Redner(in): Angela Merkel
Datum: 14. Januar 2015

Untertitel: in Berlin
Anrede: Sehr geehrter Herr Brickwedde,sehr geehrter Herr Falk, liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Deutschen Bundestag
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2015/01/2015-01-14-merkel-erneuerbare-energie.html


Und aus den Regierungen, ob Land oder Bund,

In jüngster Zeit haben uns besonders außen- und sicherheitspolitische Themen in Atem gehalten: die schrecklichen Terroranschläge in Frankreich und ihre Folgen, die Krise in der Ukraine und die damit verbundenen Herausforderungen für Europa, der Bürgerkrieg in Syrien und die Bedrohung durch die Terrororganisation IS, die vielen Flüchtlingsströme weltweit und unsere Verantwortung gegenüber schutzsuchenden Menschen, die Krankheit Ebola, für deren Bekämpfung die betroffenen Staaten unsere Hilfe brauchen.

Jede dieser Herausforderungen müssen wir in unserem globalen Zeitalter gemeinsam bewältigen, weil wir sie eben nur gemeinsam bewältigen können. Sie stehen dafür, wie wir unsere Werte und unsere Interessen verteidigen. Wenn wir uns unserer Werte und Interessen bewusst werden, dann können wir auch alle ökonomischen und sozialen Herausforderungen, die sich heute stellen auch die großen Projekte meistern. So hat sich Deutschland als erstes großes Industrieland der Welt darangemacht, eine grundlegende Wende zu einer nachhaltigen und zugleich wettbewerbsfähigen und damit zukunftsfähigen Energieversorgung zu schaffen. Ich glaube, man darf sagen: Es ist eine Herkulesaufgabe.

Ich nutze gern die Gelegenheit Ihres Neujahresempfangs, um mit Ihnen nicht nur auf ein ereignisreiches Jahr in der Energiepolitik zurückzublicken, sondern mit Ihnen auch den Blick nach vorn zu richten, ohne natürlich zu vergessen, Ihnen allen persönlich noch ein gutes, glückliches und vor allen Dingen gesundes neues Jahr zu wünschen.

Mit ihrem Energiekonzept hat die Bundesregierung den Weg bis 2050 vorgezeichnet. Allerdings ist das noch ein weiter Weg. Mit Hilfe eines umfassenden Monitoringverfahrens wollen wir regelmäßig Bilanz und daraus die jeweiligen Schlussfolgerungen für die weiteren Schritte ziehen. Inzwischen liegt der erste Fortschrittsbericht vor. Er trägt angesichts dessen, was wir schon erreicht haben, seinen Namen zu Recht. Herr Brickwedde hat schon darauf hingewiesen: Die erneuerbaren Energien sind jetzt die stärkste Säule der Stromerzeugung. Ein Viertel des gesamten in Deutschland verbrauchten Stroms wurde 2013 aus erneuerbaren Energien erzeugt; die Tendenz ist steigend. Vor zehn Jahren hätte kaum jemand eine solch rasante Entwicklung für möglich gehalten.

Das ist ein Gemeinschaftswerk, zu dem viele Akteure beigetragen haben: Projektplaner, Anlagenhersteller, Systemdienstleister und natürlich die vielen Energieerzeuger. Der Bogen spannt sich von Bürgerinnen und Bürgern mit Photovoltaikanlagen auf ihren Häusern über die Land- und Forstwirtschaft, die nachwachsende Rohstoffe liefert, bis hin zu den Stadtwerken und den ganz großen Energieversorgern. Sie alle sorgen dafür, dass wir unserem Ziel schrittweise näherkommen dass der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch bis zum Jahr 2030 auf mindestens 50 Prozent, bis 2040 auf mindestens 65 Prozent und bis 2050 schließlich auf mindestens 80 Prozent gesteigert wird.

Um diese Etappen zu bewältigen, bedarf es möglichst verlässlicher Rahmenbedingungen. Deshalb haben wir gleich zu Beginn dieser Legislaturperiode das Erneuerbare-Energien-Gesetz reformiert. Damit lässt sich der Umbau unserer Energieversorgung besser steuern. Es gibt auch mehr Planungssicherheit für erforderliche Investitionen.

