Redner(in): Monika Grütters
Datum: 28. April 2017

Untertitel: Rückblickend auf das vergangene Filmjahr 2016 freute sich Kulturstaatsministerin Grütters, dass "viele wichtige Impulse für den deutschen Film von Filmemacherinnen" kamen. Diese Entwicklung sei ein "Gewinn an künstlerischer Vielfalt", sagte sie beim Filmempfang der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in Berlin.
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2017/04/2017-04-28-bkm-filmempfang-cdu.html


Rückblickend auf das vergangene Filmjahr 2016 freute sich Kulturstaatsministerin Grütters, dass "viele wichtige Impulse für den deutschen Film von Filmemacherinnen" kamen. Diese Entwicklung sei ein "Gewinn an künstlerischer Vielfalt", sagte sie beim Filmempfang der CDU / CSU-Bundestagsfraktion in Berlin.

Gremiensitzungen im Deutschen Bundestag haben gewiss nicht denselben Unterhaltungswert wie ein Besuch im Kino, aber zumindest eines verbindet die Politik- und die Filmbranche - nämlich das öffentliche Lamento, dass es stetig bergab geht. Markante Persönlichkeiten und große Reden in der Politik? - Gab es gefühlt nur früher, in den guten alten Zeiten. Genauso wie großes Kino.

Für Francois Truffaut beispielsweise markierte der erste Bond-Film "Dr. No" 1962 den "Beginn der Dekadenz". Und beinahe so alt wie das Kino selbst ist die Prophezeiung seines angeblich bevorstehenden Niedergangs. So fragte 1950 zum Beispiel die Frankfurter Allgemeine Zeitung "Ist unsere Zeit schon kinomüde?" - und klagte, ich zitiere: "Der ' kleine Mann ' trägt die wenigen Mark, die ihm zur Verfügung bleiben, oft vom Munde abgespart, vielfach zum Fußball-Toto" - während die Frauen sie - ich zitiere weiter - "lieber ins Kino oder zu einem Stück Torte ins Café getragen" hätten.

Ob nun die Frauen sich gegen die Männer durchgesetzt haben oder das Kino sich gegen Toto und Torte - fest steht: Der Freude am Filmerlebnis haben bis heute weder Sportwetten noch Fernsehen, Internet und Videospiele etwas anhaben können. Bei der Berlinale stehen die Leute stundenlang, ja teils sogar über Nacht geduldig Schlange, um ein Ticket für ihren Wunschfilm zu bekommen, und auch wenn die deutschen Kinos ihren Besucherrekord aus dem Jahr 2015 im vergangenen Jahr nicht übertreffen konnten, lag ihr Gesamtumsatz 2016 zum vierten Mal bei über einer Milliarde Euro.

Kein bisschen "kinomüde", sondern - ganz im Gegenteil - hellwach und quicklebendig präsentiert sich auch der deutsche Film, der nicht nur beim Deutschen Filmpreis heute Abend einen glanzvollen Auftritt hat. Für glanzvolle Auftritte - auch international - hat jüngst insbesondere Maren Ade gesorgt, die mit "Toni Erdmann" beim Europäischen Filmpreis abgeräumt hat, spätestens nach der Oscar-Nominierung auf der ganzen Welt die Neugier auf den deutschen Film geweckt hat - und nebenbei noch gezeigt hat, was Frauen als Regisseurinnen und Drehbuchautorinnen drauf haben. Damit war sie nicht die einzige … Ob Komödie, Drama oder Dokumentarfilm: Viele wichtige Impulse für den deutschen Film kamen 2016 von Filmemacherinnen - ein Gewinn an künstlerischer Vielfalt, den ich mir auch vom höheren Frauenanteil in den FFA-Gremien verspreche. Deshalb habe ich mich im Zuge der Novellierung des Filmförderungsgesetzes so vehement dafür eingesetzt.

Künstlerische Vielfalt, meine Damen und Herren, gehört im Übrigen auch zum Wirkungsvollsten, was wir der populistischen Einfalt entgegen setzen können. Mit seiner Fähigkeit zu berühren und seiner Kraft, uns fremde Lebensweisen und Schicksale vertraut zu machen, ist der Film ein Hoffnungsträger gerade dort, wo Hass und Hetze sich wie ein Virus verbreiten. Filme können Köpfe und Herzen gegen dieses Virus immunisieren. Sie können Verbindendes sichtbar machen, wo das Trennende die Wahrnehmung beherrscht. Sie können Perspektiven verschieben und Vorstellungsräume erweitern - und damit auch die Grenzen der Empathie. Deshalb ist Filmförderung - bei aller Bedeutung der Filmindustrie für Wachstum und Arbeitsplätze in Deutschland - mehr denn je auch Kulturförderung und nicht nur Wirtschaftsförderung. Und deshalb liegt mir die größtmögliche Freiheit für die Entwicklung innovativer Filmprojekte ebenso sehr am Herzen wie eine prosperierende Filmwirtschaft.

