, die die Kulturnation Deutschland bis heute prägen. Die reformatorischen Entwicklungen, deren Auswirkungen weit über die Kirche hinausgingen, wirken bis heute weltweit gesellschafts- und kulturpolitisch nach. Das ist auch der Grund für das große Engagement meines Hauses bei der Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017.

Was wir beim Blick zurück auf die kulturprägende Kraft des Christentums umgekehrt aber auch sehen, meine Damen und Herren, ist eine Kirche, die lernfähig ist, was gesellschaftliche Entwicklungen betrifft. Kirche und Kunst, das war und ist ja immer auch ein Spannungsverhältnis. Lange hat die katholische Kirche die Künste zu "Dienstmägden der Theologie" degradiert, um eine Formulierung Dantes zu verwenden - zu Dienstmägden, von denen man einen Beitrag zur Verbreitung der kirchlichen Lehre und Moral erwartete. Erst auf der Grundlage des Zweiten Vatikanischen Konzils hat sie ein Kunstverständnis entwickelt, das einen Austausch auf Augenhöhe ermöglicht. So ist Religion heute nicht nur Inspirationsquelle für Künstlerinnen und Künstler; umgekehrt kann auch die Kunst innerkirchliche Diskussionen und Lernprozesse anstoßen, ganz nach dem Motto: Kultur macht Kirche.

Ein Beispiel: Vor 30 Jahren ( 1985 ) schuf der berühmte Maler Willem de Kooning ein Triptychon für die St. Peters Lutheran Church in New York, das seinen Platz dort nicht finden konnte. Die Gemeinde verstand es nicht. Sie wollte es nicht haben. Die Zumutung war zu groß. Es sei zu subjektiv, Ausdruck einer privaten Theologie, nichts Erkennbares darauf, kein Kreuz, nur rote und blaue Linien, die man entfernt für Umrisse von Vögeln und Menschen halten könnte, aber eben auch für etwas ganz anderes. Hier offenbart er sich - der Konflikt zwischen der autonomen Kunst der Moderne und der Kirche als Auftraggeberin von Bildern, die der Vermittlung verbindlicher religiöser Inhalte dienen soll. Aber: Das, was den Gemeindemitgliedern in New York wie eine Zumutung der Abstraktion vorgekommen ist - kann das nicht andererseits auch ein großartiges Angebot sein? Kann es überhaupt noch verbindliche Ausdruckformen geben für etwas, das man gar nicht genau benennen kann? Vieles in der Religion ist eben unaussprechlich. Es geht um Dinge, für die es hier auf Erden gar keinen Ausdruck gibt. In der Kunst hat dieses Phänomen seine Entsprechung oft in der Abstraktion. So kann Kunst heute eine Sprache finden für das Unaussprechliche und dem Religiösen Ausdruck geben.

Von Mark Twain, meine Damen und Herren, stammt der schöne Satz: "Kultur ist das, was übrig bleibt, wenn der letzte Dollar ausgegeben ist." Denn Kultur als Modus unseres Zusammenlebens ist eine Haltung - und Sie können den Zustand einer Gesellschaft sehr genau daran erkennen, wie sie mit ihrer Kultur umgeht. Denn Kultur schafft Werte jenseits der Maßstäbe ökonomischer Verwertbarkeit, und das wird gerade in Zeiten nicht nur ökonomischer Krisen immer wichtiger. Wo, wenn nicht in der Kultur, wird nach Antworten auf letzte Fragen gerungen, auf Fragen nach den Sinn stiftenden Kräften und Werten, die unsere Gesellschaft zusammen halten? Dies zu ermöglichen, ist Aufgabe einer Kulturpolitik, die sich der Freiheit der Kultur verpflichtet fühlt.

Kultur macht Kirche, Kirche macht Kultur: Dafür gibt es gewiss neben der Geschichte von de Koonings Triptychon in New York noch viele andere Beispiele. Doch eine Frage bleibt offen - es ist die Frage, die ich eingangs aufgeworfen habe, gewissermaßen die Gretchenfrage moderner Gesellschaften: Wie halten wir es mit der Religion? Sollen, dürfen wir uns in der politischen Kultur der Demokratie auf religiöse Werte und Glaubensinhalte berufen? Wie viel Religion verträgt die Demokratie? Religion ist Privatsache ", lautet das Credo unserer säkularen Gesellschaft, und beinahe verstaubt wirkt das Beharren auf Glaubenswahrheiten im zeitgeistig bunten Gesellschafts-Patchwork. Und natürlich ist Religion - ist mein Glaube - zuallererst Privatsache. Die Frage ist, ob er nur Privatsache ist - bei einer Politikerin, die sich zum Christentum im Namen ihrer Partei bekennt, ist Glaube immer auch öffentlich.