Der EEG-Novelle ist ein intensiver Abstimmungsprozess vorangegangen. Es ist schier unmöglich, wie ich sagen muss, allen Interessen in vollem Umfang gerecht zu werden. Ich will ausdrücklich sagen: Es gab viele gute Vorschläge und Anregungen, aber eben auch kontroverse Diskussionen. Es ließen sich nicht alle Wünsche berücksichtigen. Die Politik muss durchaus darauf achten, immer wieder die Balance zwischen Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit oder Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit zu finden. Ich glaube, insgesamt ist uns ein tragfähiger Kompromiss gelungen.

Wir stehen auch vor erheblichen Aufgaben, was die Vorstellungen der Europäischen Kommission anbelangt. Das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz wird nicht per se von der Kommission schon für ganz Europa für tragfähig gehalten von den anderen Mitgliedstaaten ganz abgesehen. Wir hatten erhebliche Probleme, die besonderen Ausgleichsregelungen für energieintensive Industrieunternehmen hinzubekommen. Der Umgang mit Eigenstromerzeugung, der vor allem für Teile des verarbeitenden Gewerbes von großer Bedeutung ist, war ebenso ein Thema.

Ich muss, auch wenn das jetzt nicht Ihre Hauptinteressenlage ist, darauf hinweisen, dass die Unsicherheiten, die aus der Frage der Dauerhaftigkeit der besonderen Ausgleichsregelungen rühren, extrem negative Auswirkungen auf die Gesamtakzeptanz dieses Erneuerbare-Energien-Gesetzes haben. Wir müssen darauf achten, dass wir auch aus Brüssel verlässliche Rahmenbedingungen bekommen, damit nicht immer die Angst besteht, dass Industrie in Bereiche abwandern könnte, wo bezüglich des Klimaschutzes und der erneuerbaren Energien längst nicht so viel gemacht wird wie bei uns. Eine Verlagerung stromintensiver Industrie hätte nicht nur den Wegfall von Arbeitsplätzen zur Folge, sondern würde auch bedeuten, dass anderswo mehr negative Auswirkungen auf Umwelt und Klima entstehen.

Aber es ist auch klar, dass wir die Bezahlbarkeit im Blick behalten und das EEG weiterentwickeln müssen, vor allem was die Marktintegration anbelangt. Ich freue mich, Herr Brickwedde, dass Sie das auch ausdrücklich begrüßt haben. Das ist aber kein einfacher Prozess. Wir haben die verpflichtende Direktvermarktung bereits eingeführt. Aber das ist nur ein erster Schritt. Das erklärt sich dadurch, dass die erneuerbaren Energien nicht mehr in einer Nische, sondern die größte Säule bei der Stromerzeugung sind. Deshalb müssen sie sich schrittweise mehr am Markt bewähren.

Deshalb haben wir uns auch durch europäische Vorgaben auch für die Einführung eines Ausschreibungsmodells bis 2017 entschieden. Aber ich darf Ihnen versichern, dass wir darauf achten werden, dass das, was Sie hier berichtet haben und was auch mir als negatives Beispiel bekannt ist, möglichst nicht stattfindet. Wir wollen deshalb zunächst mit einem Pilotprojekt zur Ausschreibung der Förderung von Photovoltaik auf Freiflächen beginnen. Wir müssen jetzt erst selbst lernen, wie das geht. Allerdings werden wir damit keine allgemeine Blaupause für Ausschreibungen bei anderen Arten der Erzeugung erneuerbarer Energien bekommen. Die Investitionsbedingungen bei Photovoltaik und zum Beispiel Windenergie sind naturgemäß zum Teil sehr verschieden. Daher wird es noch viel Gesprächsbedarf geben.

Dass wir mehr Markt und Wettbewerb brauchen, ist unstrittig. Aber es muss natürlich auch um Akzeptanz gehen. Da ist es wichtig, eine überzeugende Antwort auf die Frage des Strommarktdesigns zu finden. Und ich gebe Ihnen Recht: Wir müssen hierbei darauf achten, dass wir nicht völlig falsche preisliche Signale aussenden. Sie kennen die Entwicklung. Auf der einen Seite sind in den vergangenen Jahren die Kosten für die Förderung der erneuerbaren Energien durch den starken Zubau deutlich gestiegen. Auf der anderen Seite Sie haben das auch erwähnt rechnet sich der Betrieb mancher konventioneller Kraftwerke immer weniger. Solange wir aber unseren Strombedarf nicht völlig aus erneuerbaren Energien decken können und solange wir hohe Schwankungen beim Angebot haben, werden wir auf fossile Energieträger wie Kohle und Erdgas angewiesen sein. Wir brauchen eben auch dann Strom, wenn Sonne und Wind ausbleiben. Wir brauchen auch eine Weiterentwicklung der Speicherkapazitäten; aber das ist wieder ein anderes Thema. Das heißt, wir müssen auch den konventionellen Energieerzeugern eine verlässliche Perspektive geben, weil wir die Versorgungssicherheit jederzeit gewährleisten wollen.

