Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 09.03.2006

Untertitel: Kulturstaatsminister Bernd Neumann sprichtnach seinemungarischen Kollegen Bozóki zur Eröffnung des Kulturjahres in der Akademie der Künstein Berlin.
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Archiv16/Rede/2006/03/2006-03-09-ungarisches-kulturjahr-in-deutschland-2006-2007-eroeffnet,layoutVariant=Druckansicht.html


es ist mir eine große Freude, heute gemeinsam mit Ihnen, lieber Herr Minister Bozóki, das Ungarische Kulturjahr in Deutschland zu eröffnen. 2006 und 2007 werden wir eine Fülle deutsch-ungarischer Kulturveranstaltungen erleben. Sie zeugen von den engen historischen Verbindungen, die unsere beiden Länder einen. Noch mehr aber bezeugen sie den Willen, unsere Gegenwart und Zukunft gemeinsam in die Hand zu nehmen. Das vereinigte Europa darf kein rein wirtschaftliches und politisches Gebilde bleiben. Europa muss geistig und kulturell zusammen wachsen und Gestalt annehmen. Europa muss als gemeinsamer Kulturraum für die Menschen erlebbar werden. Daran wollen wir Deutsche und Ungarn mit vereinten Kräften arbeiten.

Das Ungarische Kulturjahr in Deutschland ist eine ungarische Initiative. Ich freue mich, dass sie auf deutscher Seite ihren Widerhall findet:

Das Programm "Bipolar - deutsch-ungarische Kulturprojekte" der Kulturstiftung des Bundes will zu künstlerischen Gemeinschaftsprojekten anstiften. Damit werden neue, innovative Verbindungen zwischen der aktuellen Kulturszene in Deutschland und Ungarn geknüpft. Raum für Begegnung herzustellen ist also das gemeinsame Ziel unserer deutsch-ungarischen Kulturinitiativen.

Als Raum der Begegnung zwischen Deutschen und Ungarn ist die Akademie der Künste ein idealer Ort - hier am Brandenburger Tor, unweit der Ungarischen Botschaft. Jeder dieser drei Orte hat seine eigene Bedeutung. Zusammen bilden sie einen Dreiklang, der uns als Leitmotiv das ganze Ungarische Kulturjahr hindurch begleiten wird.

1. Die Akademie der Künste ist ein Ort der künstlerischen und kulturellen Auseinandersetzung, auch im internationalen Dialog.

Wir sind stolz auf acht namhafte ungarische Künstler, die in der Akademie der Künste aktiv sind: Sie, verehrter Herr György Konrád, waren von 1997 bis 2003 Präsident der Akademie. Imre Kertész und Péter Esterházy sind mit Ihnen Repräsentanten der Sektion Literatur. Ivan Nagel vertritt die Darstellende Kunst, Peter Eötvös und György Kurtág die Musik und George Tabori und István Szabó die Film- und Medienkunst. Ich danke Ihnen allen herzlich für Ihr Engagement. Sie dokumentieren, dass die Akademie der Künste besser ist als ihr Ruf, wie er zur Zeit in der Presse verbreitet wird. Sie sind herausragende kulturelle Botschafter Ihres Landes. Und Sie sind Brückenbauer zwischen Deutschland und Ungarn! György Konrád hat dies so ausgedrückt: "Nach dem Zusammenschluss unserer Staaten können wir die Städte der jeweils anderen, ihre großen Geister und deren Werke irgendwie als unsere eigenen betrachten."

Es wäre uns eine Ehre, wenn Sie - liebe ungarische Freunde - Berlin, unser Land und die deutsche Kultur ein Stück als Ihre Heimat betrachten würden!

2. Die Kultur-Botschafter in der Akademie der Künste finden Ihr Pendant in der - hier gegenüber liegenden - Ungarischen Botschaft. Diese Botschaft ist mehr als eine Repräsentanz Ungarns in Deutschland. Sie, lieber Herr Botschafter Dr. Peisch, und mit Ihnen, Herr Prof. Masát als Leiter des Collegiums Hungaricum, verstehen sich als aktive Mittler zwischen unseren beiden Gesellschaften. Deshalb haben Sie die Botschaft und das Collegium Hungaricum zu einem Ort des Austausches und der Begegnung gemacht. Einem Ort, der nicht nur Ihren Landsleuten, sondern auch Deutschen offen steht, um Ungarn und seine Kultur kennen und lieben zu lernen.

3. Das Brandenburger Tor beschließt den Dreiklang. Es erinnert uns an die Mauer und an das geteilte, zerrissene Europa. Heute steht das Brandenburger Tor für die Wiedervereinigung Europas. Denn vergessen wir nicht: Ohne die Überwindung der Teilung unseres Kontinents wäre eine deutsche Wiedervereinigung nicht möglich gewesen. Ungarn hat daran entscheidenden Anteil. Die Öffnung der ungarischen Grenze zu Österreich für tausende DDR-Bürger 1989 brachte schließlich die Mauer zum Einsturz. Dass dieser Prozess in Frieden vollzogen wurde, erfüllt uns bis heute mit Dankbarkeit.

Heute ist das Brandenburger Tor ein Zeichen der Freiheit, des Zusammenwachsens von Ost und West, des Miteinanders im wiedervereinigten Europa. Ich zitiere noch einmal György Konrád: Die europäische Kultur besitzt keine Grenzen. Ihre Ausstrahlung ist universeller als die europäische Politik ".

Dass wir seit 1. Mai 2004 Partner und Freunde in der Europäischen Union sind, ist keine Selbstverständlichkeit. Erinnern wir uns daran. Und nutzen wir die engen kulturellen Verbindungen zwischen Deutschland und Ungarn, um Europa als unsere gemeinsame Heimat zu gestalten!

Herzlichen Dank.