Ich denke dabei oft an das berühmte Petrus-Wort: "Steht jedem Rede und Antwort, der nach der Hoffnung fragt, die Euch erfüllt." Dieses Bekenntnis ist nicht selbstverständlich in einer vornehmlich säkularen Gesellschaft, in der wir Katholiken es in Berlin gerade einmal auf neun Prozent bringen. Als gläubige Katholikin bin ich persönlich dennoch der Überzeugung, dass Religion und Politik füreinander fruchtbar sein können. Mir hat es in meinem Leben oft geholfen, im Glauben verwurzelt zu sein - persönlich, aber auch politisch, weil ich im christlichen Menschenbild und in meiner religiösen Sozialisation inneren Halt und Orientierung finde.

Natürlich ist es nicht immer einfach, im politischen Ringen um notwendige Kompromisse zu religiösen Überzeugungen zu stehen. Norbert Lammert, unser Bundestagspräsident, hat das Verhältnis von Politik und Religion auf die griffige Formel gebracht: "Der Glaube handelt von Wahrheiten, die nicht abstimmungsfähig sind; Politik handelt von Interessen, die nicht wahrheitsfähig sind." Allein dieser fundamentale Unterschied zwischen Wahrheiten und Mehrheiten, Prinzipien und Interessen definiert die spezifischen Aufgaben und Kompetenzen von Kirchen und Parteien, die weder aufgebbar noch austauschbar sind. Interessenausgleich, für den wir in der Politik streiten, verlangt eine große Flexibilität im Denken und Handeln - die Orientierung aber an ganz bestimmten ethischen Maßstäben, die Ausrichtung am christlichen Menschenbild beispielsweise, ist für gläubige Christen dagegen nicht verhandelbar.

Politik und Religion können sich aber sehr wohl auf eine für die demokratische Kultur fruchtbare Weise ergänzen. Der ehemalige Aachener Bischof Klaus Hemmerle hat es einmal so formuliert: "Politisches und Christliches können nur dann füreinander fruchtbar werden, wenn sie sich einander freigeben, wenn sie sich voneinander unterscheiden, um in solcher Unterscheidung Impuls füreinander zu werden. Impuls füreinander: Denn auch das Christliche kann in seinem Verständnis und in seiner Realisierung vom Politischen lernen."

Der Interessenausgleich, für den wir in der Politik streiten, verlangt eine große Flexibilität im Denken und Handeln, den Mut / die Einsicht, die zum Kompromiss führen, - bei der Urteilsbildung aber hilft es, auf einem festen Wertefundament zu stehen. Weil der Glaube insofern zwar keine reine, aber dennoch zuallererst Privatsache ist - und es in einer pluralistischen Gesellschaft mit religiöser und kultureller Vielfalt auch sein muss - , werden Orte der Begegnung mit und zwischen den Religionen umso wichtiger, die das Gemeinsame und auch auf das jeweils Besondere erfahrbar machen. Solche Räume entstehen mit Hilfe von Kunst und Kultur. Gleichzeitig aber sollten wir Christen den Mut haben, uns auch öffentlich selbstbewusst zu christlichen Werten und Überzeugungen zu bekennen, religiöse Traditionen zu leben und nicht zuzulassen, dass Religion und Glaube in die Abgeschiedenheit des rein Privaten verdrängt werden.

Das gilt vor allem für eine Kulturpolitik, die sich einem echten Wertefundament verpflichtet fühlt. Eine Sonderrolle innerhalb unserer Kulturpolitik kommt der Erinnerungskultur zu, und zwar insofern, als die Politik sich hier nicht allein auf die Verantwortung nur für die Rahmenbedingungen zurückziehen darf, sondern den Gegenstand selbst prägt. Nationales Erinnern und Gedenken lassen sich nicht amtlich verordnen, sind aber auch nicht rein bürgerschaftlich zu bewältigen. Sie sind immer auch eine öffentliche Angelegenheit - und das heißt in staatlicher Gesamtverantwortung. Hier berühren wir Fragen des Selbstverständnisses unserer Nation. Wir formulieren den Anspruch, auch moralisch angemessen mit den Abgründen der eigenen Geschichte umzugehen und nicht zuletzt dadurch ein identitätsstiftendes Fundament für die Gegenwart und Zukunft zu legen.