Wie soll nun das künftige Strommarktdesign aussehen? Wir haben bestimmte Eckpunkte im Koalitionsvertrag festgehalten. Wir wollen eine möglichst kosteneffiziente Lösung, die technologieoffen und wettbewerblich ausgerichtet sein soll und sich natürlich in den europäischen Rechtsrahmen einfügen muss. Allerdings hat schon die Verhandlung dieser wenigen Eckpunkte deutlich gemacht, welche Interessenkonflikte dahinterstecken, denn die Energieversorgung ist in den einzelnen Bundesländern extrem unterschiedlich. Und natürlich müssen wir dafür sorgen, dass wir unsere Klimaschutzziele erreichen, was uns dazu bringen wird, alles daranzusetzen, die Signale nicht ausschließlich in Richtung der besonders CO₂-haltigen Energieträger zu setzen.

Ich glaube, es war richtig, dass Bundeswirtschaftsminister Gabriel im Oktober ein Grünbuch zum Marktdesign vorgelegt hat, das erst einmal erläutert, welche Ansprüche zu erfüllen sind, welche Instrumente zur Verfügung stehen und welche Optionen wir haben. Jetzt sind wir in einer intensiven Diskussion mit den Ländern, der Energiebranche und anderen Interessengruppen. Die Gestaltung des Strommarktdesigns wird wesentlich über den Erfolg der Energiewende mit entscheiden. Deshalb muss eine sorgfältige Abwägung stattfinden.

Wir haben allerdings auch nicht alle Zeit der Welt, denn angesichts des zügigen Ausbaus der erneuerbaren Energien müssen Maßnahmen ergriffen werden. Es wird ein Weißbuch geben. Es wird dann Entscheidungen geben. Das ist noch im Jahr 2015 zu erwarten. Das Ganze muss sich dann auch mit unseren Verpflichtungen im Rahmen des Klimaschutzes zusammenfügen.

Für den Erfolg des Langfristprojekts Energiewende ist allerdings das Strommarktdesign nicht das alleinige Kriterium, sondern wir brauchen auch Entscheidungen für den notwendigen Netzausbau. Der Ausbau erneuerbarer Energien und der beschleunigte Ausstieg aus der Kernenergie führen dazu, dass Strom zunehmend fernab der Verbrauchszentren gefördert wird.

Ich will nicht verhehlen: Wir haben in der Bundesrepublik verschiedene Philosophien. Es gibt eine gewisse Tendenz wenn ich das in Anwesenheit von Landesministern so sagen darf, dass jedes Bundesland für sich seine eigene Energieplanung macht; insbesondere, was Ausbauziele für Erneuerbare Energien angeht. Und dann gibt es wiederum eine gewisse Tendenz, die auch nicht unvernünftig ist, nämlich die Europäische Union als Gesamtmarkt zu begreifen. Wenn wir für die Bundesrepublik Deutschland verlässliche Rahmenbedingungen schaffen wollen, dann müssen wir diesen Rahmen immer mit Blick auf unser eigenes Land setzen, der aber auch EU-konform sein muss. Die Europäische Union arbeitet natürlich auf einen Energiebinnenmarkt hin wir alle kennen die Probleme. Das ist von entscheidender Bedeutung, wenn wir jetzt über die notwendigen Leitungen sprechen. Denn wenn die süddeutschen Länder sagen "Wir können uns auch aus Österreich gut bedienen" und "Was interessiert uns, dass Windenergie in Norddeutschland erzeugt wird?", dann haben wir ein echtes Problem. Deshalb ist die Entwicklung des Netzentwicklungsplans und des Bundesbedarfsplans so wichtig.

