Redner(in): Angela Merkel
Datum: 17.06.2006
Anrede: Anrede,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Archiv16/Rede/2006/06/2006-06-17-wortlaut-der-video-botschaft-von-bundeskanzlerin-merkel-zum-elterngeld,layoutVariant=Druckansicht.html
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!
Herzlichen Dank für die große Resonanz auf meinen ersten Video-Podcast! Mehrere hunderttausend Mal wurde der Podcast in der letzten Woche abgerufen. Ebenso herzlichen Dank für die vielen eMails, die ich daraufhin bekommen habe. Auch wenn ich nicht alle Anfragen selbst beantworten kann: Ihre Meinung zählt - darauf können Sie sich verlassen.
Heute geht es mir um ein wichtiges Projekt, das wir am Mittwoch im Bundeskabinett beschlossen haben: das Elterngeld.
Ab Januar 2007 sollen es alle Mütter oder Väter bekommen, die ihre Kinder im ersten Lebensjahr selbst betreuen und erziehen. Wer diese Aufgabe übernimmt, hat Anspruch auf 67 Prozent des durchschnittlichen Nettogehalts, das er in den zwölf Monaten davor verdient hat - höchstens 1.800 Euro. Aber auch wer nicht erwerbstätig war, bekommt 300 Euro Elterngeld im Monat. Diese 300 Euro werden nicht auf Sozialleistungen wie das Arbeitslosengeld II angerechnet, sondern kommen hinzu.
Wichtig ist auch: Wenn sich Mutter und Vater die Betreuung ihres Kindes teilen und der Partner mindestens zwei Monate zu Hause bleibt, erhalten sie 14 statt 12 Monate Elterngeld.
Wir beschreiten damit sehr bewusst einen ganz neuen Weg. Alle Eltern müssen sich für ihre Kinder Zeit nehmen können, ohne deswegen in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten. Das Elterngeld soll es Paaren leichter machen, Ja zu Kindern zu sagen. Mehr noch: Es ist eine Anerkennung ihrer wichtigen persönlichen Erziehungsleistung.
Und die beiden "Partnermonate", wie wir sie nennen, sollen ein Zeichen setzen: Es ist nicht nur die Aufgabe eines Elternteiles, sich um das Neugeborene zu kümmern, sondern beide stehen in der Verantwortung. Ich wünsche mir, dass möglichst viele Eltern diese gemeinsame Verantwortung wahrnehmen und damit Anspruch auf die vollen 14 Monate Elterngeld haben.
Und ich wünsche mir noch etwas: Dass mehr und mehr Unternehmen ihren Mitarbeitern die Chance geben, eine Zeit lang zu Hause zu bleiben und ihre Kinder zu betreuen - ohne einen Karriereknick befürchten zu müssen.
Mit dem Elterngeld schafft der Staat eine entscheidende Voraussetzung für die persönliche Kinderbetreuung in den ersten zwölf oder vierzehn Lebensmonaten. Jetzt müssen die Unternehmen das Ihre tun, damit die berufliche Pause nicht das berufliche Aus bedeutet.
Ich weiß, dass viele Arbeitgeber längst erkannt haben: Wer Kinder erzieht, entwickelt Organisationstalent, Improvisationskünste und Kreativität - und ist damit ein Gewinn für das Unternehmen. Familienfreundliche, flexible Unternehmen sind Unternehmen mit Zukunft. Auf mittlere und lange Sicht zahlt es sich aus, Teilzeitarbeitsplätze und Betriebskindergärten zur Verfügung zu stellen, um Müttern und Vätern den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu erleichtern.
Das Elterngeld, das wir gerade beschlossen haben, ist ein wichtiger Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Jetzt müssen wir gemeinsam dafür sorgen, dass möglichst viele Paare diese Chance tatsächlich wahrnehmen können.