Die Geschichte Deutschlands und Europas im 20. Jahrhundert wurde durch Schrecken und Gräuel geprägt, die unter der nationalsozialistischen Terrorherrschaft in deutschem Namen geschehen sind.

Die authentischen Orte müssen wir erhalten, die Gedenktage immer wieder begehen. Dabei dürfen wir aber auch diejenigen nicht vergessen, die als einige wenige den Mut hatten, der menschenverachtenden Ideologie der Nationalsozialisten unter Einsatz ihres Lebens offenen Widerstand entgegen zu setzen. Erst vor kurzem haben wir in Berlin einen Gedenkort zur Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Euthanasiemorde feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Ich habe in meiner Rede an den Münsteraner Bischof Clemens August von Galen erinnert, der aus seinen christlichen Werten heraus gegen die Euthanasie-Morde der Nationalsozialisten anpredigte.

Seine eindringlichen Warnungen vor der Unterscheidung zwischen lebenswertem und lebensunwertem Leben sind für mich auch heute noch Mahnung und Warnung: eine Warnung davor, Ausnahmen zuzulassen in der fundamentalen staatlichen Pflicht, das Recht jedes Menschen auf Leben zu schützen; eine Warnung auch davor, in aktuellen Diskussionen über das Leid Schwerstkranker das Tötungsverbot leichtfertig zur Disposition zu stellen. So verständlich das Motiv, einen kranken Menschen von seinen Qualen erlösen zu wollen, im Einzelfall auch sein mag, so unerträglich sind die Folgen für die Humanität einer Gesellschaft. Wo es die Möglichkeit der aktiven Sterbehilfe gibt, entsteht auch die Erwartung, sie in Anspruch zu nehmen, um anderen nicht durch die eigene Hilfsbedürftigkeit zur Last zu fallen. Das verändert familiäre Beziehungen, das hat Folgen für die Bereitschaft zur Solidarität mit den Schwachen und Kranken, das bleibt nicht ohne Wirkung auf das Wertegefüge, auf den Charakter einer Gesellschaft! Das ist meine persönliche, tiefe Überzeugung als gläubige Katholikin, und daraus leite ich auch meine Haltung in der aktuellen politischen Debatte ab.

Ich bin überzeugt: Eine Gesellschaft, die mit ihren kulturellen, auch religiös begründeten Eigenheiten ihre eigene Identität pflegt, kann dem Anderen, dem Fremden Raum geben, ohne sich dadurch bedroht zu fühlen. Wo es dagegen keinen kulturellen Kern mehr gibt, braucht es Feindbilder, um sich der eigenen Identität zu vergewissern. Die kleine vorweihnachtliche Randnotiz in den Zeitungen, wonach Weihnachten für drei Viertel der Deutschen seine religiöse Bedeutung verloren habe, ist insofern vielleicht Besorgnis erregender als die Berichterstattung über die selbst ernannten "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes", die heute wieder durch Dresden und andere Städte marschieren und die Werte der Kultur, die sie zu verteidigen vorgeben, durch ihre Fremdenfeindlichkeit mit Füßen treten. Sie stoßen damit zum Glück vielerorts auf Widerstand - und auf die breite Mehrheit derjenigen, die Flüchtlingen ( nicht zuletzt innerhalb der Kirchengemeinden ) helfend zur Seite stehen, wie es der christlichen Ethik der Nächstenliebe und der Solidarität mit den Schwachen entspricht. Ein Christ, der kein Revolutionär ist, ist kein Christ " - mit diesen Worten wirbt Papst Franziskus für eine Kirche, die sich einmischt. Es muss ja nicht gleich die Weltrevolution sein. Die kleinen Revolutionen im Alltag, im Denken und im Bewusstsein sind es, die jeder gesellschaftlichen Veränderung vorausgehen, und in diesem Sinne trägt der Glaube - ebenso wie Kunst und Kultur - immer den Keim des ( im besten Sinne ) Revolutionären in sich. Dass aus diesen Keimen etwas wachsen darf, dass es einen fruchtbaren Boden dafür gibt und ein wachstumsförderndes Klima - das macht eine vitale und humane Gesellschaft aus. In diesem Sinne hoffe ich, dass Kirche, Religion und Glauben in unserer säkularen Kultur wieder mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung erfahren, und wünsche uns allen ein friedliches, glückliches und gesegnetes neues Jahr!