Wir sind im Rückstand bei den sogenannten EnLAG-Leitungen. Da müssen wir schnell vorankommen, weil die großen Gleichstromleitungen zum Teil auf den sogenannten EnLAG-Projekten aufsetzen. Die Akzeptanzprobleme sind uns klar. Deshalb bitte ich gerade die Freunde der erneuerbaren Energien, uns zu unterstützen. Wir wollen nicht mehr Leitungen bauen als notwendig darüber gibt es durchaus auch sehr kontroverse Diskussionen, aber wir brauchen sie. Ansonsten haben wir mit den vielen Windkraftanlagen im Norden ein riesiges Problem. Deshalb ist es eigentlich ganz einfach: Wer Ja sagt zum Umstieg auf erneuerbare Energien, muss auch Ja sagen zu der dafür notwendigen Infrastruktur. Und da haben die Netze eine erhebliche Bedeutung.

Neben den Übertragungsnetzen besteht auch bei den Verteilernetzen Handlungsbedarf, denn an sie ist der überwiegende Anteil der erneuerbaren Energien angeschlossen. Die Verteilernetze werden mehr Steuerungsfunktionen wahrzunehmen haben, sie werden intelligenter werden. Das ist auch sehr wichtig für die Verfügbarkeit von Strom. Es geht dabei um weit mehr als eine Verteilung nach vorgefertigtem Muster: Erzeuger, Verbraucher, dazwischen die Leitung, durch die der Strom immer in die gleiche Richtung fließt. Das war einmal so. Längst werden viele Stromverbraucher zumindest phasenweise selbst zu Stromerzeugern, etwa mit einer Solaranlage auf dem Hausdach. Und dem müssen die Verteilernetze Rechnung tragen und flexibel zwischen bedarfsorientierter Ausspeisung und schwankender Einspeisung umschalten können. Das auszusprechen, ist für Menschen, die die deutsche Sprache erlernen wollen, sicher fast so gut wie "Fischers Fritze".

Für den dafür notwendigen Datenaustausch braucht man moderne und modernste Netztechnik. Deshalb ist es ganz wichtig, dass wir die Rahmenbedingungen auch dafür richtig setzen und gleichzeitig natürlich den Datenschutz nicht aus dem Auge verlieren. Also auf der einen Seite der intelligente Zähler, dessen Daten auf der anderen Seite möglichst nur dem Richtigen in die Hände kommen. Ansonsten gibt es Probleme.

Neben der Stromerzeugung geht es um die Energieeffizienz. Ich weiß nicht, ob der Bundesverband Erneuerbare Energie auch findet, dass jede nichtgebrauchte "Kilokalorie" die allerbeste ist bzw. Kilowattstunde, besser gesagt. Kilokalorie war in einem anderen Zusammenhang wichtig. Also, ich stelle um auf Kilowattstunde allerdings: Das mit der Kilokalorie pro Stunde oder pro Sekunde kann ich auch machen.

Energieeffizienz ist also die zweite Säule neben der Stromerzeugung; und diese Säule ist in den letzten Jahren auch tragfähiger geworden. Ich sage allerdings: Da ist noch viel Raum für Verbesserungen. Die Tatsache, dass wir Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch entkoppelt haben, ist zwar eine gute Nachricht. Aber wir haben es noch nicht in dem Maße entkoppelt, wie es zu entkoppeln ist. Deshalb ist es wichtig, dass wir unsere Ziele sehr genau ins Auge nehmen, nämlich den Energieverbrauch bis 2020 um 20 Prozent und bis 2050 um 50 Prozent gegenüber 2008 zu senken. Dazu haben wir den "Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz" beschlossen.

Aber um ehrlich zu sein: Wir brauchen weitere Instrumente, um diese Ziele zu erreichen. Nach wie vor glaube ich, dass die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung eines der besten Mittel ist. Sie waren treu an unserer Seite. Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben so ein Maß an Verbändeunterstützung gehabt von der deutschen Bauwirtschaft und dem Handwerk über Umweltverbände bis zu den erneuerbaren Energien und dem BDI; das alles auf einer Seite, nur die Bundesländer noch nicht. Wir haben so oft vorgerechnet, dass durch die Mehrwertsteuereinnahmen viel mehr in die Kasse kommt, als die Ausfälle im steuerlichen Bereich ausmachen. Es hat alles noch nichts genutzt. Wir werden es jetzt noch einmal angehen. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Ich würde mich freuen, wenn uns die Anwesenheit auch von Ländervertretern heute diesem Ziel näherbringen würde. Wir wissen, dass das KfW-Programm gut ist. Aber die steuerliche Förderung ist für Anreizsetzungen in Deutschland auch von größter Bedeutung.

