Redner(in): Monika Grütters
Datum: 10. Februar 2017
Untertitel: Beim Empfang anlässlich der Berlinale-Reihe LOLA@Berlinale betonte Kulturstaatsministerin Grütters, wie bedeutend die Kunstfreiheit und die Kraft der Kunst für die Demokratie sei. Neben der kürzlich verkündeten Erhöhung des Deutschen Filmförderfonds (DFFF) stellte Grütters weitere substantielle Erhöhungen in Aussicht.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2017/02/2017-02-15-bmk-lola-berlinale.html
Beim Empfang anlässlich der Berlinale-Reihe LOLA @Berlinale betonte Kulturstaatsministerin Grütters, wie bedeutend die Kunstfreiheit und die Kraft der Kunst für die Demokratie sei. Neben der kürzlich verkündeten Erhöhung des Deutschen Filmförderfonds ( DFFF ) stellte Grütters weitere substantielle Erhöhungen in Aussicht.
Zu den beliebtesten Themen auf Berlinale-Empfängen gehört die Frage, wie man die Festivalnächte gesundheitlich unbeschadet, geistig zurechnungsfähig und bis zum Schluss optisch einigermaßen ansprechend, ohne Augenringe und fahlen Teint, übersteht. Ich weiß es leider immer noch nicht. Nach meinen heutigen Auftritten als Rednerin beim Berlinale-Brunch der ARD-Intendantin, bei der Mitgliederversammlung der AG DOK, bei LOLA @Berlinale und später bei der Verleihung des Deutschen Drehbuchpreises kann ich Ihnen aber immerhin sagen, wie man entspannt und gut gelaunt durch einen Tag mit vier Berlinale-Reden kommt: nämlich mit jeder Menge guter Nachrichten für die Filmbranche im Gepäck. Die will ich auch Ihnen nicht vorenthalten.
Wie Sie wissen ist am 1. Januar das umfassend modernisierte Filmförderungsgesetz ( FFG ) in Kraft getreten, mit dem wir den roten Teppich für künftige Filmerfolge ausgerollt haben. Es ermöglicht mehr als bisher qualitative Spitzenförderung - zum Beispiel durch eine Neuregelung beim Eigenanteil der Filmproduzenten; durch eine stärkere Konzentration der Fördermittel; durch mehr Fördermittel für den Kurzfilm; durch die neue Drehbuchentwicklungsförderung - und: durch die Stärkung der Kinos als Kulturorte, auch abseits der Großstädte.
Was die Förderentscheidungen betrifft, habe ich unter anderem dafür gesorgt, dass die Förderkommissionen der FFA künftig geschlechterparitätisch besetzt werden. Natürlich hat eine Quote dort nichts verloren, wo allein künstlerische Qualität entscheiden darf. Aber es ist das Mindeste, und es war längst überfällig, dass wir den Frauenanteil in den FFA-Gremien erhöhen. Ich hoffe, dass sich damit auch mehr von Frauen geprägte Projekte durchsetzen können.
Wie Sie ja mittlerweile auch wissen, liegt mir nicht nur die Chancengleichheit, sondern auch die künstlerische Freiheit besonders am Herzen. Deshalb habe ich für 2016 und auch für 2017 zusätzlich 15 Millionen Euro für die kulturelle Filmförderung bereitgestellt. Damit können wir innovative Spiel- und Dokumentarfilme mit deutlich mehr Geld fördern als zuvor. Und Sie, die Filmschaffenden, müssen bei künstlerisch herausragenden Filmprojekten hoffentlich weniger Kompromisse eingehen. Natürlich setze ich mich dafür ein, dass es auch in den kommenden Jahren bei diesem dicken Plus für die kulturelle Filmförderung bleibt.