Zu größtmöglicher Freiheit trägt die kulturelle Filmförderung meines Hauses bei, die ich 2016 und 2017 mit zusätzlichen 15 Millionen Euro ausgestattet habe. Wir haben damit die Fördermöglichkeiten für die einzelnen Filmproduktionen deutlich erhöht: von 250.000 Euro auf 500.000 Euro und in besonderen Fällen auf bis zu eine Million Euro pro Film. Wir haben das Höchstbudget der antragsberechtigten Filme von 2,5 Millionen Euro auf 5 Millionen Euro angehoben. Wir haben den zulässigen Anteil der BKM-Fördersumme deutlich erhöht - auf bis zu 80 Prozent, in Ausnahmefällen auch noch höher. Wir haben die Juryarbeit gestärkt - mit eigenständigen Jurys für den Spielfilm- und den Dokumentarfilmbereich. Und ein letztes Beispiel: Wir haben in die Entwicklung von Stoffen investiert. Wir fördern jetzt noch mehr Drehbücher im Spielfilmbereich und haben eine Stoffentwicklungsförderung für Dokumentarfilme eingeführt.

Filmschaffende sollen damit weniger Kompromisse eingehen müssen; sie sollen sich ganz auf die künstlerische Qualität konzentrieren können. Deshalb bin ich nicht nur außerordentlich dankbar für die gute Zusammenarbeit mit unserer Arbeitsgruppe Kultur, die solche Erfolge möglich macht, sondern hoffe auch auf Ihre bewährte Unterstützung, liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn es darum geht, die zusätzlichen 15 Millionen für die kulturelle Filmförderung für die kommenden Jahre zu sichern. Lassen Sie uns daraus eine Erfolgsgeschichte machen wie beim DFFF, der in den vergangenen zehn Jahren entscheidend zur Stärkung des Produktionsstandorts beigetragen hat!

Mit rund 50 Millionen Euro wurden aus dem DFFF 2016 insgesamt 112 Projekte gefördert - 5 mehr als im Vorjahr. Die Antragszahlen zeigen: Das Anreizmodell ist attraktiv. Kein Wunder: Barmittel noch vor Drehbeginn - das gibt es nur beim DFFF! Umso mehr freue ich mich, dass ich das Erfolgsmodell DFFF noch weiter ausbauen kann. 2017 stehen 25 Millionen zusätzlich zur Verfügung, und dank der Unterstützung des Bundesfinanzministers ist es mir auch gelungen, im Eckwertebeschluss für das Haushaltsjahr 2018 ein Plus von 75 Millionen Euro festzuschreiben. Die Gesamtfördersumme für den DFFF wird sich 2018 also voraussichtlich auf 125 Millionen Euro belaufen - 50 Millionen Euro für den bestehenden DFFF I und 75 Millionen Euro für den neuen DFFF II. Das ist eine Investition in die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Filmstandorts Deutschland, die der deutschen Filmbranche sicherlich mehr große nationale und internationale Aufträge bescheren wird - ein Grund mehr zum Feiern heute Abend bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises!

Mit drei Millionen Euro Preisgeld ist er nach wie vor der höchstdotierte Kulturpreis in Deutschland. Auch diese drei Millionen fließen in die nächsten Filmprojekte - auch sie sorgen mit dafür, dass ganz gewiss keine Kinomüdigkeit aufkommt! Ein herzliches Dankeschön der Deutschen Filmakademie für ihre sachkundige und engagierte Unterstützung - ganz besonders an Sie, liebe Iris Berben! So wie wir heute Abend mit dem Deutschen Filmpreis herausragenden Filmkünstlerinnen und Filmkünstlern den roten Teppich ausrollen, so haben wir mit den jüngsten filmpolitischen Erfolgen der Filmkunst und der Filmwirtschaft den roten Teppich ausgerollt. Diese Erfolge sind Teamerfolge! Deshalb danke ich Ihnen, liebe Mitglieder des Kulturausschusses, für Ihre Unterstützung und für Ihr großes Engagement für den Film in dieser Legislaturperiode!

Ob FFG-Novelle oder Ausbau der kulturellen Filmförderung: Wo auch immer es um die Belange der Filmschaffenden ging, hatten Michael Kretschmer als stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Marco Wanderwitz als AG-Vorsitzender ein offenes Ohr - so wie auch alle anderen Kulturpolitiker unserer Fraktion, die sich mit Expertise und viel Kinoleidenschaft für den deutschen Film stark gemacht haben. Dieser gemeinsamen Begeisterung für den Film verdanken wir alle Jahre wieder auch diesen Filmempfang: Herzlichen Dank dafür auch an Volker Kauder und an die CDU / CSU-Bundestagsfraktion! Filmliebhaber, die wir alle miteinander sind, können und dürfen wir uns - auch dank unserer erfolgreichen Filmpolitik - ganz gewiss weiterhin auf großes Kino freuen! Möge der deutsche Film dafür viel Aufmerksamkeit und Applaus bekommen: nicht nur, aber ganz besonders heute Abend!