Redner(in): Bernd Neumann
Datum: 15.06.2006

Untertitel: Kulturstaatsminister Neumann hat in Berlin das neue, zentrale Literaturportal eröffnet: "Es ist ein Informationsdienst, durch den man sich weltweit über deutschsprachige Literatur informieren kann. Ein Mausklick genügt."
Anrede: Sehr geehrter Herr Professor Raulff, sehr geehrte Frau Kussin, sehr geehrter HerrDr. Knopp, meine sehr geehrten Damen und Herren,
Quelle (evtl. nicht mehr verfügbar): http://www.bundesregierung.de/nn_914560/Content/DE/Archiv16/Rede/2006/06/2006-06-15-rede-kulturstaatsminister-bernd-neumann-zum-literaturportal,layoutVariant=Druckansicht.html


ich freue mich sehr, heute gemeinsam mit Ihnen das Literaturportal.de starten zu können. Neben anderen Internetplattformen von nationalem Rang wie dem Kulturportal oder dem Umweltportal haben wir nun auch ein zentrales Internetportal für Literatur in Deutschland.

Ich habe die Schirmherrschaft für dieses zeitgemäße und überaus effiziente Medium der Literaturvermittlung sehr gern übernommen. Denn das Literaturportal hat einen hohen Anspruch. Es soll die Literatur und das literarische Leben in ihrer ganzen, lebendigen Fülle abbilden. Wenn sich Österreich und die Schweiz beteiligen werden - und die Anzeichen dafür sind gut - , wird es ein Literaturportal des gesamten deutschen Sprachraums sein. Ich bin überzeugt, dass es dem Literaturbetrieb wichtige Impulse geben und den Lesern wertvolle Informationen vermitteln wird. Es bringt damit die von uns allen gewünschte Vernetzung von Lesenden und Schreibenden eines gutes Stück voran. Und es eröffnet durch "links" und elektronische Suchmöglichkeiten jene internetspezifischen Vorteile, die kein gebundenes Nachschlagewerk so bieten kann. Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben, über die Sterne ", sagt Jean Paul. Literatur lässt uns an den Erfahrungen anderer teilhaben und öffnet uns neue Räume der Fantasie. Sie fordert uns zum Nachdenken auf, sie informiert und inspiriert. Das Verständnis und der Respekt für unterschiedliche Kulturen, Religionen und Lebensweisen wird dadurch gestärkt.

Das Literaturportal leistet deswegen mit seinem Angebot auch einen Beitrag zur kulturellen Bildung, weil es uns neue Wege zu diesen literarischen Welten anbietet. Es ist ein Informationsdienst, durch den man sich weltweit über deutschsprachige Literatur informieren kann. Ein Mausklick genügt.

Wir leben in einer Zeit, in der es vielen so scheint, als würden Literatur und Bücher nach und nach durch die neuen Medien abgelöst. Viele beunruhigt das. Dabei beweist uns das Literaturportal auf das Schönste, dass das Internet gar keine Gefahr für unsere gewachsene Buchkultur ist. Im Gegenteil: Die neuen Medien lassen sich nicht nur zur Förderung des altbewährten Mediums Buch einsetzen. Sie sind schon längst auch zu eigenen Vermittlungswegen des literarischen Wortes geworden.

Mit dem Literaturportal erhalten wir ein Medium, um noch gezielter und effektiver für die deutsche Literatur werben zu können. Es ist auch ein

Botschafter deutscher Kultur im Ausland und trägt zur Stärkung der Stellung der Literatur in Deutschland.

Angesichts dieser kulturpolitischen Bedeutung ist es selbstverständlich, dass die Bundesregierung das Portal in den Jahren 2005 und 2006 mit 150.000 Euro gefördert hat. Aber das reicht natürlich noch nicht aus, um solch ein ambitioniertes Projekt zu finanzieren. Deswegen bin ich froh, dass der Informationsdienst "Kulturkurier" für eine Public Private Partnership gewonnen werden konnte. Diese Partnerschaft führt uns vor Augen, dass auch die Wirtschaft ihre kulturelle Verantwortung wahrnimmt. Dafür bedanke ich mich ausdrücklich. Vor allem danke ich aber dem Deutschen Literaturarchiv ganz herzlich dafür, dass es die Verantwortung für dieses Projekt übernommen hat. Es wird mit dieser Initiative wieder einmal seinem Ruf gerecht als eines der großen geistigen Zentren für Literatur in unserem Land.

Doch auch andere literarische Einrichtungen von nationaler Bedeutung haben sich um den Aufbau des Literaturportals verdient gemacht. Die Partnerschaft des Deutschen Literaturmuseums mit dem Goethe-Institut, der Deutschen Nationalbibliothek und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sind ein sichtbares Zeichen für die Bedeutung, die die wichtigsten deutschen Einrichtungen der Überlieferung und Vermittlung von Kultur dem neuen Literaturportal beimessen.

Auch diesen Institutionen möchte ich herzlich für ihre Mitwirkung danken. In der Einrichtung dieses Literaturportals kommt der Wille der deutschen Kulturträger zum Ausdruck, die Vermittlung von Literatur als nationale Angelegenheit zu betrachten. Und nicht zuletzt zeigt sich in ihm das Selbstverständnis Deutschlands als Kulturnation.

Alle Literaturbegeisterten und diejenigen, die es werden wollen, möchte ich nun zu einer virtuellen Literaturwanderung durch Deutschland einladen.

Setzen Sie die Feststellung Kurt Tucholskys in die Tat um: "Der Leser hat´s gut; er kann sich seine Schriftsteller aussuchen." Suchen Sie nach Autorinnen und Autoren, nach Vorträgen, Ausstellungen, Lesungen. Ich wünsche Ihnen viele überraschende und interessante Entdeckungen.