Ein dickes Plus - das ist die nächste gute Nachricht - gibt es auch für den DFFF: Ich will einen zusätzlichen Anreiz für internationale Aufträge an deutsche Produktionsdienstleister schaffen. Dafür wird der DFFF im Jahr 2017 in einem ersten Schritt mit einem zusätzlichen Fördervolumen von 25 Millionen Euro und einer eigenen, speziell auf Großproduktionen zugeschnittene Förderlinie ausgestattet. Damit stocke ich den DFFF also in diesem Jahr auf 75 Millionen Euro auf. Die Förderung von Filmproduktionen aus meinem Kulturetat werden dann in diesem Jahr insgesamt rund 100 Millionen Euro betragen, 75 Millionen Euro DFFF I und II und 25 Millionen Euro weitere, insbesondere kulturelle Filmproduktionsförderung. Über die Erhöhung und den Weg dazu habe ich mich bereits seit längerer Zeit mit dem Bundesfinanzministerium ausgetauscht. Für die Folgejahre ab 2018 führe ich gerade die Haushaltsgespräche zu meinem Kulturetat mit dem Bundesfinanzminister. Ich bin, so viel kann ich jetzt schon sagen, sehr zuversichtlich, dass ich noch weitere substantielle Erhöhungen des DFFF erreichen werde.
Das alles sind gute Nachrichten zum Berlinale-Auftakt. Die beste Nachricht für den deutschen Film aber kam aus der Branche selbst. Ja, das Filmjahr 2017 hätte besser kaum anfangen können! Maren Ade, die mit "Toni Erdmann" beim Europäischen Filmpreis abgeräumt hat, geht für Deutschland um einen Oscar ins Rennen, und macht damit gerade die ganze Welt neugierig auf den deutschen Film. Und nebenbei zeigt sie, was Frauen als Regisseurinnen und Drehbuchautorinnen drauf haben. Das sehen wir in diesem Jahr auch auf der Longlist für den Deutschen Filmpreis: Ich freue mich, dass in der beeindruckend vielfältigen Vorauswahl 14 Regisseurinnen vertreten sind. Das sind rekordverdächtige 35 Prozent - darunter neben Maren Ade zum Beispiel Anne Zohra Berrached mit "24 Wochen" - einer der bewegendsten Wettbewerbsbeiträge der letztjährigen Berlinale, ein großartiger, einfühlsamer Film mit einer beeindruckenden Julia Jentsch, der mich lange nicht losgelassen hat.
Auch in diesem Jahr ist der deutsche Film stark im Wettbewerb vertreten: Ich freue mich besonders auf die Premiere von Andres Veiels Dokumentarfilm "Beuys" am kommenden Dienstag, und zwar nicht nur deshalb, weil mein Haus als Förderer an der Produktion beteiligt war, sondern weil die Kraft der Kunst und die Bedeutung der Kunstfreiheit, wie ich finde, gerade jetzt ins Rampenlicht gehören - in einer Zeit, in der man selbst in Demokratien nicht davor zurück schreckt, Künstlerinnen und Künstler mundtot zu machen, wie aktuell in der Türkei, oder sie ans staatliche Gängelband zu nehmen und nationalistisch zu vereinnahmen, wie populistische Parteien es - auch hierzulande - fordern. Da ist es mehr als nur ein schöner Zufall, - es ist ein Glück und eine Chance - , dass in diesem Jahr gleich fünf Berlinale-Filme im Hauptprogramm Künstlern gewidmet sind: Neben "Beuys" und dem gestrigen Eröffnungsfilm "Django" auch noch "Final Portrait","Return to Montauk" und "Maudi".
Für die Vielfalt der Filmkunst steht nicht zuletzt auch LOLA @Berlinale - mit 40 deutschen Filmen, die sich hier in bester Berlinale-Gesellschaft im wahrsten Sinne des Wortes "sehen lassen können". Oder um es mit Woody Allen zu sagen: "Eighty percent of success is showing up." Mit dieser Einstellung kommt man übrigens, wie ich finde, auch übermüdet, mit Augenringen und fahlem Teint, gut durch zehn Tage Berlinale. In diesem Sinne: auf lange Filmnächte - und inspirierende Festivaltage!