Redner(in): Monika Grütters
Datum: 28. April 2017

Untertitel: Der Deutsche Filmpreis sei eine Hommage an den Film insgesamt, erklärte Kulturstaatsministerin Grütters bei der Verleihung des 67. Deutschen Filmpreises in Berlin. Die Filmkunst sei ein Hoffnungsträger gegen Hass und Hetze, weil sie sichtbar mache, was Menschen bei aller Verschiedenheit als Menschen verbindet, so Grütters.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2017/04/2017-04-28-bkm-deutscher-filmpreis.html


Der Deutsche Filmpreis sei eine Hommage an den Film insgesamt, erklärte Kulturstaatsministerin Grütters bei der Verleihung des 67. Deutschen Filmpreises in Berlin. Die Filmkunst sei ein Hoffnungsträger gegen Hass und Hetze, weil sie sichtbar mache, was Menschen bei aller Verschiedenheit als Menschen verbindet, so Grütters.

Fantasie, Einfühlungsvermögen, Ausdrucksstärke, Mut, Experimentierfreude: Das sind Beispiele für künstlerische Qualitäten, die wir mit dem Deutschen Filmpreis ins Rampenlicht holen. Im Verborgenen dagegen bleiben die Quellen dieser Inspiration. So ist das ja immer. Wissen Sie zum Beispiel, welcher Mafiaboss Vorbild war für Don Corleone, den "Paten" ? - Nicht einmal Francis Ford Coppola wusste es. Erst als der Film längst Legende war, fragte er den Autor der Romanvorlage, Mario Puzo, mit dem er das Drehbuch verfasst hatte."Kein Mafiaboss, Francis", war die Antwort."Zum Paten hat mich vor allem meine Mutter inspiriert. Die hat auch immer gesagt: ' Ich werde ihm ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann. '"

Um vom häuslichen Regiment der "Mamma" direkt auf die Mafia zu kommen, braucht man möglicherweise einfach nur italienische Wurzeln. Aber aus dem Stroh des Alltags das Gold des Filmstoffs zu spinnen und mit seiner Strahlkraft ein riesiges Publikum in den Bann einer anderen Welt zu ziehen, das ist Werk und Privileg der Filmkünstlerinnen und Filmkünstler: der Drehbuchautorinnen und Drehbuchautoren, der Regisseurinnen und Regisseure, der Schauspielerinnen und Schauspieler, der Meisterinnen und Meister der Kamera, Tontechnik, Maske usw.

Für diese Strahlkraft stehen einmal mehr die Filme, die für den Deutschen Filmpreis 2017 nominiert sind. Es freut mich übrigens ganz besonders, dass in diesem Jahr die Hälfte der in der Königsdisziplin "Bester Spielfilm" nominierten Filme die Regie-Handschrift von Frauen trägt und in der Einzelkategorie "Beste Regie" drei der vier Nominierten weiblich sind - zeigt es doch, dass Frauen auch am Filmset erfolgreich das Regiment führen.

Der Deutsche Filmpreis honoriert aber nicht nur herausragende Einzelleistungen, meine Damen und Herren. Der Deutsche Filmpreis ist auch eine Hommage an den Film insgesamt, an ein Glück, das es nur in einem dunklen Kinosaal gibt: an das Glück, für kurze Zeit Teil einer Welt zu werden, die nicht die eigene ist, in eine fremde Haut zu schlüpfen, an der sich das Leben anders anfühlt, und teilzuhaben an Emotionen und Leidenschaften, die wir in dieser Intensität - wenn überhaupt - vielleicht nur einmal im wirklichen Leben empfinden. Was für ein Geschenk, was für eine Bereicherung!

Mit seiner Kraft, uns fremde Schicksale vertraut zu machen, ist der Film für mich auch ein Hoffnungsträger. Wo Hass und Hetze gegen Anderslebende sich wie ein Virus verbreiten, kann die Filmkunst Köpfe und Herzen gegen dieses Virus immunisieren. Wo neue politische Kräfte in unserem Land aus der Abwertung des Anderen politischen Profit für ihre nationalistische Ideologie zu schlagen versuchen, kann die Filmkunst sichtbar und spürbar machen, was Menschen bei aller Verschiedenheit als Menschen verbindet. Ich jedenfalls glaube an die Kraft der Kunst, und ich bin überzeugt: Künstlerische Vielfalt ist auf Dauer stärker als populistische Einfalt!

Nicht zuletzt deshalb liegt mir die größtmögliche Freiheit für die Entwicklung innovativer Filmprojekte so sehr am Herzen. Damit Filmschaffende als Künstler ganz "ihr Ding" machen können, habe ich die kulturelle Filmförderung deutlich aufgestockt. Seit vergangenem Jahr stehen dafür 15 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung. Filmkünstler sollen damit einfach weniger Kompromisse eingehen müssen; sie sollen sich ganz auf die künstlerische Qualität konzentrieren können. Deutlich mehr Geld - nämlich 25 Millionen mehr in diesem Jahr, und voraussichtlich 75 Millionen mehr im nächsten Jahr - gibt es auch für den Deutschen Filmförderfonds. 2018 werden also aller Voraussicht nach 125 Millionen Euro an Fördermitteln zur Verfügung stehen. Die Erweiterung des DFFF macht den Filmstandort Deutschland noch attraktiver und soll der deutschen Filmbranche mehr große nationale und internationale Aufträge bescheren - nicht zuletzt, damit unsere hervorragend ausgebildeten Filmkünstler in Deutschland eine Zukunft haben und ihre Kreativität der Filmkunst "made in Germany" widmen.

Diese filmpolitischen Erfolge legen - da bin ich sicher - die Grundlage für künftige Filmerfolge. Man kann auch sagen, liebe Filmschaffende: Ich habe Ihnen ein Angebot gemacht, das Sie nicht ablehnen können. Machen Sie das Beste daraus!

Auf Ihr Können vor und hinter der Kamera! Auf Glücksgefühle im Kino! Auf künstlerische Vielfalt gegen populistische Einfalt!

Auf die Kraft der Kunst und auf den deutschen Film!