Redner(in): Monika Grütters
Datum: 29. Oktober 2015

Untertitel: In ihrer Rede ging Monika Grütters kurz auf die "Kinotournee des Deutschen Kurzfilmpreises" ein, würdigte die "Innovationskraft einer ganz besonders experimentierfreudigen Filmgattung" und wies noch einmal darauf hin, dass ja die Studentenoscars in diesem Jahr alle drei von Deutschen abgeräumt wurden.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2015/10/2015-10-29-gruetters-dt-kurzfilmpreis.html


In ihrer Rede ging Monika Grütters kurz auf die "Kinotournee des Deutschen Kurzfilmpreises" ein, würdigte die "Innovationskraft einer ganz besonders experimentierfreudigen Filmgattung" und wies noch einmal darauf hin, dass ja die Studentenoscars in diesem Jahr alle drei von Deutschen abgeräumt wurden.

Anrede, Wir können alles - außer Hochdeutsch ", behauptet man bekanntlich selbstbewusst in Baden-Württemberg, und ja: - ganz offensichtlich hat man hier auch in der Filmbranche nicht zu unterschätzende Könner und Koryphäen. Die hiesige Filmakademie jedenfalls gehört zu den TOP 15 der Filmhochschulen weltweit, Til Schweiger ist gebürtiger Baden-Württemberger [geboren in Freiburg] , und von den Studentenoscars, die in diesem Jahr alle drei von Deutschen abgeräumt wurden - was für ein großartiger Erfolg für den deutschen Kurzfilm! - ging einer an einen Regie-Absolventen der Filmakademie Baden-Württemberg. Baden-Württemberg wäre obendrein nicht Baden-Württemberg, wenn es dem" Ländle "nicht auch noch gelänge, selbst der Berlinale noch ein klein wenig die Schau zu stehlen, und sei es mit seinen Spitzenköchen:" Berlin hat die Stars, Baden-Württemberg die Sterne ", war vor einigen Jahren provokativ auf einer mobilen Plakatwand zu lesen - na gut … dazu kann ich nur sagen: Berlin hat kulinarisch aufgeholt! Wie auch immer: Ludwigsburg in Baden-Württemberg ist offensichtlich ein sehr passendes Setting, um den Deutschen Kurzfilmpreis 2015 zu verleihen.

Die Innovationskraft einer ganz besonders experimentierfreudigen Filmgattung zu feiern, ist mittlerweile zu einer ebenso schönen wie wirkungsvollen Tradition geworden. Die Aufmerksamkeit im Lichte des mit bis zu 275.000 Euro höchstdotierten Preises für das Genre Kurzfilm tut nicht nur den Preisträgerinnen und Preisträgern gut, sondern auch dem Kurzfilm selbst. Er gilt längst nicht mehr nur als "Gesellenstück" begabter Filmstudierender, sondern hat sich als eigenständige Darstellungsform mit hohem künstlerischem Anspruch und einer ganz eigenen, ausdrucksstarken Bildersprache etabliert. Kompositionelle Raffinesse, anspruchsvolle Dramaturgie und eine knappe, präzise Erzählweise erfordern cineastische Pionierarbeit, und davon profitiert die Filmkunst insgesamt.

Ich selbst habe nicht nur eine ganz persönliche Vorliebe für das Kurzfilmgenre, sondern auch für dessen Förderung, meine Damen und Herren. Die Kurzfilmförderung war mir schon als Kulturausschussvorsitzende im Deutschen Bundestag wichtig und liegt mir auch als Kulturstaatsministerin sehr am Herzen. Deshalb freue ich mich, dass unsere "Kinotournee des Deutschen Kurzfilmpreises" für die Aufmerksamkeit sorgt, die Kreativität und Experimentierfreude verdienen, ebenso wie der deutschlandweite Kurzfilmtag am 21. Dezember, dem kürzesten Tag des Jahres, über den ich auch dieses Jahr gerne die Schirmherrschaft übernommen habe.

Vor allem aber ist es mir eine ganz besondere Freude, heute nicht nur einen der Gewinner der diesjährigen Studentenoscars unter uns zu wissen, sondern mit gutem Grund auch auf künftige Oscar-Gewinner im Publikum hoffen zu dürfen - denn ich habe großartige Neuigkeiten aus Berlin nach Ludwigsburg mitgebracht: Der Deutsche Kurzfilmpreis steht ab sofort auf der "Qualifying List" der Oscars. Das bedeutet: Die heutigen Gewinner der Kategorien "Spielfilm" und "Animationsfilm" sind automatisch für das Auswahlverfahren für den Kurzfilm-Oscar qualifiziert. Das lässt den Glanz des Deutschen Kurzfilmpreises noch heller leuchten - vor allem aber ist es eine großartige Chance für unsere deutschen Filmkünstlerinnen und Filmkünstler!

Weil alle Strahlkraft nichts nützt, wenn großartige Kurzfilme es nicht auf die großen Kinoleinwände schaffen, soll die Filmförderungsanstalt ( FFA ) künftig auch das Abspiel von Kurzfilmrollen fördern können. Darüber hinaus will ich ebenfalls im Rahmen der Novellierung des Filmförderungsgesetzes dafür sorgen, dass die Kurzfilmförderung der FFA nicht mehr nur auf Formate von einer Minute bis 15 Minuten beschränkt ist. Künftig sollen auch Kurzfilme von unter einer Minute und bis zu 30 Minuten Fördermittel bekommen können. Es wäre doch schade, Innovationskraft und Experimentierfreude in ein zu starres Minutenkorsett zu zwängen! Schade wäre es auch, sie den Fernsehzuschauern vorzuenthalten. An die Fernsehsender kann ich deshalb nur appellieren: Zeigt mehr Kurzfilme, sie bereichern das Programm!

Weil Kürze nicht nur "die Schwester des Talents" ist, wie Anton Tschechow das einmal so treffend formuliert hat, sondern auch ein Gebot der Höflichkeit, wenn große Talente ihrer Auszeichnung harren, will ich Sie, liebe Nominierte, nun nicht mehr länger rhetorisch auf die Folter spannen. Gestatten Sie mir aber noch ein herzliches Dankeschön an all jene, die diesen besonderen Abend möglich gemacht haben: Danke unseren Gastgebern, stellvertretend Ihnen, lieber Herr Professor Schadt, für die Filmakademie Baden-Württemberg! Danke dem Studienleiter, Herrn Andreas Friedrich, und seinem Team für eine ebenso filmreife wie preiswürdige Gestaltung dieser Preisverleihung! Danke schließlich und nicht zuletzt den Jurymitgliedern, die den 227 eingereichten Beiträgen Ihre Zeit, Ihre Erfahrung und Ihre Sorgfalt gewidmet haben. Dass das Ergebnis auch noch geschlechtergerecht ist, freut mich sehr: In allen Kategorien sind gleich viele Frauen und Männer nominiert.

Herzlichen Glückwunsch, liebe Nominierte,

viel Freude, Inspiration und Erfolg für Ihre weitere Filmkarriere

ich bin sicher: Wir werden noch von Ihnen hören - und sehen! "