Meine Damen und Herren, auch ein neues Ausschreibungsmodell für Energieeffizienzmaßnahmen wollen wir einzuführen versuchen. Wir wollen gezielt solche Projekte fördern, die Energieeinsparungen mit dem geringsten Mittelaufwand ermöglichen. Es ist im Grunde ein Ideenwettbewerb rund um Energieeffizienz, mit dem wir, wie ich glaube, vieles lernen können. Außerdem wollen wir bis zu 500 Energieeffizienznetzwerke schaffen. Ihr Zweck besteht darin, dass sich Unternehmen zu diesem Thema untereinander besser austauschen und Einsparpotenziale gemeinsam ausloten können. Wir wissen, dass uns die Kooperation verschiedener Akteure immer wieder vorangebracht hat. Deshalb werden wir das ausprobieren.

Diese Beispiele zeigen, dass wir nicht nur erfolgreiche Förderprogramme ausbauen wollen, sondern auch stärker auf Synergieeffekte und Innovationspotenziale setzen. Innovativen Anbietern von energieeffizienten Produkten und Verfahren bieten sich große Marktchancen hierzulande und auch weltweit. Wenn man sieht, wie man sich jetzt auf großen Wachstumsmärkten wie China um Energieeffizienz bemüht, weil man dort weiß, dass man ansonsten keine saubere und lebenswerte Umwelt erhalten kann, dann wird einem auch bewusst, dass die Frage der Marktchancen eine ganz herausragende ist, die letztendlich auch mit der Schaffung von Arbeitsplätzen zu tun hat.

Den Nachfragern hilft der Einsatz moderner Technologien, den Ressourcenverbrauch zu senken und damit auch langfristig Kosten einzusparen. Der augenblicklich niedrige Ölpreis wird mit Sicherheit nicht die Zukunft sein, sondern es werden im 21. Jahrhundert auch wieder ganz andere Preissignale kommen.

Natürlich hilft Energieeffizienz auch dem Klimaschutz. Wir stehen zu unserem Ziel, die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Das ist nicht einfach, das erfordert noch weitere Maßnahmen. Dazu haben wir das "Aktionsprogramm Klimaschutz 2020" beschlossen. Dieses Maßnahmenpaket muss jetzt geschnürt werden, wobei vor allen Dingen darauf zu achten ist, dass wir im Zusammenhang mit dem Strommarkt die richtigen Signale senden. Viele von Ihnen werden sagen: Schalten Sie einfach die Kohlekraftwerke ab, insbesondere die Braunkohlekraftwerke. Ja, ich weiß. Aber wie gesagt: Die Politik hat hierbei noch manches zu bedenken; jedenfalls, wenn man allen Gegebenheiten Rechnung tragen will. Deshalb wird das noch einmal ein sehr komplizierter Diskussionsprozess, bei dem wenigstens Sie eine klare Meinung haben; das ist ja auch schon etwas wert. Da haben wir wenigstens einen Verband, der uns klare Signale senden wird.

Klimaschutz ist nicht nur eine nationale Frage; das wissen Sie alle hier. Ich glaube, was uns in diesem Raum auch eint, ist, dass wir eine erfolgreiche Klimakonferenz in Paris haben wollen, wobei wir realistisch bleiben müssen, was erreichbar ist. Ich will in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass wir möglichst verbindliche Ziele haben wollen. Die Europäische Union hat ihren Rahmen abgesteckt: bis 2030 die Treibhausgasemissionen in der EU um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren. Wir haben im Übrigen gesagt: um mindestens 40 Prozent. Aber schon 40 Prozent da darf man sich keiner Illusion hingeben sind ziemlich ambitioniert, weil wir 20 Prozent Minderung ja als Ziel bis 2020 haben und in zehn Jahren das noch einmal draufkommen müsste. Deutschland hat neben wenigen anderen Ländern mit die geringsten Probleme mit diesem Thema, aber für andere wird das qualitativ eine ganz große Aufgabe sein.

Der Anteil erneuerbarer Energien am Energieverbrauch soll auf mindestens 27 Prozent steigen. Wie Sie wissen, hätten wir hier gern ein ambitionierteres Ziel gehabt. Es sollen mindestens 27 Prozent Energie eingespart werden. Und es wird noch eine große Aufgabe sein ich will jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, für ein internationales Klimaschutzabkommen den Rahmen zu finden, mit dem wir das Zwei-Grad-Ziel wirklich erreichen können. Es gibt viele Länder, die jetzt schon ihre Verpflichtungen festgelegt haben, aber nicht danach fragen, ob wir damit in der Summe auch wirklich das Zwei-Grad-Ziel erreichen. Viele Länder, die jetzt ihre Festlegungen getroffen haben, fragen nicht nach dem Gesamtziel, sondern sagen erst einmal, was sie schaffen können. Aber wir haben auch gute Nachrichten, wenngleich man auch vieles darüber sagen könnte. Aber dass China zum ersten Mal einen Punkt definieren will, bei dem die CO2 -Emissionen nicht mehr ansteigen, ist etwas, das wir vor Jahren überhaupt noch nicht von diesem Land gehört haben. Das heißt, hier bewegt sich etwas einfach auch aus Gründen der Erhaltung einer lebenswerten Umwelt. Wir wollen unsere Energiepolitik in Europa im Hinblick auf Klimaschutz deutlich abstimmen. Und wir brauchen weiterhin eine Diversifizierung der Energiequellen.

Wir beobachten natürlich auch, Herr Brickwedde die Vorstandsmitglieder sind auch hier anwesend, die Auswirkungen und die Verteilung von Solarenergie, Windenergie, Geothermie und anderen Bereichen. Es ist richtig, dass wir bei der Photovoltaik eine gewisse Atempause so würde ich es einmal nennen einlegen. Meine Damen und Herren, sie hatte eine so rasante Entwicklung, die von niemandem vorauszusehen war. Aber wir müssen ja auch in längeren Zeiträumen denken. Damit, dass wir jetzt bei der Photovoltaik eine Leistung in der Größenordnung von Windkraftanlagen haben, hätte vor Jahr und Tag niemand gerechnet. Es hat einen erheblichen Preisdruck gegeben. Damit hatte auch keiner gerechnet. Es hat dazu geführt, dass wir nicht mehr die einzigen Anbieter auf der Welt sind, um es einmal ganz vorsichtig zu sagen, wenn es um die Herstellung der entsprechenden Geräte geht, weil unsere Ausbauvorstellungen so gut waren, weshalb auch andere schnell in diesen Bereich investiert haben. Das hat uns auch ziemlich komplizierte Handelsverfahren in der Europäischen Union eingebracht.

Aber wie dem auch sei, man lernt aus solchen Dingen. Und deshalb müssen wir auch bei der Photovoltaik einen längeren Zeitrahmen ins Auge nehmen und können nicht nur auf ein Jahr blicken, weil es im Vorfeld auch Jahre gab, in denen die Entwicklung sehr, sehr stark voranging. Ich denke, wir werden jetzt auch bei den Offshore-Windkraftanlagen noch sehr viel zu lernen haben. Wie gesagt, die einzelnen Energiequellen sollen im EEG faire Chancen bekommen.

Meine Damen und Herren, ich sage Ihnen ein herzliches Dankeschön. Sie sind ein Verband, der sich bemerkbar machen kann. Das haben wir alle gelernt. Ich darf Ihnen auch berichten, dass Sie großen Einfluss im Deutschen Bundestag haben und es gar nicht so einfach ist, eine EEG-Änderung durchzubringen, wenn der Verband Erneuerbare Energie dagegen Sturm läuft. Meine Bitte an Sie ist: Machen Sie von dieser Macht verantwortungsvoll Gebrauch. Das haben Sie in den vergangenen Jahren auch sehr häufig getan; ich will das ausdrücklich würdigen. Helfen Sie uns bei den Dingen, die dafür, dass der Prozentsatz der erneuerbaren Energien bei der Stromerzeugung ansteigt, unerlässlich sind, damit die Energiewende insgesamt funktionieren kann. Und damit meine ich auch gute Anregungen zum Strommarktdesign. Ich teile Ihre Skepsis zu Kapazitätsmärkten, um das ausdrücklich zu sagen. Und vielleicht ist der Applaus da genauso gut ich weiß, dass wir neue Stromleitungen brauchen. Das wird sich nicht vermeiden lassen.

Alles Gute Ihnen allen. Sie sind ein großer Wirtschaftsfaktor geworden. Herzlichen Dank. Alles Gute im neuen Jahr.